Vampir à la carte (German Edition)
Rezepte waren entstanden, während sie sich mit Rockmusik beschallen ließ. Dennoch fand sie es erstaunlich, dass die Musik ihre Laune so sehr hatte beflügeln können, nachdem die auf dem Tiefpunkt angelangt war, als sie ohnmächtig hatte mitansehen müssen, wie der Maler mit seinen zwei Kollegen einfach davongefahren war.
In dem Moment war sie kurz davor gewesen, alles hinzuschmeißen, nach Hause zu gehen, sich ins Bett zu legen und den Rest ihres Lebens zu verschlafen. Aber sie war schon immer eine Kämpferin gewesen, und nachdem sie sich ein paar Minuten lang in Selbstmitleid gesuhlt hatte, riss sie sich zusammen, schnappte sich ihre Handtasche und fuhr zum nächsten Malerladen. Wie hatte Bill so treffend gesagt? Wenn sie wollte, dass ihr Restaurant gestrichen wurde, musste sie es eben selbst erledigen. Ihr blieb auch gar nichts anderes übrig, da sie ganz bestimmt keinen Maler finden würde, der an einem Freitag um diese Uhrzeit noch herkam, um sich die halbe Nacht um die Ohren zu schlagen.
Nachdem sie Farbe, Grundierung und Malerutensilien beisammenhatte, machte sie noch einen Abstecher zum Baumarkt, wo sie eine Leiter kaufte. Danach ging es zurück ins Restaurant, wo sie mit der Arbeit begann. Zu ihrem Erstaunen empfand sie diese Betätigung als entspannend. Es war recht angenehm, seine Gedanken einfach treiben zu lassen, während der Körper mit einer Arbeit beschäftigt war, bei der man sich nicht konzentrieren musste. Das wirkte wahre Wunder für den Stressabbau. Das Dumme daran war nur, dass andere Empfindungen einsetzten, sobald die Anspannung von einem abgefallen war … zum Beispiel Hunger oder Durst. Was ihr vor Augen führte, dass sie bei ihrer Einkaufstour völlig vergessen hatte, ein paar Snacks und Getränke mitzubringen.
Missmutig nahm sie ihren knurrenden Magen zur Kenntnis, während sie die Rolle in die kleine Farbwanne tauchte. Dabei musste sie feststellen, dass die Farbe so gut wie aufgebraucht war. Sie hielt inne und sah zum Eimer, der neben der Leiter auf dem Boden stand, dann kehrte ihr Blick zurück zur Wand. Dafür, dass sie kein Profi war, hatte sie bislang recht gute Fortschritte gemacht. Die Grundierung war aufgetragen, und sie hatte zwei Wände und ein Drittel der dritten Wand mit der ersten Schicht Weißer Sand gestrichen. Trotz der Grundierung ließ es sich nicht vermeiden, die Wände zweimal zu streichen, und sie konnte nur hoffen, dass sie wenigstens die Runde noch erledigt bekam, bevor der Hunger zu quälend wurde und sie sich auf die Suche nach etwas Essbarem begeben musste.
Ihr Magen war allerdings dagegen, was er mit lautem Knurren kundtat, und wenn sie ehrlich mit sich selbst war, musste sie zugeben, dass ihr allmählich der Antrieb fehlte. Beim Streichen der dritten Wand hatte sie ein paarmal das Gefühl gehabt, als wollten die Beine unter ihr wegknicken. Das war auf einer Leiter eine ziemlich gefährliche Angelegenheit, von daher wäre es wohl sinnvoller, eine Pause einzulegen und erst weiterzumachen, wenn sie irgendwo einen Fast-Food-Laden aufgesucht hatte.
Als Köchin konnte Alex natürlich nicht offen dazu stehen, dass ihr ein matschiger Burger mit rekonstituierten Zwiebeln und künstlichem Käse, der wie zerlaufenes Wachs aussah, tatsächlich schmeckte, doch ab und zu und vor allem bei Gelegenheiten wie dieser war so ein Ding, das als Cheeseburger verkauft wurde, genau das Richtige.
Der Gedanke brachte sie unwillkürlich zum Lächeln, sie legte die Rolle in die Wanne, nahm diese in eine Hand und stieg von der Leiter. Sie hatte gleich mehrere Rollen gekauft, damit sie keine Zeit mit Auswaschen vergeuden musste. Also legte sie die benutzte Rolle zur Seite, um sie trocknen zu lassen. Sie legte den Deckel auf den Farbeimer und begab sich in den hinteren Teil des Lokals. Nachdem sie ihre Hände abgewaschen hatte, schnappte sie sich ihre Handtasche und den Mantel, um nur Augenblicke später das Restaurant durch den Hinterausgang zu verlassen. Sie schloss gerade ab, da bemerkte sie mit Entsetzen, wie etwas an ihrem Arm vorbeistrich.
Sie wirbelte herum und begann zu kreischen, als sie eine dunkle Gestalt entdeckte, die leicht über sie gebeugt dastand. Sofort holte sie mit ihrer Handtasche aus und begann instinktiv auf den Angreifer einzuschlagen, während sie ihm die andere Hand zur Faust geballt in den Magen rammte und nach seinen Armen zu schlagen versuchte.
Zum Glück wurden durch ihre abrupten Bewegungen die Ohrstöpsel ihres Players herausgerissen, und sie
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