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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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und Teller.
    Auf dem Treppenabsatz hingen fünf fächerartig drapierte Speere an der Wand. Hal stolperte hin, packte einen und versuchte, ihn herunterzureißen. Er brauchte unbedingt eine Waffe, um sich zu verteidigen – warum hatte er bloß das Messer fallen lassen? Was war er doch für ein Dummkopf! Er zerrte so heftig, dass er sich beinahe die Schulter auskugelte. Aber es hatte keinen Zweck. Der Speer rührte sich nicht, und da kam auch schon Olaf angeschlurft, die Augen wie graue Löcher, den Schürhaken zum Schlag erhoben.
    Also weiter, die letzten Stufen hinunter, halb stolpernd, halb fallend und in die Halle hinein. Hal hielt auf die Tische in der Mitte zu. Rechter Hand, ganz am Ende der verschwommenen Pfeilerreihe, konnte er die Flügeltür zum Hof erkennen. Aber er konnte ebenfalls erkennen, dass der schwere Riegel vorgelegt war.
    »Hord! Ragnar! Wacht auf!«, flüsterte es noch einmal heiser. Hal wandte den Kopf und sah Olaf die letzte Stufe nehmen. Sein Gesicht war schweißüberströmt, das verklebte Haar hing ihm in die Augen, seine Brust hob und senkte sich stoßweise.
    »Jetzt mal ehrlich«, sagte Hal. »Dein Bruder und dein Neffe schlafen tief und fest und schnarchen wie betrunkene Wildschweine. Geh lieber wieder ins Bett, solange du noch die Kraft dazu hast. Sonst ist diese Verfolgungsjagd noch dein Tod.«
    Olaf grinste mit verzerrtem Gesicht. »Und wie willst du wieder hinauskommen, kleiner Hal? Alle Türen sind verriegelt.«
    »Ach, mir fällt schon was ein.« Hal drehte sich nach der Treppe zu den Lagerräumen um, durch die er hereingekommen war. Zu gefährlich. Dort war die Tür nach draußen bestimmt auch verriegelt und er säße in der Falle … Ihm blieb nichts anderes übrig, als es mit den Durchgängen hinter den Richterstühlen zu versuchen, und dann durchs Fenster oder …
    Ein Schnaufen, eine jähe, aus dem Augenwinkel wahrgenommene Bewegung. Hal duckte sich und der Schürhaken sauste neben seiner Schulter durch die Luft und fiel scheppernd auf die Steinfliesen. Olaf stieß einen wüsten Fluch aus.
    »Nicht übel gezielt, aber die Kräfte verlassen dich«, stellte Hal sachlich fest. »Dafür erholt sich mein Bein allmählich.« Das war nicht gelogen, auch wenn es noch ein wenig taub war, als Hal in Richtung der Kochstelle humpelte, wo noch die Reste des gebratenen Ochsen als glänzender Klumpen über den glühenden Kohlen hing. Um die Kochstelle herum war der Boden fettverschmiert, beinahe wäre Hal ausgerutscht. Als er sich wieder gefangen hatte, sah er am Rand der Kochstelle zwei eiserne Spieße lehnen. Er bückte sich danach und drehte sich zu Olaf um, der schwerfällig angewankt kam.
    Hal nahm einen Spieß in die rechte Hand, den anderen in die linke und schwenkte beide drohend in Olafs Richtung.
    »Bei Hakons Geist, ich fürchte mich zu Tode!«, keuchte Olaf spöttisch. »Wenn ich ein Brathähnchen wäre, würde ich schleunigst die Flucht ergreifen!«
    »Sieh dich bloß vor«, knurrte Hal. »Bei uns im Obertal jagt man beidhändig.«
    »Du siehst eher aus, als ob du auf Fliegenjagd gehen willst«, entgegnete Olaf. »Wie hast du’s bloß geschafft, dich hier einzuschleichen? Das kann ich einfach nicht begreifen. Du kannst nicht töten, du kannst nicht kämpfen... offenbar leidest du an unheilbarer Selbstüberschätzung, Kleiner!« Er holte mit dem Schürhaken aus und schlug Hal den einen Spieß aus der Hand. Die behelfsmäßige Waffe sauste durch die Luft und blieb zitternd zwischen den Rippen des Ochsen stecken.
    Hal wurde blass. Er ging rückwärts um die Kochstelle herum und warf den anderen Spieß wie einen Speer nach Olaf, aber der duckte sich rechtzeitig. Der Spieß streifte lediglich seine Wange und fiel klirrend zu Boden. Olaf richtete sich wieder auf und betastete sein Gesicht.
    »Du wagst es, einen Nachfahren Hakons in dessen eigener Halle anzugreifen? Wenn ich nicht krank wäre...«
    »Würde ich dich trotzdem mit links fertigmachen, denn ich bin ein Nachfahre Svens, der deinen Ahnen nebenbei bemerkt mit dem Hintern voran in einen Dornbusch geworfen hat. Kennst du die Geschichte? Hoffentlich hatte Hakon damals ein längeres Nachthemd an, als du es offenbar bevorzugst.« Hal bewegte sich jetzt schneller, auch wenn sein verletztes Bein nicht recht mitmachte.
    Ob vor Ärger oder wegen der zerschrammten Wange, auch Olaf beschleunigte jetzt seine Schritte. »Ha, du Feigling! Jetzt rennst du weg.«
    »Von wegen! Ich ändere bloß die Taktik.« Hal kam an einen Tisch, auf dem

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