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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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unterstreichen. »... dann rammte das Seeräuberschiff das Boot der Helden und fügte ihm am Heck ein großes Leck zu. Was aber tat der wackere Sven? Er zwängte sogleich sein Hinterteil in das Loch und stopfte das Leck! Dank dieser selbstlosen Tat war es Hakon möglich, die Seeräuber zu verjagen, obwohl es zehn gegen einen stand, bis...«
    Hal runzelte die Stirn und zupfte seinen Onkel am Ärmel. »Du hast mir die Geschichte aber ganz anders erzählt!« Brodir wandte nicht den Kopf, sondern trank einen Schluck Bier nach dem anderen.
    »... dann sagte Hakon zu den Seeräubern: ›Eure Gastfreundschaft in allen Ehren, aber jetzt müssen wir wirklich los.‹ Er schleuderte sein Schwert wie einen Jagdspeer nach dem grausamen Seeräuberhauptmann. Das Schwert fuhr dem Schurken ins offene Maul und heftete ihn an den Mast, wo er kläglich zappelnd hängen blieb. Anschließend packte Hakon Sven beim Schopf und zog ihn, Plopp! , aus dem Leck, woraufhin schwarzes Wasser in das Boot sprudelte. Die beiden Helden stürzten sich in die Fluten. Svens Hosen waren zerrissen, und sein Hintern grinste den Mond an, als er prustend im Wasser paddelte, denn er konnte natürlich nicht schwimmen, doch da...«
    Hal schaute erneut zu seinen Eltern hinüber. Das Gesicht seiner Mutter sah wie versteinert aus, allerdings hatte sie feuerrote Wangen. Sein Vater lachte schallend über Hords Geschichte, lauter als jeder andere, als könnte er seine Heiterkeit schier nicht bezähmen. Zwischendurch trank er große Schlucke Bier.
    Hord beschloss seine Geschichte damit, dass Hakon den bewusstlosen Sven an Land zog. Dann prostete er der Runde zu und leerte seinen Becher auf einen Zug.
    »Na, das war mal eine unterhaltsame Geschichte!«, schnaufte Arnkel. »Ich freue mich über die Maßen, dass unsere beiden Häuser diese uralte Freundschaft fortsetzen. Lasst uns alle früheren Missverständnisse vergessen und bei unseren Ahnen droben auf dem Hügel begraben.« Er hob seinen Becher an den Mund. Hord kaute grinsend mit vollen Wangen.
    »Wohl gesprochen«, sagte Ulfar Arnesson, der Vermittler. »Dabei fällt mir ein...«
    Am anderen Ende der Tafel ergriff Brodir zum ersten Mal das Wort: »Auch mir hat die Geschichte sehr gefallen. Fast so gut wie die von der Braut des Troldkönigs. Kennt ihr die? Hakon soll auf seinen Streifzügen über die Hügel – was damals ja noch möglich war – einer Horde Trolde in die Quere gekommen sein, die ihn mit einem Troldweibchen verwechselten. Ob das an Hakons weibischem Gehabe oder an seinem grobschlächtigen Gesicht lag, wurde nie erschöpfend geklärt. Jedenfalls wurde er entführt und auf das Lager des Troldkönigs geschleift, wo...«
    Der graubärtige Ulfar räusperte sich hastig. »Eine eher unbekannte Geschichte.«
    Brodir funkelte ihn an. »Ach ja? Dann bist du doch gewiss ganz begierig, sie zu hören.«
    »Ach nein, vielen Dank. Habe ich schon erzählt, dass wir in Arnes Haus uns diesen Winter sehr vor der Schwarzen Kränk fürchten? Die ist schon oft nach einem schönen heißen Sommer aufgetreten. Letzten Winter fiel ihr meine gute Frau zum Opfer, weshalb meine kleine Aud hier als Halbwaise aufwachsen muss.«
    Hord und Olaf Hakonsson hatten alle beide Brodir misstrauisch angestarrt. Jetzt wandten sie widerstrebend die Köpfe und schauten zu Aud hinüber. »Das tut mir leid für dich, Ulfar«, sagte Olaf.
    »Mir auch«, schloss sich ihm Arnkel an.
    »Ja, ja, es ist schon ein Elend. Diese Geißel hat mich zudem schon so manchen Knecht gekostet, und meine nächste Ernte steht auf dem Spiel, wenn noch mehr von meinen Leuten auf dem Hügel landen.«
    Hord machte eine wegwerfende Geste. »Wir können jederzeit ein paar Hilfskräfte von unseren vielen Höfen erübrigen. Bei uns am Meer tritt die Kränk so gut wie nie auf.«
    Abermals ergriff Brodir das Wort. »Wenn Ulfar in Bedrängnis ist, warum wendet er sich dann nicht an uns?«
    »Vielleicht weil er weiß, dass ihr nicht so viele Leute entbehren könnt«, erwiderte Hord liebenswürdig. »Außerdem ist euer Hof verteufelt abgelegen.«
    »Eyjolf!«, rief Hals Mutter munter. »Ich glaube, wir sind mit dem Geflügel und dem Fisch fertig. Du kannst die Nachspeise auftragen.«
    Der Alte stapelte die Teller übereinander und wankte aus der Halle.
    »Es gibt Multbeerkuchen«, verkündete Astrid. »Mit süßem Rahm. Hoffentlich mögt ihr alle Multbeeren.«
    »Mmm, lecker!« Hord rieb sich den Bauch.
    »Bei uns unten im Tal wachsen sie nur spärlich«, warf Ragnar ein.

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