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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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studiert habe. Danach habe ich etliche Jahre in der Sahara mit der Entschlüsselung der Felsmalereien im Süden Algeriens verbracht, ehe mich mein Weg zurück nach Deutschland und Kambodscha geführt hat, wo ich zurzeit an einem größeren Projekt in der Tempelstadt Angkor mitarbeite. Eine merkwürdige Verkettung von Umständen ließ mich die Bekanntschaft von Norman Stromberg machen, in dessen Diensten ich momentan stehe und der auch der Grund für mein unangemeldetes Hiersein ist. Wer von Ihnen dem großen Mann schon einmal begegnet ist – das dürfte für die meisten von Ihnen zutreffen –, der wird wissen, dass man bei ihm nie vor Überraschungen sicher ist. Nicht nur, dass man ihm ein untrügliches Gespür für Reliquien, Schätze und Heiligtümer nachsagt, er besitzt auch einen höchst seltsamen Humor. Nehmen Sie zum Beispiel mich. Welcher normal denkende Mensch würde auf die Idee kommen, eine verschrobene Mittvierzigerin, die warmes Klima und scharfes Essen schätzt, in eine lebensfeindliche Umgebung aus Eis und Schnee zu verpflanzen und ihr dabei zuzusehen, wie sie sich inmitten eines gut aufgestellten Teams bewährt. Das Ganze erinnert ein bisschen an die Ratte im Labyrinth, finden Sie nicht? Wie gesagt, es gehört eine ordentliche Portion schwarzen Humors dazu, sich das vorzustellen.«
    Ein paar Lacher ertönten, in vielen Gesichtern war ein Lächeln zu sehen. Offenbar hatte sie den richtigen Ton gefunden.
    »Andererseits ist es genau das, was wir erwarten, wenn wir für einen Mann wie Stromberg arbeiten, oder? Also nicht unbedingt diese Form von Humor, daran wird man sich nur schwer gewöhnen, aber seine Art, zu denken und zu handeln. Seien wir doch mal ehrlich: Gemütlich sieht anders aus. Wenn wir auf Ruhe und Ereignislosigkeit Wert legten, hätten wir einen Job an der Uni oder in einer großen Firma angenommen. Wir hätten feste Arbeitszeiten, ein geregeltes Gehalt, Familie, Eigenheim und Urlaub, wie jeder normale Angestellte auch. Wir würden regelmäßig publizieren und uns eines Tages mit einer schönen Abfindung und einem warmen Händedruck in die Rente verabschieden. Irgendjemand unter Ihnen, der das als sein Lebensziel auserkoren hat? Ich bitte um Handzeichen. Na kommen Sie, nicht so schüchtern.« Sie blickte in die Runde, doch niemand meldete sich. Viele lächelten, schauten sich an und zuckten die Schultern. Offenbar wusste niemand so recht, worauf diese seltsame Frau aus Deutschland eigentlich hinauswollte.
    »Das dachte ich mir«, sagte Hannah und nickte. »Die Frage ist also, warum sind wir hier? Ist es, weil die Bezahlung so außerordentlich gut ist? Nicht unbedingt, oder? Zumindest in meinem Fall kann ich nicht behaupten, den Jackpot geknackt zu haben. Es reicht, um sich hin und wieder etwas zu leisten zu können und, wenn ich Glück habe, etwas beiseitezulegen. Was dann? Ruhm und Macht? Na gut, vielleicht irgendwann mal. Zumindest diesen Traum habe ich noch nicht zu Grabe getragen …« Wieder lachten einige. Jetzt schon deutlich mehr.
    »Nein, Herrschaften, ich denke, uns treibt etwas anderes an. Wir genießen es, vor Fragen zu stehen, die wir nicht beantworten können. Wir lieben die Ungewissheit, das Risiko und das Abenteuer. Was uns reizt, ist das Unbekannte. Wenn Sie also das Risiko in Kauf nehmen wollen, mich in Ihren Reihen zu dulden, dann verspreche ich Ihnen, mein Wissen und meine Erfahrung mit Ihnen zu teilen und alles daranzusetzen, dieses Projekt zu einem Erfolg werden zu lassen. Ich verspreche Ihnen auch, dass ich mich bemühen werde, nicht im Weg herumzustehen und Ihnen meine Meinung aufzuzwingen – obwohl das eine besondere Spezialität von mir ist.« Sie lächelte. »Sollten Sie also an meinem Urteil interessiert sein, fragen Sie mich einfach. Dann werden Sie feststellen, dass Sie davon mehr bekommen werden, als Ihnen lieb ist. Und mit diesen salbungsvollen Worten bin ich auch schon am Ende. Ich hoffe, dass ich Sie nicht genervt habe, und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.«
    Wohlwollender Applaus setzte ein. Irgendwie schien sie einiges richtig gemacht zu haben. Selbst Gjertsen, der normalerweise knurrig dreinblickte, stand mit verschränkten Armen neben dem Buffet und lächelte ihr zu. Einige Leute prosteten zu ihr herüber, einer von ihnen überreichte ihr sogar ein gut gefülltes Weinglas.
    Der Damm war gebrochen.
    »Nette kleine Rede«, raunte Moreau ihr von der Seite zu. Der Franzose hob sein Glas und stieß mit ihr an, aber die Freundlichkeit war nur

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