Vali
durchdringende Blick hatten schon so manchen Kampf beendet, bevor er begonnen hatte. Vali hielt sich nie mit Dingen auf, die ihm unwichtig erschienen, und vollständige Sätze gehörten eindeutig in diese Kategorie.
Kurz und knapp wie sein Haarschnitt, bellte er einige Befehle, und der Trupp zog sich zurück. Was sie bis jetzt entdeckt hatten gefiel ihm nicht, und sein Instinkt sagte ihm, sie würden Malachi nicht lebend wiedersehen. Als sie das Auto erreichten klingelte Valis Handy. Ein paar Sekunden verstrichen bevor sich sein Gesichtsausdruck zunehmend verfinsterte. Seine Wut strahlte in Wellen von ihm ab.
„Tomasz hat Malachi aufgespürt. Er wurde gestern Abend zusammen mit einer jungen Frau ins Klinikum nach Kassel gebracht.“
„Ist er schwer verletzt?“ fragte Achill, der Dritte im Team. Als sich Vali zu ihm umdrehte, traf ihn die traurige Gewissheit, und die Farbe wich aus dem Gesicht.
„In die Leichenhalle, Achill. Sie haben ihn in die Leichenhalle gebracht. Meister Malachi ist tot.“ Der nächste Befehl war ein Knurren das entfernt nach “Zur Klinik“ klang.
Sie hatten schon öfter Mitglieder des Teams verloren. Die Suche nach Artefakten war im letzten Jahrhundert immer gefährlicher geworden. Aber Malachi war einer der Ältesten gewesen, und obwohl die Ältesten des Ordens, den Schutz des Ordenshauses selten verließen, hatte er es sich nicht nehmen lassen, diese Suche gegen allen Widerstand allein durchzuführen.
Verdammter alter Narr, dachte Vali. Vor seinem Fenster zog die Häuserfront an ihm vorüber, aber er sah nur das Gesicht des alten Mannes vor sich, den er Freund genannt hatte.
Es dauerte ihm viel zu lange. Diese Stadt war ein einziges Labyrinth aus Baustellen, und die Fahrt führte sie mitten durch das Chaos. Valis Kiefer knackte protestierend, so fest hatte er ihn zusammengepresst. Seine Hände schmerzten von der Anstrengung, mit der er sie zu Fäusten geballt hatte. Mit aller Macht versuchte er sich an seiner eisenharten Selbstbeherrschung festzuhalten. Früher hätten sie sich einfach dorthin materialisiert, aber heutzutage stand überall ein Blödmann mit Handy und einen Facebook Account.
Sie durften nicht auffallen, und das war schon ohne die kleinen magischen Tricks, die sie alle beherrschten, schwer genug. Ein Rudel Muskelberge fiel immer auf, auch wenn sie sich um Tarnung bemühten, und ihre Kleidung anpassten. Es war zu offensichtlich, wofür ihre Körper trainiert waren.
Endlich hatten sie das Parkhaus der Klinik erreicht. Thore hatte den schwarzen BMW noch nicht ganz abgestellt, als Vali schon die Tür aufstieß und seine Kampfstiefel den Beton berührten.
„Wir teilen uns auf“, knurrte Vali. „Achill und Grischa, ihr werft einen Blick in die Leichenhalle. Findet heraus wie wir den alten Mann da am Unauffälligsten rausholen. Thore und ich bringen in Erfahrung, was die Menschen wissen, und suchen nach dieser Frau.“
Kapitel 5
Die Klinik war eine riesige Baustelle. Überall erhoben sich Lastkräne über unfertige Neubauten. Auf den Fluren waren neben den Pflegekräften, Patienten und Besuchern jede Menge Handwerker unterwegs. Das Chaos aus der Stadt setze sich hier fort, und ohne Navigationsgerät war man in diesem Gewirr aus Gängen verloren. Das konnte ja heiter werden. Valis Stimmung fiel haltlos in Richtung Gefrierpunkt. Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wo sollten sie hier bloß anfangen?
„Ich hole mir `nen Kaffee“, Thore beäugte die Schlange in der Cafeteria, und reihte sich artig hinter zwei jungen Männern im Blaumann ein.
Vali sah ihm nach und hob eine Augenbraue. Wie konnte der Kerl jetzt an Kaffee denken? Allerdings wusste er auch, dass Thore seine ganz eigenen Methoden hatte, um an Informationen zu kommen. Wo er selbst die Brechstange war, die seine Gegenüber knackte wie Holzkisten, war Thore der Charmeur, dem alle zu Füßen lagen.
Auch dieses Mal verfehlte Thores blendendes Aussehen seine Wirkung nicht. Vali rollte mit den Augen, als die Bedienung ihren Blick unverhohlen über Thores Körper schwingen ließ. Sie saugte den Anblick dieses, aus ihrer Sicht zweifellos anbetungswürdigen männlichen Körpers, förmlich auf.
Vali stöhnte ungeduldig auf. Thores Methode mochte ja funktionieren, aber sie dauerte ihm heute viel zu lang. Der „Flirtmaster“ war gerade erst warmgelaufen.
Frauen sahen Vali eher selten so bewundernd an, meistens überwog die Angst und sie ließen ihn in Ruhe. Wenn sich doch mal eine als mutig genug
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