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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Zeit wurde knapp.
    Auf allen vieren durch den Schnee robbend, versuchte John, zu Arkadij durchzukommen, doch Primakov schien seine Gedanken erraten zu haben und überzog das Schneefeld mit einer Garbe aus Kugeln. Eines der Geschosse streifte Johns Stiefel und entlockte ihm einen unterdrückten Schrei. Das war knapp gewesen, verdammt knapp.
    Zu allem Überfluss starteten jetzt auch noch die Turbinen des Helikopters. Primakov machte Anstalten, einzusteigen. Positionslichter blitzten auf. Schneller und schneller rotierten die Rotoren.
    Was wollte er? Verstärkung holen? Um die Hütte herumfliegen und sie von der anderen Seite unter Beschuss nehmen? Wenn das geschah, war es aus. Sie saßen hier wie auf dem Präsentierteller. Die Schlittenhunde wären nicht in der Lage, einem Hubschrauber zu entkommen.
    John brach der Schweiß aus. Der Schneeanzug behinderte ihn. Er fühlte sich eingeengt, eingesperrt in ein Gefängnis mit elastischen Wänden. Schneller und schneller drehten sich die Rotoren und peitschten dabei Eis und Schnee in die Luft. Schlagartig wurde die Luft trübe, als habe man sie in ein Glas Milch getaucht. Stroboskopartige Lichter und wabernde Schemen zuckten wild durcheinander. Der Lärm schwoll auf ein ohrenbetäubendes Maß an. Johns Gedanken rasten fieberhaft in verschiedene Richtungen. Wenn es einen passenden Moment für die Flucht gab, dann war er jetzt da. Mehr als diese eine Chance würden sie nicht bekommen.
    Elastisch wie ein Weidenbogen schnellte er aus seinem Versteck hervor, feuerte eine Kaskade von fünf Schüssen auf den startenden Helikopter ab und rollte sich dann zur Seite. Er wusste nicht, ob er etwas getroffen hatte, hoffte aber, dass ihm das zumindest etwas Zeit verschaffen würde. Die Schüsse aus seiner Pistole wurden umgehend von einem metallischen Pling-pling-pling beantwortet. Überall um ihn herum blitzten Mündungsfeuer auf, doch keiner der Schüsse kam auch nur annähernd so nahe wie der erste. Es war wie ein Duell mit verbundenen Augen. Interessanterweise schien der Helikopter nicht höher zu steigen. Im Gegenteil. Nach einem Moment des Aufstiegs sank er wieder ab. John hob verwundert den Kopf. Hatte er vielleicht ein lebenswichtiges Teil getroffen? Er sandte zur Sicherheit drei weitere Schüsse in die betreffende Richtung und rannte dann zu Arkadij hinüber. Er fand den Russen, halb eingegraben, seine Flinte im Anschlag. »Nicht schießen, ich bin’s, John.« Er hob die Hände und ließ sich neben ihn in den Schnee fallen.
    Arkadij starrte ihn an, seine Augen weit aufgerissen. Seine Bewegungen wirkten verlangsamt, sein Blick war unstet.
    John sah gleich, dass mit ihm etwas nicht stimmte. »Los geht’s, weg hier«, stieß er aus. »Es ist unsere einzige Chance. Solange die Rotoren den Schnee verwirbeln, können sie uns nicht sehen.«
    »Lauf du nur. Ich bleibe hier und gebe dir Feuerschutz.«
    »Unsinn, sie werden dich erwischen. Hoch mit dir und dann nichts wie zu deinen Hunden.« Er stand auf und zog den Russen auf die Füße.
    Arkadij schien irgendwie nicht ganz bei sich zu sein.
    »Was ist los mit dir?«, fragte John. »Warum …« Dann sah er es. Sein Magen verkrampfte sich. Auf Arkadijs Schneeanzug schimmerte ein hässlicher, feuchter Fleck. Nicht rot, sondern dunkel, beinahe schwarz.
    Ein Bauchschuss.
    John hielt den Atem an. »Du bist getroffen.«
    »Nichts Schlimmes, aber ich fürchte, ich werde nicht mit dir mitkommen können. Ich werde so lange aushalten, bis du verschwunden bist, und mich dann ergeben.« Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. »War schön, dich kennengelernt zu haben, John Evans. Grüß die anderen von mir, besonders die nette Dänin und den kleinen Japaner. Ich fürchte, ich werde meine Schuld ihm gegenüber doch nicht mehr einlösen können.«
    John sah auf den Fleck und presste die Lippen zusammen. Arkadij hatte recht. Mit so einer Verletzung würde er nirgendwohin gehen. Er gehörte in ein Krankenhaus, und zwar schnell. Behutsam legte er ihm die Hand auf die Schulter.
    »Das hast du schon getan. Ich bin sicher, Hiroki wird es verstehen. Und was dich betrifft: Sobald ich weg bin, streckst du die Waffen und ergibst dich, einverstanden? Wenn du dich kooperativ zeigst, werden sie dir nichts tun, immerhin gehörst du nicht direkt zu unserem Team. Und es sind deine Landsleute, vergiss das nicht.« Er bemühte sich zu lächeln, doch es war ein armseliger Versuch. Er hatte eine dunkle Ahnung von dem, was Arkadij blühen könnte, wenn Primakov

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