Vampir à la carte (German Edition)
Offenbar störte es ihn nicht, dass man diese Zwiebeln für eine Weile dehydriert hatte, ehe sie auf seinem Essen gelandet waren.
Einen Moment lang schaute sie Cale an und wunderte sich darüber, dass es ihm so gut schmeckte. Er verschlang den Burger, als sei er kurz vor dem Verhungern, aber dann schüttelte sie den Kopf und konzentrierte sich wieder auf ihr eigenes Essen.
»Also«, murmelte er, nachdem er den letzten Bissen heruntergeschlungen hatte und nun die Fritten an der Reihe waren. Er nahm eines der bleichen Kartoffelstäbchen, betrachtete es interessiert, dann redete er weiter: »Wenn Sie jemanden finden, der für wenig Geld als Manager arbeitet und sich um beide Lokale kümmert, dann könnten Sie wieder selbst am Herd stehen?«
»Davon kann ich nur träumen«, murmelte Alex und aß eine Fritte. Ein guter Manager, der sich um beide Restaurants kümmerte, kostete sie mindestens das Doppelte von dem, was sie ihren Chefköchen zahlte, auch wenn keiner von ihnen tatsächlich den Titel Chefkoch verdiente, sondern bestenfalls als Souschef tätig war. Immerhin traf sie selbst jede Entscheidung, sie stellte die Gerichte zusammen, sie leitete das Personal, erstellte den Dienstplan, kümmerte sich um die Gehaltsabrechnungen und tat alles, was sonst noch in den Zuständigkeitsbereich eines Chefkochs fiel. Außer dass sie nicht mehr zum Kochen kam.
»Es würde Sie glücklich machen, oui ?«, fragte Cale mit einem ausgeprägteren französischen Akzent als zuvor.
Sie hob den Kopf und stellte fest, dass er sie mit ernstem Blick ansah, während er auf ihre Antwort wartete. Diese Beobachtung und die Veränderung in seinem Akzent gaben ihr das Gefühl, dass ihm ihre Antwort wichtig war.
»Natürlich würde es das«, entgegnete sie ehrlich. »Ich hasse diesen Verwaltungskram. Ich bin von Natur aus kein organisierter Mensch. Ich bin mehr der kreative Typ, ich brauche das Chaos.«
»Das Chaos?«
Alex nickte. »Alles muss voller Mehl und allen möglichen anderen Zutaten sein, ich muss Pfannen und Töpfe scheppern hören, ich brauche das Geräusch von Tellern, die aufeinandergestapelt werden, den Geruch von italienischen Gewürzen und kräftigen Kräutern der Vorspeisen, die mit dem Vanille- und Zitronenaroma der Desserts wetteifern.« Sie zuckte mit den Schultern. »In der Küche herrscht normalerweise an jedem Abend eine Art kontrolliertes Chaos, und das liebe ich über alles. Wenn ich in einem kleinen Büro sitze und versuche, Soll und Haben in Einklang miteinander zu bringen, dann ist das für mich die reinste Folter.« Sie seufzte leise. »Außerdem habe ich mich immer für umgänglich und diplomatisch gehalten, aber ich muss feststellen, dass ich mit Krisensituationen nicht gut klarkomme.«
Alex verzog missmutig den Mund und fügte an: »Es kommt mir vor, als hätte ich in dieser Woche nichts anderes gemacht, als jedes Mal vor Wut die Beherrschung zu verlieren, wenn wieder mal etwas schiefging. Vermutlich zerrt der Stress an meinem Nervenkostüm.«
»Hmm.« Cale räusperte sich und sagte: »Dann glaube ich, dass ich Ihnen helfen kann, wieder selbst zu kochen, Alex.«
»Und wie?«, fragte sie erstaunt.
»Sehen Sie, ich bin eigentlich gar kein Koch.«
5
»Wie bitte? Was haben Sie gerade gesagt?«
In Anbetracht von Alex’ entgeistertem Gesichtsausdruck wiederholte er noch einmal langsam und deutlich: »Ich bin kein Koch, sondern Geschäftsmann.«
»Aber Sie … ich habe Sie eingestellt … oh mein Gott!« Panik überkam sie, während sie aufstand und in ihren Taschen suchte. Dann hatte sie ihr Handy gefunden und begann eine Nummer einzutippen.
Verdutzt stand Cale ebenfalls auf. »Wen rufen Sie an?«
»Bev!«, herrschte sie ihn an. »Ich muss wissen, ob Sie mich ruiniert haben!«
»Ich habe Sie nicht ruiniert«, beteuerte er hastig. »Bitte, Alex, hören Sie mich an.«
»Nein, ich …« Sie hielt inne und schaute ihn argwöhnisch an. »Sie haben die Forelle Amandine zubereitet, und die war perfekt.«
»Nun … ähm … also …« Cale zog die Stirn in Falten und überlegte, wie er sich am besten aus der Affäre zog. Eigentlich hätte er sich darüber ein paar Gedanken machen sollen, bevor ihm dieser verheerende Satz über die Lippen gekommen war. Dabei hatte er nur daran denken können, wie sehr sie das Kochen liebte, während er der geschäftlichen Seite der Dinge den Vorzug gab. Warum sollten sie also nicht einfach tauschen, und er half ihr bei der Geschäftsführung, während sie die Küche leitete? Cale
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