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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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eigenes Hundegespann, Ein- und Ausspannen, Versorgen und Füttern der Tiere inbegriffen. Eine harte körperliche Arbeit, die aber dazu führte, das Gespann und Fahrer im Laufe der Zeit zu einer Einheit verschmolzen. Die Touren wurden ab Mitte März angeboten und hatten sich in den letzten Jahren zu einer wahren Goldgrube entwickelt. Der
Arctic Trail
war auf zwei Jahre ausgebucht, und das, obwohl die Anreise beschwerlich war und die Preise stetig stiegen. Doch hier war etwas zu finden, was es sonst nirgendwo gab: unberührte Natur – fernab von Luxus und Motorenlärm –, einzigartige Landschaften sowie die Nähe und Wärme der Schlittenhunde, den großartigsten Begleitern, die man sich nur wünschen konnte. Wer einmal eine solche Reise unternommen hatte, sah danach vieles mit anderen Augen. Er war wie verwandelt und für alle Zeiten immun gegen die Verlockungen der modernen Wohlstandsgesellschaft.
    Arkadij zuckte erschrocken zusammen. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er das Husten und Bellen beinahe überhört hätte. Da war es wieder. Näher als zuvor.
    Es klang wie ein Rehbock in der Brunft, nur, dass dies hier von einem bedeutend größeren Tier ausgestoßen wurde. Auch der schrille Schrei vom Anfang fehlte. Einen Eisbären oder ein Rentier schloss Arkadij aus, die machten andere Geräusche. Aber was dann? Seine Hunde waren völlig aufgebracht. Sich wie wild gebärdend, rissen sie an ihren Leinen, stießen mit den Köpfen gegen das Absperrgitter ihres Zwingers und kläfften schrill und ängstlich in die Nacht hinaus.
    Arkadij kippte den Rest Wodka in sich hinein und stand auf. Wenn seine Hunde Angst hatten, dann war das kein gutes Zeichen. Auf ihre Instinkte war Verlass.
    Rasch schlüpfte er in seinen Overall, zog Handschuhe und Stiefel an und setzte die Kapuze auf. Dann griff er nach seinem Gewehr, packte Taschenlampe, Munition und Magnesiumfackeln ein und verließ das Haus.
     
    Die dunkle Winterlandschaft empfing ihn mit schneidendem Wind. Dichte Schneeschleier fegten über den Boden. Er umrundete die Hütte und öffnete den Zwinger. Sofort waren die Hunde bei ihm. Sie sprangen an ihm hoch, leckten an seinen Handschuhen und begrüßten ihn mit freudigem Schwanzwedeln. Allein seine Anwesenheit reichte aus, um sie zu beruhigen.
    »Na, meine Freunde? Was seid ihr denn so aufgebracht? Hat euch das Geräusch beunruhigt? Ihr braucht keine Angst zu haben, ich bin ja bei euch. Wollen wir mal nachsehen, wo das hergekommen ist? Seltsame Geräusche in der Nacht, da sollte man lieber vorsichtig sein. Ich habe ja meine gute
Baikal
dabei, die wird uns schützen. Also keine Sorge.«
    Die dreieinhalb Kilogramm schwere und 116 Zentimeter lange Baikal-Bockflinte war sicherlich kein Leichtgewicht, aber mit einer Lauflänge von 72 Zentimetern wies sie eine exzellente Balance und ein gutes Schwingungsverhalten auf. Außerdem war sie vereisungsresistent, was hier draußen lebensnotwendig war.
    Arkadij spannte die Hunde vor den Schlitten, überprüfte den Sitz der Leinen und setzte das Gespann mit einem Zungenschnalzen in Bewegung.
    Der Schlitten trug ihn beständig durch die Nacht, immer weiter auf das Felsplateau im Zentrum der Insel zu. Der Schnee gab leise knirschende Geräusche von sich. Es war kaum etwas zu hören, außer dem Hecheln der Hunde und dem Gleiten der Kufen. Die Luft roch nach Schnee. Bald schon würden neue Niederschläge fallen und die Spuren verdecken, wenn es denn welche gab. Arkadij zweifelte mittlerweile an seiner Entscheidung. Weder hatte er das Geräusch noch einmal gehört, noch war ihm irgendetwas in den Lichtkegel seiner Lampe geraten, was die seltsamen Laute erklären konnte.
    Das Navigieren war schwierig. Für die Richtung musste er seine Erinnerung bemühen, und die konnte ihm bestenfalls einen groben Anhaltspunkt liefern. Als er im Haus gewesen war, hatte er das Geräusch in östlicher Richtung vermutet; nun war er sich nicht mehr sicher. Wenn es tatsächlich ein Tier gewesen war, bestand die Wahrscheinlichkeit, dass es ihn längst gesehen hatte und über alle Berge verschwunden war. Blieb der Geruchssinn seiner Hunde. Die Tiere waren merklich nervös und wechselten von Zeit zu Zeit die Richtung. Das taten sie nur, wenn sie Witterung aufgenommen hatten. Normalerweise ließ er ihnen so ein Verhalten nicht durchgehen, doch heute war er froh, sie dabeizuhaben. Wenn in dieser menschenleeren Wildnis wirklich etwas war, so würden sie es finden.
    Der Schlitten war ein paar hundert Meter

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