Vampir à la carte (German Edition)
typisch Europäisches war, da sie noch nie einen Kanadier erlebt hatte, der sie so behandelte, als sei sie aus hauchfeinem Porzellan, das bei der ersten falschen Bewegung zerbrechen konnte.
Sie legte den Gurt an und sah zu Cale, wie der die Fahrertür öffnete. Ein kalter Wind wehte in den Wagen, als er einstieg, und trug einen Geruch nach Zitrone und irgendetwas Holzigem nach drinnen. Die Luft von Toronto hatte noch nie so gut gerochen, weshalb Alex sich ziemlich sicher war, dass dieses Aroma von ihm ausging. Vermutlich ein Aftershave von irgendeinem Designer, das so angenehm war, dass sie es genießerisch durch die Nase einatmete.
»Wohin wollen Sie?«, fragte Cale, ließ den Motor an und griff dann ebenfalls nach dem Gurt.
Alex setzte zum Reden an, stockte dann aber, da sie im Begriff war, den Namen eines Fast-Food-Lokals auszusprechen. Himmel, der Mann war ein französischer Meisterkoch, ihm würde sich beim Gedanken an Fast-Food ganz bestimmt der Magen umdrehen. Andererseits hatte sie kein Interesse an ihm, also konnte es ihr auch egal sein, was er von ihr hielt. Sie nannte ihm den Namen des Lokals mit einem gewissen Widerwillen.
»Und wo ist das?«, wollte Cale nur wissen, ohne seine Miene im Geringsten zu verziehen.
Mit einem Mal entspannte sich Alex und erklärte ihm den Weg. Bis dorthin war es nicht weit, aber sie hatte gar nicht bedacht, dass es bereits nach Mitternacht war. Umso erleichterter war sie, als sie sah, dass das Lokal einen Autoschalter hatte, der vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet hatte.
Es wurde nur zu schnell deutlich, dass Cale in seinem ganzen Leben noch nie ein Drive-in aufgesucht hatte. Alex musste sich ein Grinsen verkneifen, als er sich halb aus dem Wagen lehnte, da er wohl befürchtete, er könnte nicht gehört werden, wenn er nicht ganz nah am Mikrofon sprach. Die größte Überraschung folgte aber noch, als er zunächst ihr Bestellung durchgab und dann hinzufügte: »Das Ganze bitte doppelt, es ist für zwei Personen.«
Alex vermutete, dass sie nun Gesellschaft beim Essen bekommen würde. Eigentlich hatte sie gehofft, er würde sie einfach zum Restaurant zurückfahren und sie absetzen, damit sie in Ruhe ihre Arbeit erledigen konnte. Aber wenn er sie jetzt fragen sollte, ob sie gemeinsam essen würden, dann wäre es einfach nur unhöflich, ihm diese Bitte abzuschlagen, nachdem er sie hin- und hergefahren hatte – und auch noch alles bezahlt hatte, obwohl sie versucht hatte, ihm die Geldscheine in die Hand zu drücken, mit denen sie für sie beide bezahlen wollte.
Auf dem Rückweg zu ihrem Lokal musste sie sich zwingen, die verlockenden Gerüche zu ignorieren, die ihr aus der Papiertüte auf ihrem Schoß entgegenschlugen. Um sich abzulenken, überlegte sie, wie sie es wohl am besten anstellen sollte, Cale wieder loszuwerden, wenn sie aufgegessen hatten. Am besten war vermutlich ein freundliches Dankeschön verbunden mit dem Hinweis, dass sie sich wieder um ihr Restaurant kümmern musste. Zumindest fiel ihr nichts Besseres ein, und daran änderte sich auch nichts, als sie ihr Ziel erreicht hatten.
Um zu vermeiden, dass ihm jemand einen Strafzettel wegen Falschparkens hinter den Scheibenwischer klemmte, lotste Alex ihn zu dem Parkplatz hinter dem Gebäude und sprang bereits in dem Moment aus seinem Wagen, als der gerade erst zum Stehen gekommen war. Mit der Tüte in der einen Hand, während sie mit der anderen nach ihrem Schlüssel suchte, war sie auf dem Weg zur Tür, als Cale auf einmal ihren Namen rief. Ungeduldig blieb sie stehen und schaute über die Schulter. Cale kam um den Wagen herum und hielt einen Trinkbecher in der Hand.
Er lächelte fast gequält, als er näher kam und sagte: »Ich habe alles zweimal bestellt, weil ich auch etwas essen wollte.«
»Ja, das dachte ich mir schon«, versicherte sie ihm, und als er zögerte, begriff sie mit einem Mal, wieso er nur einen Becher in der Hand hielt: Er hatte gar nicht vorgehabt, ihr beim Essen Gesellschaft zu leisten, vielmehr hatte sie beide Portionen in ihrer Papiertüte. »Oh, tut mir leid«, sagte sie und bekam einen roten Kopf. »Ich dachte, Sie wollten hier mit mir essen.«
Sie wollte gerade in die Tüte greifen, um das herauszunehmen, was für sie bestimmt war, da erwiderte Cale: »Nun, das hatte ich nicht vorgehabt, weil Sie ja davon sprachen, dass Sie noch viel zu tun haben, aber wenn Sie mich einladen, dann nehme ich natürlich gerne an.«
»Ähm, ich …« Eigentlich wollte sie ihm erklären, dass sie
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