Valhalla: Thriller (German Edition)
Raumes. Hannah folgte seinem Blick, konnte aber wegen der vielen Leute nichts erkennen.
»Was ist los?«, fragte sie.
»Ich habe da so einen Verdacht«, sagte er. »Was haltet ihr von einem kleinen Besuch an der Bar? Schnappt euch eure Gläser und folgt mir.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, stand er auf und pflügte durch die Menge. Die Leute wichen auseinander, als John, Hannah, Hiroki und Roberto der Bar zustrebten.
Der Platz vorne wurde von einer Menge stämmiger, verwegen aussehender Männer belagert, die wilde Rufe ausstießen und mit Geldscheinen in der Luft wedelten. Norweger, wie es schien. Die Stimmung war ausgelassen, und es herrschte große Aufregung.
Hannah verstand kein Norwegisch, doch ihr war auch so klar, dass da irgendwelche Wetten liefen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, konnte aber hinter den turmhohen Kerlen nichts erkennen.
»Tretti!«
»Førti!«
»Femti!«
Einen Moment lang herrschte Stille, dann hörte man, wie ein Glas auf den Tisch geknallt wurde und viele der Umstehenden in Jubel ausbrachen. Geld wechselte die Hände.
John drückte zwei der schrankgroßen Kerle auseinander und drängelte sich nach vorne.
»Hallo, Ilka.«
Die angesprochene Person drehte sich um.
Hannah erkannte, dass es die zierliche Frau war, die sie beim Betreten des Lokals gesehen hatte. Die mit den kurzen blonden Haaren. In ihren glänzenden Augen spiegelte sich das Licht der Lampen. Sie schien einen Moment orientierungslos zu sein, dann erkannte sie, wer da vor ihr stand.
»John!« Sie sprang auf und warf sich Hannahs Lebensgefährten an den Hals. Mit einem verlegenen Lächeln ließ er den Freudensturm über sich ergehen. »Langsam, langsam, du brichst mir ja das Genick. Hättest du Lust, zu uns an den Tisch zu kommen? Ich gebe ein Essen aus.«
Ilka überlegte kurz, dann nickte sie. »Gegen ein Steak hätte ich nichts einzuwenden. Gute Küche hier. Ich habe übrigens ein Zimmer im Kroa, gleich über unseren Köpfen und direkt neben dem von Gunnar.« Sie knuffte dem baumgroßen Kerl neben ihr in die Rippen, worauf dieser seinen Arm um sie legte und sie hochhob wie eine Feder.
»Wie ich sehe, findest du immer noch leicht Anschluss«, sagte John mit schiefem Blick hinauf zu dem Koloss. »Wie sieht’s aus, hast du Lust, dass ich dich dem Team vorstelle? Sie sind alle ganz versessen darauf, dich kennenzulernen.«
»Gute Idee«, sagte Ilka und rutschte mit ihrem Barhocker nach hinten. Ihren Bewegungen nach zu urteilen, hatte sie ordentlich geladen.
»
Farvel, folkens. Neste runde er på meg.
Hier, die nächste Runde geht auf mich.« Sie zog einige Scheine aus ihrem Bündel und legte sie auf den Tresen. Erst jetzt sah Hannah die vielen Schnapsgläser, die hinter ihr aufgereiht auf der Bar standen.
Die Männer, denen sie das Geld aus der Tasche gezogen hatte, blickten ihr einen Moment traurig hinterher, dann lachten sie, klopften sich gegenseitig auf die Schultern und wandten sich wieder ihren Getränken zu.
»Ilka, darf ich vorstellen: das ist Hannah. Und das hier sind Hiroki und Roberto. Jungs, das ist Ilka.«
Hannah fand, dass sie einen ziemlich kräftigen Händedruck hatte. »Schön, euch kennenzulernen«, sagte Ilka, nachdem sie alle begrüßt hatte. »
Taler du dansk?
Ach, Mist, ihr sprecht kein Dänisch, oder?«
»Leider nicht«, erwiderte Hiroki. »Aber wir könnten uns auf Englisch einigen, wenn dir das besser passt.«
»Nee, lass nur, es wird schon gehen. Is’ nur wegen dem Schnaps, da falle ich immer in meine Muttersprache zurück. Aber ich musste den Ureinwohnern doch mal eben schnell zeigen, dass man nicht unbedingt zwei Meter groß und hundert Kilo schwer sein muss, um was zu vertragen.« Sie rempelte gegen einen Stuhl, worauf dieser laut krachend umfiel. Schwankend stand sie da.
»Alles okay mit dir?« John legte seinen Arm um sie.
»Geht schon. Mir ist nur gerade ’n bisschen schwindelig. Geht schon mal vor, ich werd mir nur mal schnell den Finger in den Hals stecken.« Sprach’s und schnürte in Schlangenlinien Richtung Toiletten.
»Na, das ist ja eine Marke«, sagte Roberto, der ihr schief grinsend hinterherblickte. »Wo hast du die denn aufgetrieben?«
»Eine alte Bekannte«, erwiderte John kurz angebunden. »Lasst euch vom ersten Eindruck nicht täuschen, sie ist eine der Besten auf ihrem Gebiet. Ich bin sicher, wir werden noch alle dankbar sein, dass sie mit dabei ist. Kommt, suchen wir uns einen freien Tisch, und dann wird erst mal richtig gegessen.«
27
Biotechnische
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