Vampir à la carte (German Edition)
einen Job als Köchin in einem guten Restaurant, in dem ich mich bis zum Souschef hocharbeiten konnte, aber mein Traum war und blieb Chefköchin zu werden. Bis dahin hätte ich vermutlich noch mal vier oder fünf Jahre gebraucht, um irgendwo eine solche Stelle zu finden und auch zu bekommen, wenn ich nicht das La Bonne Vie eröffnet hätte.«
»Haben Sie das Geld dafür auf die gleiche Weise zusammengekriegt wie Ihre Eltern? Indem Sie Häuser renoviert haben?«
»Nein, ich bin handwerklich nicht so talentiert wie mein Vater, und ich habe auch nicht den stilsicheren Blick meiner Mutter«, antwortete sie. »Ich habe das Restaurant mit meinem Anteil aus dem Erbe meiner Eltern finanziert, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind.«
»Oh, das tut mir leid. Sie wären sicher auch sehr stolz auf Ihren Erfolg. Immerhin läuft das eine Lokal so gut, dass Sie ein zweites eröffnen können«, hob er lobend hervor.
»Ja, sofern ich nicht vor der Eröffnung schon Insolvenz anmelden muss«, konterte sie ironisch und sah ihn an. Plötzlich fragte sie: »Ist Ihnen nicht gut?«
Die Frage und der besorgte Tonfall ließen ihn aufschauen. Alex stieg von der Leiter und kam zu ihm. »Himmel, Sie sehen ja schrecklich aus«, flüsterte sie und stellte sich neben ihn. »Sie reiben sich seit ein paar Minuten immer wieder über den Bauch. Ich dachte mir schon, dass vielleicht irgendwas nicht stimmt. Aber jetzt sehe ich, dass Sie leichenblass sind, Cale.«
Er sah nach unten und stellte fest, dass seine Hand tatsächlich über seinen Bauch rieb. Mit einem Mal wurde ihm auch dieses eigenartige Gefühl bewusst. Er musste dringend etwas trinken. Das hatte er nicht mehr gemacht seit … seit … genau genommen hatte er in den letzten achtundvierzig Stunden nur den einen Beutel getrunken, der ihm im Haus der Vollstrecker angeboten worden war. In seinem Hotelzimmer in New York war er überraschend von ein paar Cousins besucht worden, dadurch war der Blutvorrat schneller aufgebraucht worden als geplant. Aber er hatte keinen Nachschub angefordert, weil er bis ins Hotel in Toronto durchhalten konnte, wo eine Kühlbox voll mit Blutkonserven auf ihn warten sollte.
Dummerweise hatte er es gar nicht erst bis ins Hotel geschafft. Eine Nachricht von Marguerite war eingegangen, die ihn dazu veranlasst hatte, gleich nach der Landung den Mietwagen abzuholen und zu ihr zu fahren. Wie sich dann herausstellte, war das Ganze mehr eine Art Hinterhalt gewesen, denn als er bei Marguerite eintraf, wurde er von ihr und ihrem Ehemann Julius sowie von Lucian und Leigh erwartet.
Cale hatte die Haustür noch nicht hinter sich geschlossen, da wurde er von Marguerite bestürmt, die ihm von ihrer Überzeugung erzählte, dass Alex die Richtige für ihn sein musste. Er hörte sich an, was sie zu sagen hatte, und sah Lucians ernste Miene, während dieser mit verschränkten Armen dastand und schweigend das Ganze mitverfolgte. Er wusste, Lucian war nur da, um ihr Rückendeckung zu geben und um ihn so lange zu bearbeiten, bis er sich damit einverstanden erklärte, Alex kennenzulernen. Aus dem Grund nutzte er auch die erste Gelegenheit, als er zu Wort kam, und versprach ohne Wenn und Aber zum Haus der Vollstrecker zu fahren und dort zu veranlassen, dass es zu einem Treffen mit der fraglichen Frau kam. Er war davon ausgegangen, alle Anwesenden völlig zu überraschen, indem er kein Widerwort gab, doch kaum hatte er eingewilligt, bestand Marguerite darauf, dass er dann auch umgehend hinfuhr. Sofort meldete sich Lucian zu Wort und erklärte ihm, wer wer im Haus war, und beschrieb ihm den Weg, bevor er losfuhr. Dort angekommen, war ihm dann ein Beutel angeboten worden, und gleich darauf hatte man ihn zu Alex ins Lokal verschleppt.
Der eine Blutbeutel war eindeutig nicht genug gewesen, wie er jetzt einsehen musste, da Alex eine Hand hob, um seine Stirn zu fühlen. Als er dabei ihren Geruch wahrnahm, wurden die Magenkrämpfe nur noch stärker. Er musste unbedingt was zu sich nehmen, überlegte er, und merkte nicht, dass er diese Worte laut aussprach. Alex sah ihn verdutzt an. »Aber … wir haben doch eben erst etwas gegessen.«
»Ja, allerdings war das ein sehr kleiner Hamburger«, murmelte er und machte einen Schritt nach hinten, vorgeblich um die Farbrolle wegzulegen, tatsächlich jedoch um auf Abstand zu ihr zu gehen – zu ihr und zu dem Blut, das er unter ihrer Haut riechen konnte.
»Ja, das stimmt«, pflichtete sie ihm fast entschuldigend bei. »Ich nehme immer den
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