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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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sich die Reste des Festessens türmten. Er warf einen Becher nach Olaf, der sich erneut duckte. Anschließend griff Hal erst zu einem Teller und danach zu einem fettigen Schinkenknochen. Dem Teller wich Olaf aus, der Knochen traf ihn an der Stirn, woraufhin er heiser fluchte.
    Doch Olaf hatte inzwischen ebenfalls den Tisch erreicht, und Hal wich immer weiter vor ihm zurück, wobei er ihn mit allem bewarf, was er zu fassen bekam: Becher, Obst, Schüsseln, Spucknäpfe, Hühnergerippe,Tafelmesser, etliche knollenförmige Gemüse, die gekocht, aber nicht gegessen worden waren. Olaf duckte sich mal weg, mal parierte er, aber etliche Wurfgeschosse trafen ihn auch im Gesicht.
    Hal beendete seinen Angriff mit einem Hagel aus reifen Pflaumen.
    »Du musst den Mund ein bisschen weiter aufmachen«, rief er. »Dann treffe ich vielleicht rein!«
    Zum ersten Mal, seit er Olafs Schlafzimmer betreten hatte, war er wieder obenauf. Gut, er hatte seinen eigentlichen Plan nicht verwirklicht und musste nun die vermutlich tödlichen Folgen tragen. Aber um sein Leben zu kämpfen, war etwas anderes, als einen Wehrlosen umzubringen, und Hal merkte, dass ihm Ersteres entschieden besser gefiel. Besonders da sein Bein sich langsam erholte.
    Er sah sich flüchtig um und stellte fest, dass er schon die halbe Strecke zum Podest und den Durchgängen dahinter bewältigt hatte. Aber Olaf blieb ihm beharrlich auf den Fersen und würde gewiss Hilfe holen, falls es ihm gelang, die Halle zu verlassen.Was bedeutete, dass Hal ihn irgendwie daran hindern musste.
    Da kam der Kranke auch schon wieder an, halb humpelnd, halb rennend, mit erhobenem Schürhaken.
    In der Hoffnung, dort irgendwelche Metallgegenstände aufzutreiben, flüchtete sich Hal zum Kamin, fand aber nichts derartiges. Dafür war er im Nu in Schweiß gebadet, denn in der Mitte der Feuerstelle glommen noch etliche Scheite, und die grauweiße Asche, in der er stand, war noch heiß.
    Olaf kam rasch näher. Hal trat mit den Stiefelspitzen in die Asche, sodass ein Funkenregen Olafs nackte Waden traf, worauf der Kranke schmerzerfüllt von einem Bein aufs andere hüpfte.
    In der Asche staken noch ein paar unverbrannte Äste. Hal zog den nächstbesten heraus. Der Ast war lang und krumm, das Ende glomm weiß und rot. Hal ließ seine neue Waffe mit beiden Händen durch die Luft sausen, was eine hübsche pfeifende Melodie erzeugte. Erst ließ sich Olaf davon einschüchtern, doch dann ging er wieder, wüst fluchend und mit dem Schürhaken fuchtelnd, auf Hal los. Hal parierte den Hieb mit seinem Ast.Von der Wucht des Zusammenpralls klapperten ihm die Zähne und seine Knie gaben nach. Der Ast entglitt seinen Händen und fiel in die glimmende Asche, die in einer Wolke aufstob.
    Olafs Gesicht sah aus wie eine fratzenhafte, grinsende Totenmaske. Er bleckte die Zähne so weit, dass es wirkte, als würden seine blutleeren Lippen im nächsten Moment mittendurch reißen. Er beugte sich über den liegenden Hal und holte mit dem Schürhaken aus.
    Hal wollte wegkrabbeln, aber seine Beine waren zwischen denen seines Gegners eingeklemmt. Er warf sich panisch hin und her, wand sich wie ein Aal und trat Olaf in dem Augenblick, als der den Schürhaken niedersausen ließ, in die Kniekehle. Olaf verlor das Gleichgewicht und der Schürhaken landete neben Hals Kopf auf dem Steinfußboden. Das Scheppern hallte in der ganzen Halle wider. Olaf plumpste neben Hal in die Asche, aber mehr zur Mitte hin, dort, wo sie noch ordentlich heiß war.
    Im Handumdrehen waren beide Gegner wieder auf den Beinen, von Kopf bis Fuß mit weißer Asche bestäubt. Leider ließ Hals Bein ihn nun doch noch im Stich und ehe er wegrennen konnte, packte ihn Olaf mit einer Hand an der Gurgel.
    Olafs Griff war wie aus Stahl, Hal quollen die Augen aus dem Kopf. Er wehrte sich nur schwach.
    »Dir ist hoffentlich klar, dass du keine Gnade zu erwarten hast«, sagte Olaf und hob den Arm so hoch, dass Hals Stiefel den Boden nicht mehr berührten.
    Hal trat röchelnd um sich. Er grub die Fingernägel in Olafs Handgelenk. »Lass gut sein, Kleiner«, kicherte Olaf. »Ich mag krank sein, aber ich lasse dich nicht los. Ich habe schon erwachsene Männer auf diese Weise erwürgt.«
    Hal hörte unvermittelt auf zu zappeln und erschlaffte. Er hob mühsam die Hand, zeigte erst auf Olaf, dann auf den Boden, den Kamin und wieder auf Olaf. Dann hielt er kurz inne und fing noch einmal von vorn an.
    »Wie?«, fragte Olaf argwöhnisch. »Ich verstehe dich nicht.Was willst du

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