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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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weiter den Hang hinaufgeglitten, als Arkadij vor sich im Schein der Lampe etwas sah. Ein knapper Befehl, und die Hunde hielten an. Jaulend, den Schwanz zwischen die Hinterbeine geklemmt, suchten sie seine Nähe.
    »Platz«, sagte er zu seinem Leitrüden und deutete auf den Boden. »Hinsetzen, und zwar sofort. Du passt auf, dass die anderen keine Mätzchen machen, in Ordnung? Ich werde mir das mal ansehen.«
    Der Rüde stieß ein klägliches Jaulen aus, folgte aber seiner Anweisung. Arkadij spürte die Nervosität der Tiere. Er nahm sein Gewehr von der Schulter, lud eine Patrone in den Lauf und löste die Sicherung.
    Er war noch nicht weit gekommen, als er anhielt.
    »Was zum Geier …«
    Vor ihm war Blut im Schnee. Nicht nur ein paar Tropfen, ein einziger großer Fleck. Fellbüschel lagen herum, massenweise; an einigen hingen noch blutige Hautfetzen. Er beugte sich vor, hob einen von ihnen auf und hielt ihn ins Licht. Fell, Geruch – eindeutig ein Eisbär. Das Blut war frisch, beinahe noch warm. Der Schnee in der Kampfzone war dermaßen aufgewühlt, dass keine Spuren zu erkennen waren. Ein Kampf unter Rivalen? Arkadij ging weiter und fand ein abgerissenes Ohr. Er runzelte die Stirn. Gewiss, Eisbärenmännchen fochten teilweise mit harten Bandagen um ihre Weibchen, aber erstens war dies nicht die Jahreszeit, und zweitens kämpften sie nicht auf derart grausame Art. Die Tiere wussten immer, wann Schluss war. Das hier sah aus, als wäre einer der beiden regelrecht zerfetzt worden.
    Arkadij leuchtete in die Dunkelheit. Die Blutspur führte von der Kampfzone weg in Richtung Felswand. Das Plateau erhob sich an dieser Stelle etwa zwanzig Meter über Meeresniveau, so dass es aussah, als wäre es vor Urzeiten von einer mächtigen Kraft aus den Tiefen der Erde emporgedrückt worden.
    Arkadij entschied sich, allein weiterzugehen. Seine Hunde waren dermaßen nervös, dass er ihnen keinen Gefallen getan hätte, wenn er sie mitnahm.
    Um die Hände fürs Gewehr freizuhaben, fixierte er die Lampe mit dem Gurt an seiner Stirn und richtete den Lichtkegel in die Dunkelheit.
    Trotz einsetzenden Schneefalls war die Spur gut zu sehen. Das Tier hatte sich blutend und humpelnd in die Nähe der Felsen geschleppt. Vermutlich, um dort Schutz zu suchen. Vielleicht auch, um zu sterben. Der Blutverlust jedenfalls war extrem.
    Arkadijs Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Immer wieder kreisten seine Gedanken um den seltsamen Laut, den er in der Hütte gehört hatte. Es fiel ihm immer noch schwer, zu glauben, dass das ein Ursus maritimus gewesen sein sollte. Andererseits: was sonst? Eisbären waren nun mal die größten Landraubtiere der Erde. Um ein solches Tier dermaßen zuzurichten, bedurfte es eines zweiten, noch größeren Bären. Möglich, dass er sich immer noch hier herumtrieb.
    Arkadijs Blick fiel auf seine Waffe. Die Repetierbüchse kam ihm mit einem Mal ziemlich klein und unzureichend vor. Einen wütenden und verletzten Bären würde er damit kaum aufhalten. Vielleicht sollte er doch lieber umdrehen und die Suche abbrechen. In der Ferne schimmerten die Lichter seiner Hütte. Wie warm und heimelig sie aussahen. Einen Moment lang rang er mit sich, doch dann überwog die Neugier. Er musste einfach herausfinden, was hier vorgefallen war.
    Nach einigen Metern erreichte er den Felsabbruch. Die Blutspur führte um eine hervorstehende Kante herum auf die andere Seite. Schritt für Schritt, jeden Moment mit einem Angriff rechnend, lugte er um die Felszinne.
    Was er fand, unterschied sich nicht großartig von seiner Seite. Ein sanft zum Meer hin abfallender Hang, aus dem mannsgroße, mit Schnee bedeckte Brocken ragten. Zumindest dachte er, dass es Felsen wären, bis er den Kegel seiner Lampe darauf richtete. Ein dumpfes Stöhnen erklang und ließ den Brocken erzittern.
    Arkadij hielt den Atem an. Das war kein Felsbrocken, es war der verletzte Bär. Ein mächtiges Tier, mindestens drei Meter lang. Es hatte sich bis an diese Stelle geschleppt und war dann zusammengebrochen. Die Blutspur endete bei seinen Tatzen, aber noch war er am Leben.
    Arkadij folgte einer inneren Stimme und schaltete seine Lampe aus. Auf keinen Fall wollte er die Aufmerksamkeit des anderen, zweiten Bären auf sich lenken. Die Wolken waren aufgerissen, und der zunehmende Mond warf lange Schatten über das Eis. Der Bär winselte und drehte sich zuckend und bebend auf seine Seite. Arkadij runzelte die Stirn. Den Bewegungen des Tieres haftete etwas Unnatürliches an. So, als

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