Valhalla: Thriller (German Edition)
große Motoren stand. Alle Fünfzehnjährigen taten das, besonders aber diese jungen, hübschen Dinger aus der Ukraine. Mit ihrem mädchenhaften Äußeren, den hohen Wangenknochen und den ausgeprägten Rundungen war Alyosha die personifizierte Sünde. Da spielte es auch keine Rolle, dass sie noch nicht volljährig war. Im Gegenteil. Bei dem Gedanken daran, was sie letzte Nacht mit ihm veranstaltet hatte, sackte sein Fuß noch ein Stückchen tiefer aufs Gaspedal. Der Wagen beschleunigte auf über 160 Stundenkilometer und duckte sich dabei wie eine Raubkatze auf den Asphalt. Brücken, Häuser, Autos rasten auf sie zu und zischten wie graue Schlieren an ihnen vorbei. Zum Glück war das Wetter sonnig und die TTK an diesem späten Dienstagvormittag nicht so stark befahren wie üblich. Viktor konnte ein bisschen die Muskeln spielen lassen.
Was für eine Nacht! In der ersten Runde war er der Kleinen in puncto Ausdauer und Leistungsfähigkeit klar unterlegen gewesen. Kurz nachdem er seine erste Ladung verballert hatte, kam er sich mit seinen 42 Jahren zum ersten Mal richtig alt vor. Ausgelaugt und alt. Doch dieser Moment dauerte zum Glück nicht lange. Dank seiner körperlichen Konstitution, seiner Stamina und dem Koks, das er und Alyosha sich danach reingezogen hatten, kam er schnell wieder auf die Beine. Was dann geschehen war, hatte das Zeug zum Klassiker. Manche Dinge kamen ihm im Nachhinein so unwirklich vor, dass es ihm immer noch schwerfiel zu glauben, sie hatten all das wirklich getan. Doch das Mädchen neben ihm erinnerte ihn daran, dass er sich das nicht nur einbildete. Der Gedanke daran ließ ihn schon wieder hart werden. 10 000 Rubel für eine Nacht waren natürlich kein Pappenstiel, aber Alyosha war jede Kopeke wert. Und wer weiß, vielleicht war ja sogar noch ein Nachschlag drin?
Er warf einen prüfenden Blick in den Rückspiegel, dann nahm er die rechte Hand vom Lenkrad, öffnete seinen Reißverschluss und warf ihr einen aufmunternden Blick zu. Alyoshas mandelförmige Augen blitzten auf. Mit einem wissenden Lächeln griff sie in seine Hose, holte seinen Schwanz heraus, beugte sich geschmeidig herunter und ließ ihre Zunge darübergleiten. Viktor grinste. Die Jugendlichen heute waren ganz anders drauf als vor dreißig Jahren. Was war er in diesem Alter nur für ein verklemmter kleiner Arschkriecher gewesen. Hatte noch den Traum von Familie, Partei und Nation geträumt. Doch dann kam das Jahr 1986 und hatte alles verändert. Gorbatschow und die Perestroika hatten ihnen gezeigt, wo die goldenen Äpfel hingen und dass man ein Idiot war, wenn man sie sich nicht holte.
Während er den westlichen Autobahnring entlangfegte, ließ Alyosha ihn tief in ihren Mund gleiten. Es war ein Gefühl, als würde sein Unterleib unter Strom gesetzt. Er hatte keine Ahnung, was sie da genau mit ihrer Zunge anstellte, aber es war heiß. Pures Dynamit. Genau wie dieses Auto.
Vorsichtshalber nahm er den Fuß vom Gas und ließ den Wagen auf unter 150 km/h absacken. Dabei bemerkte er aus dem Augenwinkel das blau-weiße Milizfahrzeug, das auf der rechten Seite der nächsten Ausfahrt entlangkroch. Für einen Moment dachte er, die Milizen hätten ihn vielleicht nicht bemerkt, doch dann heulte die Sirene auf, und der Wagen schoss hinter ihnen her. Ausgerechnet jetzt, wo er fast so weit war.
Scheiß drauf. Auf die paar Sekunden mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht an. Er beschleunigte.
»Was ist los?«
»Kümmere dich nicht darum. Mach weiter.«
Sie tat es, und er kam mit einer Heftigkeit, dass er um ein Haar das Steuer verrissen hätte. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Schwer atmend lenkte er den Sportwagen auf die rechte Standspur und bremste ab, bis er stand. Er spürte das Blut durch seine Adern rauschen. Alyosha tauchte von unten auf, wischte sich über den Mund und zog dann ihren Lippenstift nach. Der Lada 2110 kam hinter ihnen zum Stillstand, und zwei übellaunig aussehende Beamte, ein junger und ein etwas älterer, stiegen aus. Ausgerechnet jetzt klingelte auch noch das Handy. Auf dem Display stand nur ein Name:
Fradkov
.
Das duldete keinen Aufschub. Viktor nahm ab.
»Ja?«
»Viktor? Hier ist Sergej. Wo steckst du gerade?«
»Auf dem Weg ins
Bosco,
frühstücken.«
»Lass es und komm her. Ich brauche dich hier.«
»Hat das nicht noch etwas Zeit? Ich habe noch nichts im Magen.« Stimmte nicht ganz, dachte er. Den letzten Schluck Wodka hatte er noch heute Morgen getrunken.
Einer der Polizisten tauchte neben ihm
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