Valhalla: Thriller (German Edition)
National Geographic«, sagte John. »Es soll eine Serie über die arktischen Länder produziert werden, und wir wollten hier draußen ein paar Nordlichter aufnehmen. Bisher leider ohne Erfolg.«
»Verstehe. Na, ich kann Ihnen Entwarnung geben. Das Wetter klart auf. Spätestens morgen dürfen Sie mit klarem Himmel und wunderbarer Aussicht rechnen.« Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. »National Geographic, soso. Nun, dann will ich Sie nicht länger belästigen und wünsche Ihnen guten Appetit. Hier drin riecht es wirklich köstlich. Vielen Dank für Ihre Hilfsbereitschaft. Falls Sie doch noch etwas hören oder sehen sollten: Sie wissen ja, wo Sie mich erreichen. Ein schönes Weihnachtsfest noch.« Er verabschiedete sich mit einem knappen Händedruck und verschwand dann in der arktischen Dunkelheit. Die Tür fiel ins Schloss.
Eine Weile warteten sie noch, dann atmeten alle erleichtert auf. »Puh«, sagte Roberto. »Das ist ja noch mal gutgegangen. Als ich ihn zuerst sah, dachte ich, mit dem Kerl ist nicht gut Kirschenessen. Aber eigentlich war er ganz nett.«
»Nett ja, aber das Kraut, das er raucht, ist furchtbar.« Ilka drückte die Zigarette aus und schob den Aschenbecher fort.
»
Viceroy
. Habe ich noch nie leiden können.«
Hannah sah seine Karte auf dem Tisch liegen. Ihr Gefühl sagte ihr immer noch, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Sie konnte es nicht erklären, aber sie glaubte, dass er nicht das war, was er zu sein vorgab.
Hiroki schien ihrer Meinung zu sein. Er war die letzten Minuten sehr schweigsam gewesen, saß hinter seinem Laptop und starrte mit konzentriertem Blick auf den Monitor.
»Leute, ich glaube, das solltet ihr euch mal ansehen. Ich habe die Daten auf der Karte sicherheitshalber mal abgecheckt, und das Ergebnis gefällt mir gar nicht.«
»Wieso, was ist los?«, fragte John.
»Es gibt keinen Viktor Primakov in der Gravosk-Bergbaugesellschaft, und die Nummer stimmt auch nicht. Aus einer Intuition heraus habe ich mich mal in das Sicherheitsnetzwerk von EMERCOM gehackt. Ihr erinnert euch, der Verein, der die Schirmherrschaft über das Valhalla-Projekt übernommen hat? Ich bin zwar auch dort nicht direkt fündig geworden, aber über ein paar Umwege bin ich an die Personalien einiger externer Mitarbeiter gekommen, die dem obersten Leiter unterstehen. Die Daten sind ziemlich gut verschlüsselt. Wollt ihr mal sehen, auf wen ich da gestoßen bin?« Er drehte den Laptop zu ihnen herum. »Immerhin stimmt der Name.«
Das Gesicht war unverkennbar das ihres Besuchers. Ein bisschen jünger, aber mit demselben scharfkantigen Profil.
Hannah fühlte, wie sich ihr Herz verkrampfte. »Major Viktor Primakov«, las sie. »Ehemaliger Mitarbeiter des
Sluschba Wneschnei Raswedki
.«
»Der SWR war der russische Dienst für Außenaufklärung, zuständig für Außeneinsätze und Auslandsspionage, und in etwa vergleichbar mit dem britischen MI 6 oder dem amerikanischen CIA .« Hiroki lächelte grimmig. »Unser lieber Freund war ein ganz hohes Tier beim Geheimdienst und arbeitet jetzt für Generaloberst Sergej Fradkov, den leitenden Militärberater der Zivilschutzbehörde EMERCOM . Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich habe da ein ganz mieses Gefühl. Wenn ihr mich fragt, wir sollten lieber zusehen, dass wir von hier weg…«
Er hatte noch nicht ausgesprochen, als ein Zischen über ihren Köpfen ertönte, gefolgt von einem markerschütternden Scheppern. Einer der Töpfe flog vom Regal und landete direkt vor ihnen auf dem Tisch, in seiner Mitte ein ausgefranstes Loch. Wie benommen starrte Hannah auf den deformierten Topf, als die Hütte plötzlich in gleißendes Licht getaucht wurde. » HIER SPRICHT MAJOR PRIMAKOV : ERGEBEN SIE SICH UND KOMMEN SIE MIT ERHOBENEN HÄNDEN AUS DER HÜTTE . IHNEN WIRD NICHTS GESCHEHEN . SOLLTEN SIE SICH WEIGERN , WERDEN WIR DAS FEUER ERÖFFNEN . ICH WERDE JETZT LANGSAM VON ZEHN RUNTERZÄHLEN …«
Atemloses Schweigen. Es war, als habe in der Hütte jemand schlagartig den Ton abgestellt. Das Entsetzen in ihren Gesichtern war nicht gespielt.
» ZEHN …«
»Ich wusste es«, zischte Hannah. »Ich hatte schon die ganze Zeit so ein komisches Gefühl.«
» NEUN …«
»Was machen wir denn jetzt?« Hiroki sah aus, als müsse er sich gleich übergeben. »Wir können doch nicht …«
»Weg hier, schnell«, stieß John aus. »Unsere Sachen sind gepackt, die Schlittenhunde angeschirrt. Machen wir, dass wir hier wegkommen.«
»Und wohin, wenn ich fragen
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