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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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freuen oder ärgern sollten, und dann umringten ihn alle auf einmal. Ihre Fragen und Ausrufe durchbrachen das selbst auferlegte Schweigen seiner Reise und umarmten ihn so fest, dass ihm die Luft wegblieb.

    Hals Rückkehr löste im ganzen Haus Freude aus und der Jubel und die Erleichterung seiner Familie steckten alle an. Jedenfalls im ersten Überschwang. Danach schlug die Stimmung rasch um und Ärger und Unverständnis gewannen die Oberhand.
    Nach dem, was die alte Katla von ihrer letzten Begegnung erzählt hatte, hatte man angenommen, dass Hal aus Kummer über den Tod seines Onkels am Tag der Beerdigung in die Hügel gegangen war, um das Begräbnis aus der Ferne zu beobachten. Als er nicht zurückkam, durchkämmten Suchtrupps tagelang sämtliche Felsspalten und Steinbrüche bis zu den Hügelgräbern, doch als keine Spur von Hal zu entdecken war, fand man sich wohl oder übel damit ab, dass er, sei es versehentlich oder mit voller Absicht, die Grenze überschritten hatte und man ihn nie wiedersehen würde.
    In der anschließenden Trauer erinnerte man sich an Hal in einem milden Licht. Man dachte zärtlich an seine Begeisterungsfähigkeit und Lebensfreude, schmunzelte über seine Streiche und wurde sich beim Bier darüber einig, dass ihm eine vielversprechende Zukunft bevorgestanden habe, die nun jäh zunichtegemacht sei. Jetzt aber, nachdem er auf einmal wieder aufgetaucht war, ein wenig schmaler im Gesicht, doch allem Anschein nach unversehrt, verflüchtigte sich die allgemeine Rührung schlagartig. Die Leute wetteiferten geradezu darum, einander Hals unzählige Streiche und den Ärger, den er so zuverlässig verursacht hatte, ins Gedächtnis zurückzurufen.
    Hal kümmerte sich nicht viel um die Meinungen der meisten Leute, aber dass er seine Familie in Angst und Schrecken versetzt hatte, machte ihm mehr zu schaffen, als er erwartet hatte. Er erzählte ihnen die Geschichte, die er sich auf dem Rückweg ausgedacht hatte, dann verstummte er und stellte sich ihrer Empörung.
    »Du bist losgezogen, um das Tal zu erkunden?«, brüllte Arnkel. »Einfach so? Ohne vorher um Erlaubnis zu fragen?«
    »Du hast an den Türen der Häuser im Untertal gebettelt?«, jammerte Astrid und raufte sich die Haare. »Ist dir klar, welche Schande du damit über unsere Familie gebracht hast?«
    »Du als Nachfahre von Sven bist in Dienerkleidung herumgezogen?«, ereiferte sich Leif. »Und als die Sachen zerlumpt waren, hast du die Dienerkleidung eines anderen Hauses angezogen? Ja, hast du denn kein bisschen Stolz?«
    »Du hast uns hier sitzen und um dich trauern lassen«, sagte Gudny schlicht. »Seit deinem Verschwinden hat Mutter nicht ein Mal gelächelt. Was hast du dazu zu sagen, du kleiner Mistkerl?«
    Allen diesen Vorwürfen begegnete Hal, wenn er überhaupt dazu kam, nur mit den knappsten Erklärungen.
    »Ich habe es nach Brodirs Tod hier einfach nicht mehr ausgehalten.«
    »Ich habe darauf geachtet, dass niemand erfährt, wer ich bin.«
    »Ich fand, ich sei nicht würdig, unsere eigenen Farben zu tragen.«
    »Ich weiß, welchen Kummer ich verursacht habe, und es tut mir leid. Aber jetzt bin ich ja wieder da.«
    Ob in der allgemeinem Aufregung auch nur eine seiner Antworten gehört wurde, war nicht klar, aber selbst wenn, hätten sie wohl niemanden zufriedengestellt. Das Verhör dauerte noch tagelang, genau wie die immer wieder aufkommende Erleichterung und Wut. Hal wurde abwechselnd angebrüllt, umarmt, mit Nichtachtung bestraft und beweint, bis er ganz wirr im Kopf war. Er wurde auch von Arnkel verprügelt – nicht nur einmal, sondern jedes Mal wenn seinem Vater eine neue Einzelheit seines Abenteuers zu Ohren kam, und das geschah nicht selten.
    Hal nahm es hin, ohne sich zu wehren. Er hatte damit gerechnet, bestraft zu werden.
    Was ihm am meisten zu schaffen machte, war allerdings Katlas Verhalten. Anders als seine Eltern und Geschwister überhäufte ihn die alte Amme nicht mit Vorwürfen, im Gegenteil, sie ging ihm aus dem Weg.
    »Jetzt komm schon, Katla, sag endlich was.«
    »Wochenlang hab ich um den kleinen Hal geweint. Er ist tot, er ist nicht mehr.«
    »Unsinn – sieh doch her, hier bin ich! Ich bin wieder da!«
    »Der Junge, den ich kannte, hätte nie so gefühllos und selbstsüchtig sein können wie du. Verschwinde und lass mich in Ruhe trauern.«
    Er konnte machen, was er wollte, sie ließ sich nicht besänftigen.
    Trotz seiner wundersamen Rückkehr gingen die Vorbereitungen für den nahenden Winter weiter, und keiner

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