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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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einzelne Gesteinsstücke abplatzen und in die Gegend fliegen.«
    Alle hielten sich an die Empfehlung. Alle, bis auf den Kameramann, der den historischen Augenblick mit seinem Hochleistungscamcorder festhielt, und den Techniker, der das Gerät bediente.
    »Die hydraulische Pumpe erzeugt einen Druck von 700 bar, der hier über die Schläuche in die Spreizer gepresst wird«, erläuterte Moreau mit Blick zur Kamera. Ihm war deutlich anzusehen, wie sehr er seinen Auftritt genoss. Vermutlich rechnete er sich jetzt schon im Hinterkopf die Tantiemen aus, die ihm aus den Lizenzgeschäften mit den Fernseh- und Werbeverträgen zufließen würden.
    »Wir gehen davon aus, dass es sich bei diesem Bauwerk um eine Brandschutzmauer handelt, die verhindern soll, dass etwaige Feuer auf andere Stadtteile übergreifen können. Wie man an den rußigen Stellen sieht, eine durchaus berechtigte Sorge. Wenn also Feuer in dieser Stadt ein Problem war, müssen wir davon ausgehen, dass viele der Gebäude aus Holz bestanden haben. Nur, wo ist dieses Holz? Bisher haben wir nichts weiter als Steinwälle gefunden. Eine interessante Frage, auf die wir hoffentlich nach Öffnung dieses Tors eine Antwort erhalten werden.«
    Moreau wirkte sachlich und professionell, dass musste Hannah ihm lassen. Wie er die Fragen und Zusammenhänge erklärte und dabei die Kamera umschmeichelte, das war schon gekonnt. Andererseits war vieles von dem, was er sagte, blanke Spekulation. Zum Beispiel die Sache mit dem Ruß. Gewiss, auf den ersten Blick sahen die dunklen Stellen aus, als wären sie verbrannt, doch Hannah hatte schon viele Arten von Ruß gesehen, und das hier war keine davon. Vielleicht würde eine gründliche Untersuchung ergeben, dass es sich in Wirklichkeit um einen Befall von mikroskopisch kleinen Pilzen oder Flechten handelte, wie sie oft in kühlen und feuchten Gebieten zu finden waren. In diesem Fall wäre auch die Theorie von der Brandschutzmauer überholt, wie Moreau sie so vollmundig vertrat, und es handelte sich um nichts anderes als eine natürliche Abgrenzung einzelner Stadtteile oder Tempelgebiete, wie man sie zum Beispiel in Angkor oder in Babylon fand.
    Vorschnelle Theorien waren eine heikle Angelegenheit. Einmal ausgesprochen, wurde man immer wieder darauf zurückgeworfen, selbst wenn man seine Ansichten irgendwann revidierte. Im Gedächtnis der Medien ging nichts verloren, und dieser Fund war bei weitem zu wichtig, um sie irgendeinem vorpreschenden, profilierungssüchtigen Medienstar zu opfern. Vor diesem Hintergrund empfand sie die Nominierung Moreaus zum leitenden Archäologen nicht nur als Fehler, sondern geradezu fahrlässig.
    Die Maschine lief jetzt auf Hochtouren. Das Jaulen des Motors bildete einen schmerzhaften Kontrast zu der ehrwürdigen Ruhe, die über der versunkenen Stadt lag. Der Druck, der über die Leitungen aufgebaut wurde, entlud sich in den Spreizern, von denen mittlerweile ein deutlich hörbares Knirschen ausging. Alle Forscher – Hannah eingeschlossen – traten noch mal einen Schritt zurück. Der Ingenieur, der als Einziger geschützt war, weil er hinter der Pumpe stand, warf einen Blick auf die Messinstrumente und hob den Daumen. Alles im grünen Bereich. Plötzlich erklang ein dumpfes Knacken, so als würde ein Gletscher brechen.
    Rufe ertönten. Manche blickten sorgenvoll nach oben und hielten ihre Hände über den Kopf. Doch als klar war, dass von oben keine Gefahr drohte, entspannten sie sich. Es war der Spalt in der Tür, der schlagartig breiter geworden war.
    »Ruhe, meine Herrschaften, bitte Ruhe.« Moreau stand mit ausgebreiteten Armen auf einem Steinblock. Er sah aus wie ein Prediger, der zu seiner Gemeinde sprach.
    »Es besteht keine Gefahr. Das Knacken wurde lediglich durch die Belastungsspannung innerhalb der Steinplatten hervorgerufen. Es ist alles in Ordnung. Die Hydraulik hat den Widerstandspunkt überwunden, die Tür wird sich nun leichter öffnen lassen. Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben, das Schlimmste ist überstanden.«
    Hannah spürte, wie sich ihr Puls beruhigte. So albern Moreaus Auftritt auch war, seine Worte verfehlten nicht ihre Wirkung. Die Spreizer schoben die beiden Steinplatten mit einem Minimum an Arbeitsaufwand auseinander, und bald war die Öffnung so groß, dass ein einzelner Mann bequem hindurchgehen konnte. Durch die Öffnung blies ihnen ein kühler Luftstrom entgegen. Der Geruch war anders als auf ihrer Seite. Klinisch, antiseptisch, tot. Ein Geruch, der so neutral und

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