Vali
herausstellte, dann hielt er sie auf Abstand. Er hatte keinerlei Bedürfnis nach weiblicher Gesellschaft. Das lenkte nur ab, von den Dingen die wirklich wichtig waren.
Thore hingegen nutzte seine Wirkung ausgesprochen häufig. Lächelnd stützte er sich gerade auf den Tresen und beugte sich zu der Bedienung. Die beiden wechselten ein paar Worte und Vali hätte schwören können, dass wieder einmal eine Telefonnummer auf einer Serviette landen würde. Doch Thore drehte sich mit seinem Kaffee in der Hand um, und die Bedienung sah etwas enttäuscht hinter ihm her. Vali, erkannte an Thores Grinsen, dass er die Information erhalten hatte, die sie brauchten.
„Irgendwann musst du mir diesen Trick verraten“, sagte Vali, während Thore auf dem scheinbar endlosen Gang die Führung übernahm.
„Das würde dir nichts nützen, dein Gesicht hat vergessen wie man lächelt, und dein Wortschatz ist doch sehr eingerostet was den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht angeht.“
Thore nippte an seinem Pappbecher. „Falls der Rest von dir noch nicht eingerostet sein sollte, könntest du mich ja mal auf der Jagd begleiten.“ Er zwinkerte verschwörerisch, aber Valis Blick sorgte zuverlässig dafür, dass Thore unverzüglich auf Arbeitsmodus umschaltete.
„Die nette Lady hat mir verraten, dass unsere “Kollegen“ von der hiesigen Polizeiwache gestern Abend eine junge Frau eingeliefert haben. Sie wurde zusammen mit einem alten Mann auf dem Dörnbergplateau gefunden. Die junge Dame liegt auf der Station 2A für Neurochirurgie, hier entlang“.
Station 2A unterschied sich in Nichts von allen anderen Krankenhausstationen rund um den Globus. Langer Gang, viele Türen, und der unangenehme Geruch von verbrauchter Luft und großzügig eingesetztem Desinfektionsmittel. Thore verzog die Nase und jammerte, “Die könnten echt mal was gegen diesen grauenhaften Gestank hier unternehmen.“
„Da musst du jetzt durch Sunnyboy.“ Aber Vali verspürte tatsächlich einen kurzen Anflug von Mitgefühl. Thores Nase war hyperempfindlich, und er fing vermutlich noch den Geruch von Blut, Angst und Tod in diesen Gängen auf.
Vor einem offenen Zimmer hielt Thore an und spähte hinein. Der Raum schien als Büro für das Pflegepersonal zu dienen.
Etliche Schwestern und Pfleger hatten sich um einen großen Tisch versammelt. Die Köpfe schwangen in Richtung Tür und einige unfreundliche Blicke suggerierten deutlich, dass eine Störung unerwünscht sei. Vali verkniff sich ein Schmunzeln. Das war Thores Metier. Was bei Menschen funktionierte, gelang bei Thore im Regelfall überhaupt nicht. Der Kämpfer verfügte von Geburt an nur über ein Minimum an Taktgefühl Sein Strahlemann und Söhne Lächeln auf die weibliche Belegschaft gerichtet, folgte eine Charmeoffensive.
„Guten Morgen, die Damen“, er lehnte sich lässig an den Türrahmen, und die ersten Schwestern zupften an ihren Frisuren herum.
„Wir sind von der Polizei und wüssten gerne, wo die Patientin von heute Nacht untergebracht ist.“
Damit schwenkte er kurz seine Geldbörse ins Blickfeld der Schwestern, und die waren, wie erwartet, begierig ihm zu helfen. Das hätten sie ohne Zweifel auch ohne das Vorzeigen seiner „Polizeimarke“ getan. Die meisten Menschen waren unglaublich leicht zu täuschen. Die bewundernden Blicke, und die Art wie sich einige der Damen in ihren Stühlen aufrichteten, um ihre Vorzüge zu präsentieren, ließen eindeutig darauf schließen.
„Ähm, natürlich.“ Eine der Schwestern erhob sich und strich langsam mit ihren Händen den Kittel glatt.
“Möchten sie vorher vielleicht mit dem behandelnden Arzt sprechen?“
Ein lächelnd erwidertes „Das wäre sehr freundlich“, und Vali hatte den Eindruck, die schon ältere Dame würde gleich an Ort und Stelle in ihren Gesundheitssandalen zerfließen.
Thore war gut, dass musste man ihm lassen. „Folgen sie mir doch bitte.“ Sie brachte es fertig in diesen Schuhen einen Hüftschwung an den Tag zu legen, den sonst nur Killerheels zur Folge hatten.
Thore kicherte leise, zwinkerte ihm zu, und heftete sich an die Fersen der Schwungscheibe. Vali wurde langsam ungeduldig. Ein Ältester war tot, und diese ganzen Plänkeleien gingen ihm tierisch auf den Keks. Als die Schwester vor einer weiteren Tür stehen blieb und anklopfte, wartete er darum nicht auf eine Antwort. Er ließ die innere Brechstange raus, und schob sich an Schwester Schwungscheibe vorbei ins Büro des Stationsarztes.
Der Arzt saß halb verdeckt
Weitere Kostenlose Bücher