Vampir à la carte (German Edition)
möchte.«
»Aha, reiche Leute, die besonders umsorgt werden wollen«, meinte Alex ironisch. »Von der Sorte habe ich in meinem Restaurant auch ein paar.«
»Ja, davon bin ich überzeugt«, gab er zurück und stellte sich vor, wie überrascht sie sein würde, wenn sie wüsste, dass einige von diesen Gästen Unsterbliche waren. Laut Leigh und Marguerite hatten viele Unsterbliche der Familie innerhalb kürzester Zeit ihre Lebensgefährten gefunden, und da sie seitdem wieder normal aßen, besuchten sie häufig das La Bonne Vie, weil ihnen das Essen dort so gut schmeckte. Leigh war völlig begeistert gewesen, als sie am Abend mehr über die Rezepte für die Saucen hatte erfahren können, während sie mit Marguerite zusammen für ihn eingesprungen war. Allerdings hatte sie auch sofort erklärt, dass sie und Lucian deshalb nicht seltener dort essen gehen würden als bisher, da ihrer Meinung nach Essen immer noch am besten schmeckte, wenn es von jemand anders zubereitet wurde.
»Welche Waren transportieren Sie?«, fragte Alex und holte ihn aus seinen Gedanken.
Cale seufzte vor sich hin. Es hatte etwas Ermüdendes an sich, nicht lügen zu wollen, und so dauerte es einen Moment, ehe er vage formulierte: »Diese spezielle Kundschaft möchte oft Bedürfnisse erfüllt bekommen, bei denen jeder Supermarkt überfordert ist.«
»Oh, jetzt sagen Sie aber bitte nicht, dass Sie von Prostituierten reden«, warf Alex ein und schaute besorgt drein.
»Nein, ich rede von exotischen Getränken und ungewöhnlichen Objekten«, versicherte er ihr lachend. Etwas Exotischeres als Blut gab es wohl kaum, und das galt sicher auch für Särge, in denen die älteren Unsterblichen gern schliefen, weil sie nicht auf liebgewonnene Gewohnheiten verzichten wollten. Zumindest Sterbliche würden so etwas als exotisch und ungewöhnlich bezeichnen.
»Exotische Getränke«, wiederholte sie leise und schüttelte den Kopf. Dann zog sie die Nase kraus und fragte: »Und diese Seite des Geschäfts gefällt Ihnen besser als das Kochen?«
Cale musste lachen, als er ihren Gesichtsausdruck sah. »Das ist nicht alles so langweilig, wie es Ihnen vorkommt. Da ist zum Beispiel die Herausforderung, plötzlich auftretende Probleme zu lösen, die Begeisterung, die von neuen Projekten ausgelöst wird, die …«
»Ja, ja, ich glaube Ihnen jedes Wort«, unterbrach sie ihn schnaubend. »Aber um ehrlich zu sein, Probleme zu lösen ist nicht meine Stärke, es sei denn, es geht zum Beispiel darum, den Säuregehalt einer Sauce auf Tomatenbasis zu reduzieren oder das perfekte Soufflé hinzukriegen. Ich kann mit Essen besser umgehen als mit Menschen. Menschen neigen dazu, mir massiv auf den Geist zu gehen.«
Überrascht erwiderte er: »Aber Sie betreiben ein Restaurant, Sie haben jeden Tag zwangsläufig mit Menschen zu tun.«
Alex winkte ab. »Ich habe mit dem Küchenpersonal zu tun, mit intelligenten Menschen, die wissen, was sie tun. Aber ich muss mich nicht um quengelnde Gäste kümmern, die irgendwas bestellen, wovon sie noch nie gehört haben, und die sich dann beschweren, wenn ihnen was nicht schmeckt. Zum Beispiel Gazpacho – sie bestellen es, dann meckern sie, weil es kalt ist, und das alles nur, weil sie keine Ahnung haben, dass es sich bei diesem Gericht um eine kalte Gemüsesuppe handelt.« Sie schnalzte verärgert mit der Zunge. »Und schon gar nicht komme ich mit der Unfähigkeit von Verkäufern zurecht, die falsche Bestellnummern notieren und einem Sachen schicken, die man gar nicht haben wollte. Beispielsweise Teppichböden und Wandfarbe in Limonengrün oder Toilettenkacheln in kreischendem Orange.«
»Ist so was passiert?«, fragte Cale überrascht.
Alex legte seufzend die Rolle weg, drückte den Rücken durch und nickte. »Was glauben Sie, warum ich hier stehe und Wände streiche? Ich hatte Leute dafür bestellt, aber als ich heute Nachmittag von meinem Restaurant hierherkam, da war die falsche Farbe geliefert worden, und die Maler hatten bereits so gut wie den ganzen Laden gestrichen.« Sie machte eine ausholende Geste. »Hier sah es aus, als hätte jemand alle Wände mit grünem Schleim vollgekotzt.«
Cale sah zu der Wand, die sie noch nicht in diesem Weißton übertüncht hatten, und bemerkte, dass die Grundierung einen leichten grünlichen Stich aufwies. Er tauchte die Rolle in die Farbe ein und strich weiter, dabei fragte er: »Und der grüne Teppich?«
»Das gleiche Theater. Da hatte ich mir einen Projektleiter gegönnt, zumal ich in meinem
Weitere Kostenlose Bücher