Vampir à la carte (German Edition)
zu finden und Freundschaften zu pflegen.«
»Warum ist Ihre Familie so oft umgezogen?«
Alex stieß ein wenig frustriert den Atem aus. »Mein Dad war Automechaniker, jemand, der seine eigene Werkstatt haben wollte und der sich auch im Haus nützlich machen konnte. Meine Mom war Sekretärin, die ein gutes Gespür für Inneneinrichtung hatte und die seinen Traum unterstützte. In dem Jahr, in dem ich zur Welt kam, kauften sie ein altes und ziemlich heruntergekommenes Haus, das sie in ihrer Freizeit auf Vordermann brachten. Nach einem Jahr waren sie fertig, sie verkauften das Haus mit Gewinn und kauften ein anderes altes Haus. Das ging jedes Jahr so, bis ich zehn war. Dann hatten sie endlich genug zusammen, damit Dad seine Werkstatt eröffnen konnte. Das war zu der Zeit, als Gramps, der Vater meiner Mutter, bei uns einzog. Er war gerade in Rente gegangen, und Mom und Dad arbeiteten immer bis spät abends, damit die Werkstatt Geld einbrachte. Gramps war gesundheitlich ein wenig angeschlagen, deshalb lebte er bei uns und half den beiden, auf uns Kinder aufzupassen. Ich habe noch zwei jüngere Schwestern«, warf sie erklärend ein. »Sam kennen Sie ja bereits, und Jo ist die Jüngste. Sie reist momentan mit ihrem Freund durch Europa.
Auf jeden Fall waren die Jahre, als Gramps bei uns lebte, die beste Zeit überhaupt. Jeden Tag, wenn wir von der Schule nach Hause kamen, pfiff er eine fröhliche Melodie vor sich hin und überraschte uns mit frisch gebackenen Keksen oder anderen Leckereien. Dann sagte er: ›Macht eure Hausaufgaben, dann bekommt ihr auch was davon ab … aber jeder nur ein bisschen. Ihr sollt schließlich noch etwas Hunger fürs Abendessen übrig lassen.‹« Sie lachte leise. »Unsere Hausaufgaben haben wir immer in Rekordzeit erledigt, und dann brachte er uns etwas zum Naschen und setzte sich zu uns an den Tisch. Wir tranken jeder ein Glas Milch und erzählten ihm, wie es in der Schule gewesen war.
Meistens ließ er uns danach fernsehen, während er das Abendessen vorbereitete. Aber ich ließ Jo und Sam die Cartoons gucken und ging stattdessen in die Küche und fiel Gramps auf die Nerven. Ich fragte ihn, was er da machte, warum er dies oder jenes ins Essen tat, und er erklärte mir alles ganz geduldig. Dabei übertrug er mir immer irgendwelche Aufgaben, und manchmal durfte ich kochen, während er mir assistierte. Und als ich dann mit der Highschool fertig war, beschloss ich eine Ausbildung zur Köchin zu machen.«
»Ihr Großvater muss sehr stolz auf Sie gewesen sein«, sagte Cale und stutzte, als er ihre traurige Miene sah.
»Leider hat er das nie erfahren. Er starb an einem Herzinfarkt, als ich im letzten Jahr auf der Highschool war.«
»Oh, das tut mir leid«, erwiderte er ernst und rieb wieder gedankenverloren über seinen Bauch.
»Mir auch. Er war ein wundervoller Mann.«
»Was ist mit Ihren anderen Großeltern?«
»Ach«, seufzte Alex. »Die Eltern meines Vaters starben, bevor ich zur Welt kam, und Gramps’ Frau, also die Mutter meiner Mom, starb an einem Hirntumor, als ich noch ganz klein war. Ich kann mich nicht mal an sie erinnern.«
»Tja, aber ich bin mir sicher, Ihr Großvater wäre stolz auf Sie, wenn er wüsste, was aus Ihnen geworden ist.«
»Er hätte damit bei jedem angegeben, der es nicht hören will«, stimmte sie ihm lachend zu. »Vor allem weil ich in Paris gelernt habe. Er hat mir immer gesagt, die besten Köche der Welt kämen aus Paris, und es hätte ihn mächtig beeindruckt, dass ich dort meine Ausbildung gemacht habe.«
»Sie haben Ihre Ausbildung in Paris gemacht?« Cale hielt mitten in der Bewegung inne, als ihm bewusst wurde, dass sie einige Jahre lang buchstäblich bei ihm um die Ecke gelebt haben musste. Wäre da nicht das Schicksal im Weg gewesen, dann hätte er sie vielleicht schon damals kennengelernt.
»Unter Paris ging für mich gar nichts«, beteuerte sie mit einem ironischen Lachen. »Ich war entschlossen, die beste Köchin der Welt zu werden.«
»Hat Ihnen Paris gefallen?«, erkundigte er sich und fragte sich insgeheim, ob ihr sein Zuhause zusagen würde.
»Ich habe Paris geliebt«, versicherte sie ihm. »Die Düfte, die Häuser, die Leute … das ist der einzige Ort, den ich kenne, an dem absolut jeder mit einem Baguette in der Hand durch die Gegend läuft.« Grinsend räumte sie ein: »Es tat mir fast leid, nach der Ausbildung wieder hierherzukommen.«
»Aber trotzdem haben Sie es gemacht«, hakte er nach, als sie abrupt verstummte.
»Ja, ich fand
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