Vampir à la carte (German Edition)
schließlich auch gemacht.«
»Mir blieb ja auch keine andere Wahl, nachdem die Maler mich im Stich gelassen hatten.«
»Eine Wahl hat man immer«, erwiderte er ernst. »Vielleicht ist die Alternative genauso schlecht, aber die Wahl hat man immer. Und Sie haben die vernünftige Entscheidung getroffen.«
»Das passt zu mir. Die vernünftige Alex trifft eine vernünftige Entscheidung«, meinte sie ein wenig spöttisch und stieg auf die Leiter, stellte die Farbwanne ab und sah dann wieder zu Cale. »Können Sie mir bitte die Rolle geben?«
»Ja, natürlich.« Er hob die Rolle auf und gab sie ihr, dann sah er ihr einen Moment lang zu, wie sie sie in die Farbe tauchte. »Haben Sie für mich auch eine Rolle?«
Alex unterbrach ihre Arbeit und sah Cale an. »Sie müssen wirklich nicht …«
»Ich möchte aber«, unterbrach er sie nachdrücklich.
Nachdem sie ihn noch einen Moment lang einfach nur angeschaut hatte, lenkte sie schließlich ein und deutete auf den vorderen Bereich des Ladenlokals. »Da vorn liegen Ersatzrollen, und eine zweite Farbwanne ist auch noch dabei. Allerdings habe ich keine zweite Leiter hier, also müssten Sie die untere Hälfte streichen, während ich den oberen Teil erledige.«
»Sie sind der Boss«, meinte Cale lächelnd und machte sich an die Arbeit. Er hatte eben mit dem Streichen begonnen, da stellte Alex ihre erste Frage.
»Dann verstehe ich das richtig, dass Sie sich um die Verwaltung des Familienrestaurants in Paris kümmern und ab und zu auch schon mal kochen? Oder haben Sie es geschafft, sich vom Kochen völlig loszusagen?«
Cale betrachtete nachdenklich die Wand, auf die er Farbe auftrug, und antwortete nicht sofort, da er wusste, er bewegte sich auf dünnem Eis. Wahrscheinlich hatte Marguerite recht, wenn sie sagte, dass eine Beziehung, die auf Lügen basierte, keine gute Sache war. Daher wollte er jetzt auch nur dann lügen, wenn es absolut unvermeidbar war, deshalb antwortete er schließlich: »Heute Abend war das erste Mal nach sehr langer Zeit, dass ich wieder etwas gekocht habe.«
Das entsprach der Wahrheit, denn er hatte tatsächlich schon mal etwas gekocht. So hatte er in seiner Jugend des Öfteren Fleisch über einem Lagerfeuer gegrillt. Das war zwar nicht das, was man im Cordon Bleu lernte, aber dennoch hatte er Essen zubereitet.
»Also leiten Sie jetzt nur noch das Restaurant?«, hakte Alex nach, während sie die Farbe auf der Wand verteilte.
Seine Hand bewegte die Farbrolle wie aus eigenem Antrieb auf und ab, als er nach einer unverfänglichen Antwort suchte. Es war sicher nicht ratsam zu erklären, dass er mit einem Restaurant überhaupt nichts zu tun hatte. Also erwiderte er: »Ich leite in Europa mehrere Unternehmen, die meisten haben mit der Reisebranche und dem Warentransport zu tun.«
»Reise und Transport? Wie macht man denn von einem Restaurant den Sprung zu Reise und Transport?«, wunderte sie sich.
»Diese Dinge liegen gar nicht so weit auseinander«, sagte er und fand, dass das auch zutraf. Argentis Inc. und Argeneau Enterprises waren in Kanada, den USA und in Großbritannien vertreten, während Cale mit Valens Industries – seinem Zweig dieses Unternehmens – in Frankreich, Italien und Spanien tätig war.
Er führte Blutbanken und kümmerte sich um den Vertrieb des Blutes, um die Allgemeinheit mit Nahrung zu versorgen … jedenfalls die unsterbliche Allgemeinheit. Und er kümmerte sich auch um andere Bedürfnisse, die Unsterbliche betrafen. Eines seiner Unternehmen war ganz auf das Reisen zugeschnitten, um Flüge zu arrangieren, die in der Dunkelheit begannen und die auch in der Dunkelheit ihr Ziel erreichten, damit Unsterbliche nicht gemeinsam mit Sterblichen reisen mussten, wenn sie das nicht wollten. Dieses Unternehmen bot auch die Buchung von Unterkünften am Zielort an, außerdem die Beförderung dorthin sowie die Versorgung mit Blut für die Dauer des Aufenthalts, und es stellte den Reisenden auch Broschüren zur Verfügung, damit sie wussten, wo es in der Umgebung Lokale gab, die auf diese spezielle Kundschaft eingestellt waren.
Daneben besaß Cale auch noch ein Unternehmen, das Unsterbliche mit allen erforderlichen Ausweispapieren versorgte, wenn die ihren Namen änderten und umzogen.
Natürlich konnte er Alex von diesen Dingen nichts erzählen, also erwiderte er stattdessen: »Ich habe mit einer Klientel mit individuellen Bedürfnissen und Ansprüchen zu tun, die nicht auf die üblichen Transportmittel für die Massen zurückgreifen
Weitere Kostenlose Bücher