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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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würde er sich nicht aus eigener Kraft bewegen.
    Die rechte Flanke war komplett aufgeschlitzt. Die Eingeweide hingen aus dem blutdurchtränkten Fell. Dass das Tier immer noch am Leben war, grenzte an ein Wunder. Andererseits ließen Bauchverletzungen einen nur langsam sterben.
    Das arme Tier!
    Eine Woge von Mitgefühl überrollte Arkadij. Er konnte sich nicht erklären, wer diesen Bären so zugerichtet hatte, doch er wusste eines: Er durfte das Tier nicht leiden lassen. Er musste es von seinen Qualen erlösen.
    Er wollte gerade hinter seinem Felsbrocken hervorkommen, als eine erneute Bewegung den Bären erbeben ließ. Wieder hatte Arkadij das Gefühl, die Bewegung würde nicht von dem Bären ausgehen. Die linke Seite wölbte sich und platzte auf. Blut und Innereien ergossen sich über den Schnee. Dann kam etwas aus der Bauchhöhle hervor.
    Arkadij stand wie angewurzelt da. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er in die Dunkelheit. Das bizarre Schauspiel spielte sich direkt vor seinen Augen ab.
    Was immer da hervorgekrochen kam, es war groß. Nicht so groß wie der Bär selbst, aber doch deutlich größer als ein Jungtier oder ein Wolf. Ein Wolf? Blödsinn, die gab es hier nicht. Ebenso wenig wie Schneeleoparden, Pumas oder andere arktische Räuber. Aber irgendein Raubtier musste es sein, schließlich war es ihm gelungen, den König der Arktis zu besiegen. Über und über mit Blut beschmiert, krabbelte das Ding aus der Bauchhöhle des großen Jägers und fing an, an den Innereien herumzufressen. Dabei stieß es Geräusche aus, die Arkadij das Blut in den Adern gefrieren ließen. Es war das Keuchen und Husten, das er vorhin in der Hütte vernommen hatte.
    Was in drei Teufels Namen war das?
    Er tastete seinen Overall ab. Sein Fernglas hatte er natürlich nicht mitgenommen. Verdammt! Vermutlich hätte das Licht ohnehin nicht gereicht, aber einen Versuch wäre es wert gewesen. Die Umrisse des Räubers waren kaum zu erkennen.
    In diesem Moment ließ einer seiner Hunde ein Jaulen vernehmen. Sie wollten wissen, wo er steckte! Diese verdammten Narren.
    Die Kreatur fuhr herum und richtete sich auf.
    Sie war groß, unförmig. Nicht viel mehr als ein schwarzer Schatten in der Dunkelheit, aber groß.
    Arkadij hatte das Gefühl, als würde sie genau zu ihm herüberstarren. Am liebsten wäre er zurückgerannt, aber dann hätte er seine Position verraten. Was sollte er tun?
    Die Kreatur verharrte mehrere Augenblicke, dann bewegte sie sich ein Stück vorwärts.
Genau auf ihn zu
. Sie war nun kaum mehr als zwanzig Meter von ihm entfernt!
    Mit einem Schrei drehte Arkadij sich um und rannte in die Dunkelheit. Die Lampe löste sich von seinem Kopf und fiel in den Schnee. Mit weit aufgerissenen Augen rannte er, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war. Er prallte gegen einen Stein, wurde in den Schnee geschleudert, erhob sich und lief weiter. Selbst als er bei seinem Gespann angelangt war, konnte er nicht aufhören zu rennen. Seine Hunde waren erst verblüfft, dann folgten sie ihm winselnd und jaulend. Er sprang auf den Schlitten und klammerte sich am Haltegriff fest. Er brauchte nicht mal einen Befehl zu rufen, die Hunde wussten auch so, was zu tun war.
    Der Wind pfiff, und die Erde schien zu stöhnen. Oder war er das selbst? Er hatte etwas gesehen, keine Frage. Aber was war das gewesen? Eines stand fest: So etwas wie dieses Ding in der Dunkelheit durfte es nicht geben. Weder hier in der Arktis noch irgendwo sonst auf der Welt.

Teil 3
    Menschen, Göttern gleich
     
     
     

26
    Longyearbyen, einige Tage später …
    H annah zog sich die Kapuze vom Kopf, füllte ihre Lungen ein letztes Mal mit frischer, kalter Dezemberluft und betrat dann das
Kroa
.
    Wärme, Dunst und Feuchtigkeit schlugen ihr entgegen. Im Nu war ihre Brille beschlagen. Sie blieb kurz stehen, putzte die Gläser und setzte ihren Weg fort.
    Es war laut. Die Luft war geschwängert mit den Gerüchen von Fett, Bier und Tabak, und aus der Anlage dröhnte Bryan Adams’
Summer of 69
. Hannah kam sich vor, als wäre sie zwanzig Jahre in die Vergangenheit zurückgeschleudert worden. Dieser Ort war so retro, wie man es sonst nur von Studentenkneipen in Köln, Hamburg oder Berlin gewohnt war. Nichts in diesem Lokal war irgendwie modern. Weder die grob gezimmerte Bar noch die Spiegel hinter den Flaschen oder die geschmacklosen Lampen, die an Ketten von der Decke hingen. Der Boden war schmuddelig, das Essen fettig und die Bedienung derb – vermutlich genau der Grund,

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