Valhalla: Thriller (German Edition)
nicht sterben. So schnell stirbt bei uns niemand. Du wirst sehen, in null Komma nichts haben wir dich wieder zusammengeflickt. Dann wirst du uns alles über diese Leute erzählen.«
»Einen Scheiß werde ich. Ich … verrate meine Freunde nicht.«
»Wer redet denn hier von Verrat? Nur ein paar kleine Informationen, das ist doch nicht zu viel verlangt. Sieh es einfach als kleine Anzahlung auf dein zukünftiges Leben. Was meinst du?«
»Leck mich am Arsch.«
»Immer noch ein bisschen angriffslustig, wie? Na, das lob ich mir. Aber das solltest du dir für später aufheben. Ich verfüge über Mittel und Wege, dich zum Sprechen zu bringen. Manche sind angenehm, manche nicht so sehr.« Er grinste.
»Bajstrjuk!«
Viktor lachte. »Ach, mein lieber Arkadij, wenn du wüsstest, wie sehr ich mich auf die Stunden mit dir freue. Du und ich, wir werden noch richtig gute Bekannte werden, da bin ich mir sicher. Und bis dahin solltest du deine Kräfte schonen und lieber darüber nachdenken, was du mir von deinen neuen Freunden erzählen willst.«
40
H annah ergriff die Leichtmetallleiter und setzte ihren Fuß auf die unterste Sprosse. Durch ihre dicken Handschuhe konnte sie kaum etwas ertasten. Das dünne Klettergerät schaukelte bedenklich von einer Seite zur anderen.
Sie zögerte.
»Nicht nachdenken, einfach klettern«, rief Ilka von oben herab. »Eine Sprosse nach der anderen, und ein bisschen plötzlich, wenn ich bitten darf.«
Hannah biss die Zähne zusammen und griff nach oben. Hand über Hand, Fuß über Fuß. Und tatsächlich, die Schaukelei hörte auf.
»Na also, geht doch. Musstest du in der Sahara nie in irgendwelche Höhlen steigen?«
»Nicht mit so einer Leiter«, entgegnete Hannah.
Außerdem erwarte ich ein Kind, du blöde Kuh, da ist man nicht mehr so beweglich.
Aber sie behielt den Gedanken für sich, schließlich wollte sie vor den anderen nicht wie eine keifige Ziege dastehen. Sie hatte keine Behinderung, sie war einfach nur schwanger.
Und dann begibst du dich in so ein Abenteuer
?
Solltest du nicht mehr Verantwortung tragen und dich um dein Baby kümmern?
»Aber das tue ich doch«, murmelte sie. »Ich trage Verantwortung. Für mich, für mein Kind, für jeden gottverdammten Bewohner auf diesem Planeten. Und jetzt halt dein Maul und kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten.«
Die Stimme verstummte, just zu dem Zeitpunkt, als Hannah die oberste Sprosse erreichte. Roberto ergriff ihre Hand und zog sie zu sich heran. »
Meo Anjo
, schau dir an, wie deine Augen funkeln. Wie eine Löwin, die gerade eine Antilope erlegt hat.«
»Ist bloß die Anstrengung …«, sagte Hannah und warf einen scharfen Blick hinüber zu Ilka. Doch die Dänin schien sie gar nicht zu bemerken. Sie war ganz konzentriert, zusammen mit Hiroki die Expeditionsausrüstung zusammenzustellen. Hannah beschloss, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Vielleicht war sie einfach nur dünnhäutiger und reizbarer geworden.
Ihre Gedanken wanderten zu John. Sie spähte in die Ferne, dorthin, wo die Flutlichter des Helikopters den Horizont mit Licht erfüllten. Seit ihrer überstürzten Flucht war keine Minute vergangen, in der sie nicht an ihn gedacht hatte.
»Irgendetwas Neues?«, fragte sie.
»Du meinst, seit die Schüsse gefallen sind?« Roberto schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste.«
»Ich mache mir so große Vorwürfe. Wir hätten die beiden nicht allein lassen dürfen.«
»Wir haben genau das Richtige getan«, sagte Roberto. »Wir hätten gegen diese gut ausgebildeten Soldaten nicht den Hauch einer Chance gehabt. Sie hätten uns alle gefangen genommen, und das wäre dann das Ende unserer Mission gewesen. Wäre dir das lieber?«
Sie presste die Lippen zusammen. »Natürlich nicht. Aber ich denke immer darüber nach, ob es nicht vielleicht eine andere Möglichkeit gegeben hätte.«
»Welche denn?« Roberto sah sie mitfühlend an. »Ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass John sehr vorausschauend gewesen war, als er uns zur Flucht verholfen hat. Außerdem wärst du nie in der Lage gewesen, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Er ist fast noch starrköpfiger als du.« In der Dunkelheit konnte Hannah ein schwaches Lächeln erkennen. »Um ehrlich zu sein, ich war ziemlich eifersüchtig, als ich hörte, dass ihr beide ein Paar seid. Seit unserer ersten Begegnung habe ich nicht aufgehört, mir einzubilden, dass das mit uns noch etwas werden könnte – eines Tages. Mittlerweile habe ich meine Meinung geändert. Er ist
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