Vali
schon lügst du mich an?“
Vali erhob sich von seinem Stuhl, und setzte sich stattdessen auf die Bettkante.
„Versuchen wir es noch einmal.“ Er sammelte ein wenig Energie, und ein gespenstische blauer Flamme flackerte in seiner linken Hand auf.
Wäre es anatomisch möglich gewesen, dann wäre Marek jetzt vermutlich das funktionierende Auge schlicht aus dem Sockel gerutscht. Er hatte damit gerechnet, dass er noch ein paar Schläge einstecken musste, aber dieser riesige Kerl hatte anscheinend noch ein paar andere Tricks auf Lager. Mareks Hoffnung sich noch lebend hier raus zu retten, verabschiedete sich winkend auf nimmer Wiedersehen.
Er sah nur noch diese blau leuchtende Hand vor sich, und je näher sie seinem Brustkorb kam, umso mehr spürte er ein kribbeln, als wäre er zu nah an einer offenen Stromleitung.
Er schloss die Augen und wartete auf den Schmerz der unweigerlich kommen würde. Aber stattdessen ertönte ein Klopfen an der Tür.
Mit einem Knurren erhob sich Vali, und stapfte zur Tür. Das war jetzt besser wichtig. Im Sinne von Überlebenswichtig.
Vor der Tür wartete Achill auf ihn, „Du solltest besser runterkommen. Bruder Elias ist hier.“
Wortlos schloss Vali die Tür hinter sich, und Marek sackte in sich zusammen. Er musste hier raus, und zwar schnell.
Kapitel 16
Während sie in einem Raum saß, der wohl als Wohnzimmer gedacht gewesen war, staunte sie über die Menge an technischem Gerät. Überall standen Monitore, lagen Kabel und Tastaturen.
„Warte bitte hier, ich hole die anderen.“, damit ließ Thore sie zurück.
Sarah sah sich um, an einer Wand war eine Tafel aufgestellt worden, an der mehrere Fotos hingen, die wiederum mit Pfeilen markiert waren. Sie entdeckte ein Foto vom Professor und eines von sich, also ging sie näher auf die Tafel zu.
Das Bild von ihr war relativ aktuell, der Professor hatte es aufgenommen, als sie mal wieder auf einem ihrer Ausflüge in die nähere Umgebung unterwegs gewesen waren.
Hinter ihr erstreckte sich eine etwas verschwommene Hügellandschaft und in weiter Ferne waren weiße Windkraftanlagen zu sehen, die hier überall wie Pilze aus dem Boden schossen. Es war der Tag auf dem Hasunger Berg gewesen, erinnerte sie sich. Sie waren mehrere Stunden mit Maßband und Kompass bewaffnet über das Bergplateau gelaufen. Dort hatten sie die kläglichen Reste der Klosterruine vermessen, die jetzt nur noch aus überwucherten Steinhaufen bestand. Hätte man nicht schon vor Jahren eine Gedenktafel aufgestellt, hätte man sie auch leicht übersehen können, die Natur hatte sich die Reste einfach einverleibt.
Ihre Motivation hatte sich deutlich in Grenzen gehalten, denn es war auch der Ort, wo Esther gefunden worden war.
Der Professor hatte lange beruhigend auf sie eingeredet, bis sie das Plateau überhaupt betreten hatte.
Trotzdem ging von diesem Ort ein alter Zauber aus, dem man sich irgendwie nicht entziehen konnte. Hier herrschte eine merkwürdige Stimmung, nahezu mystisch und der weite Ausblick, hatte eine unbestreitbare Anziehungskraft auf sie gehabt.
Sarah wurde durch die Ankunft der Teammitglieder aus ihren Gedanken geholt und kam sich plötzlich vor, wie Alice im Wunderland. Man hatte sie eindeutig geschrumpft.
Hinter Thore betraten Vali, und insgesamt drei weitere Männer, den Raum. Keiner von denen war kleiner als 1,90m schätzte sie, und leichter als 100kg, fügte sie an. Die Kerle sahen aus wie die Traumbesetzung eines russischen Inkassobüros, und alle bis auf einen schienen die weißen Shirts und schwarzen Lederhosen wie eine Art Uniform zu tragen.
Der erste hinter Thore war ein Gigant mit den rotblonden Haaren, die ihm in wilden Locken offen bis über die Schultern fielen. Ihm folgte ein etwas kleinerer Mann, wobei klein in diesem Fall wohl als ziemlich relativ einzustufen war.
Er war auch etwas schmaler und wirkte jünger, obwohl sich sein Alter aufgrund des dunklen Vollbarts schlecht einschätzen ließ. Seine Haare trug er kurz, und unter seinem linken Auge befand sich das Tattoo einer einzelnen schwarzen Träne. Alles in allem hätte Sarah ihn wohl für das Mitglied einer Gang gehalten, wenn sie ihm auf der Strasse begegnet wäre. Aber besonders auffällig waren seine Augen.
Er hatte grüne Augen, ein Grün das irgendwo zwischen Moos und Smaragd changierte, und das Sarah in dieser Intensität noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. Das mussten Kontaktlinsen sein sagte sie sich, als er ihren Blick auffing, und er ihr zur
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