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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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weswegen der Laden bei den Leuten so gut ankam. Und natürlich, weil das Kroa neben dem Café Venezia die einzige Möglichkeit war, abends abzuhängen und Freunde zu treffen.
    Wie überall in der Stadt war auch das Kroa für das bevorstehende Weihnachtsfest dekoriert worden. Kugeln, Luftschlangen, Lametta, ausgestopfte Nikoläuse und farbige Lampions verunstalteten Wände und Decke, und nicht wenige Gäste waren mit roten Zipfelmützen und Punschtassen bewaffnet. Es wurde gelacht, gesungen und diskutiert. Vorn an der Bar war das Gelächter am lautesten. Ein paar hartgesotten aussehende Kerle lieferten sich ein Saufduell mit einer zierlich gebauten Blondine, wobei die Wetteinsätze gerade rapide nach oben zu klettern schienen. Hannah ließ ihren Blick über die Köpfe schweifen, konnte aber kein bekanntes Gesicht erkennen. Sie war vermutlich mal wieder die Erste. Der Fluch ihres Lebens – immer ein bisschen zu früh. Sie bestellte einen Früchtetee, bezog eine strategisch günstige Position nahe der Tür und beobachtete das Treiben im Lokal.
    Unwillkürlich musste sie über ihren Bauch streichen. Schon seltsam, wieder hier zu sein. Fast als wäre es ein anderes Leben. Hätte ihr jemand ins Gesicht gesagt, dass sie, nach allem, was vorgefallen war, einen Monat später wieder hier sein würde, sie hätte ihn für verrückt erklärt. Aber ihr blieb keine Wahl, sie musste es tun: für sich, für das Baby. Und die Uhr tickte.
    Hiroki hatte zugesagt zu kommen, Roberto ebenfalls, und Johns Aussage nach war auch die Bergsteigerin und Eisexpertin Ilka Svensgaard mit von der Partie. Hannah kannte die Dame nicht persönlich, hatte aber schon viel Interessantes über sie gehört. John, Hiroki und Roberto wohnten im Radisson Blu Polar, während Hannah erneut im Polarrigg Quartier bezogen hatte. Mit Edda stand sie inzwischen schon auf solch freundschaftlichem Fuß, dass sie ihre Bedenken, Hannahs neue Identität betreffend, ausräumen und sie bitten konnte, über ihre Wiederkehr Stillschweigen zu bewahren. Wo Ilka untergekommen war, wusste sie nicht, geschweige denn, ob sie überhaupt schon eingetroffen war.
    John war mit den beiden anderen Männern losgezogen, um Proviant und Waffen zu besorgen, hatte aber versprochen, pünktlich hier zu sein. Treffpunkt war das Kroa, Freitag, den 21. Dezember, 19:00 Uhr. Heute.
    Jetzt
.
    Sie nippte an ihrem Tee und blickte weiter in die Runde, als plötzlich die Tür aufging und drei dick gepolsterte Gestalten die Kneipe betraten. Wie die Orgelpfeifen standen sie im Eingang, sahen sich kurz um und streiften dann ihre Kapuzen ab. Hannah stellte die Tasse ab und fiel John um den Hals. Lachend und küssend begrüßte sie erst ihn und danach die beiden anderen. »Hiroki, Roberto, wie geht es euch? Kommt mir eine halbe Ewigkeit vor, dass wir uns zuletzt gesehen haben.«
    »Es
ist
eine halbe Ewigkeit«, sagte Hiroki, der in seiner gelbschwarz gestreiften Schneejacke wie die Biene Maja aussah. »Elf Jahre, um genau zu sein. Ich war damals in Frankfurt, um dich und deinen Assistenten mit moderner Satellitentechnologie auszustatten, erinnerst du dich?«
    »Allerdings«, sagte Hannah und lachte. »Ich weiß noch, wie du gefroren hast.«
    »Es war schrecklich«, sagte Hiroki. »Es war Februar, und es pfiff wie Hechtsuppe, besonders unten, um die Wolkenkratzer herum. Aber verglichen mit den Temperaturen hier war das ja der reinste Sommerspaziergang. Apropos, wie findest du meine Schneejacke? Sieht klasse aus, oder?« Er drehte sich im Kreis und gab so Hannah Gelegenheit, über eine passende Notlüge nachzudenken. »Todschick, wirklich«, sagte sie. Mehr fiel ihr auf die Schnelle nicht ein, doch offenbar reichte das schon. Hiroki strahlte, wie nur einer strahlen konnte, der schon seit langem kein Kompliment mehr von einem weiblichen Wesen bekommen hatte. »Von einem Ausstatter hier in der Stadt. Ich dachte mir: Die besten Sachen bekommst du vor Ort. Endlich ist mir warm. Etwas zu warm, wenn ich ehrlich bin, besonders in dieser Umgebung.«
    Lachend wandte Hannah sich Roberto zu. Der Brasilianer hatte bisher noch kein Wort gesagt und sie stattdessen mit seinen braunen, seelenvollen Augen angesehen.
    »Olá, Hannah.«
    »Olá, Roberto. Du ahnst gar nicht, wie sehr ich mich freue, dass du meiner Einladung gefolgt bist.« Sie trat auf ihn zu und schloss ihn in die Arme. Roberto war einer ihrer ältesten Freunde. Es tat gut, ihn bei sich zu haben, besonders an einem Ort wie diesem. Wo Roberto war, schien immer

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