Vampir à la carte (German Edition)
»Himmel, du hast doch bestimmt schon mal was davon gehört, oder nicht?«
Sam seufzte tief und sagte: »Alex, bitte … gib Cale nur eine Chance. Sonst könnte dir das Glück deines Lebens entgehen.«
Alex schwieg einen Moment lang und fragte sich, ob an den Worten ihrer Schwester etwas dran sein mochte. Aber dann hielt sie sich vor Augen, dass Cale nur für kurze Zeit hier in Kanada sein würde und irgendwann nach Hause zurückkehren musste.
»Wie nimmt Cale denn deinen … Widerwillen auf?«, fragte Sam schließlich.
»Er hat gesagt, er würde mich gern näher kennenlernen«, gab sie bedächtig zurück. »Aber ich habe ihm klargemacht, dass ich momentan keine Zeit für eine Beziehung habe, und er respektiert das.«
»So ein Idiot«, grummelte Sam und brachte Alex damit zum Lächeln. Ihre Schwester hielt den Mann für einen Idioten, weil er nicht mit allen Mitteln versuchte, sie für sich zu gewinnen. Das war irgendwie süß, doch ihr Lächeln versiegte, als sie zufällig durch das Fenster sah und beobachten konnte, wie Sue die ersten Bestellungen in die Küche brachte.
»Schätzchen, ich muss jetzt Schluss machen«, erklärte sie. »Die Bestellungen fangen an sich zu türmen.«
Sam seufzte erneut, sagte dann aber: »Kein Problem. Ich muss sowieso Marguerite anrufen.«
»Marguerite Argeneau?«, erkundigte sich Alex überrascht. Es war die einzige Marguerite, von der Sam je gesprochen hatte.
»Ja.« Die knappe, ärgerliche Antwort ihrer Schwester ließ Alex neugierig werden. Ihr war nicht bewusst gewesen, dass die beiden sich so gut kannten. Sam redete von der Frau immer wie von einer Art Göttin, die etwas Besseres war als sie alle, und trotzdem hörte es sich im Augenblick so an, als sei sie eng mit ihr befreundet.
Sue kam mit weiteren Bestellungen in die Küche gestürmt, woraufhin Alex erschrocken den Mund verzog. »Okay, ruf du Marguerite an, aber zuvor will ich dir noch eines sagen: Ich danke dir von ganzem Herzen dafür, dass du Cale zu mir geschickt hast. Er vollbringt wahre Wunder und hat mich vor dem Bankrott bewahrt. Du hast mir das Leben gerettet, Sam. Ich hab dich lieb.«
Sams deprimiertes »Ich hab dich auch lieb« drang kaum durch den Hörer, da hatte sie auch schon aufgelegt und eilte aus dem Büro.
Cale hatte eben erst die Türglocke zu Marguerites großzügigem Anwesen betätigt, da ging die Tür auch schon auf. Die Frau musste beobachtet haben, wie er sich dem Haus genähert hatte.
»Cale«, begrüßte sie ihn erfreut und machte einen Schritt auf ihn zu, damit sie ihn umarmen konnte. »Genau zur richtigen Zeit. Jetzt sind wir komplett.«
»Wer ist wir?«, wollte Cale ein wenig irritiert wissen, während er ihre Umarmung erwiderte. Er hatte sich auf die üblichen Arbeitszeiten der Sterblichen eingestellt, jetzt, da er im Restaurant aushalf. Für ihn bedeutete das, etwas mehr Blut als üblich zu sich zu nehmen, um die Schäden wettzumachen, die vom Sonnenlicht verursacht wurden. Aber diese Schäden blieben ohnehin auf ein Minimum beschränkt, da er sich nicht nur wegen der Sonne, sondern auch wegen der Kälte dick einpacken musste, sodass nur wenig Haut überhaupt von den Sonnenstrahlen erreicht werden konnte. Außerdem verbrachte er die meisten Stunden im angenehm fensterlosen Büro in Alex’ neuem Restaurant.
Dummerweise passte das aber nicht mit den Tageszeiten zusammen, zu denen seine Verwandten wach waren, sodass er die meiste Zeit über per Anrufbeantworter mit ihnen kommunizierte. So hatte Marguerite ihn am Freitag wiederholt versucht zu erreichen, und da ihre Nachricht sehr dringend klang, hatte Cale sich ganz früh am Morgen telefonisch wecken lassen, damit er mit ihr reden konnte, bevor sie und Julius sich für den Tag zurückzogen und nicht erreichbar waren. Zu seinem Erstaunen hatte sie ihn nur zum Abendessen einladen wollen. Da es ein Samstag war und Alex ohnehin arbeitete, hatte er die Einladung angenommen.
»Ich habe noch ein paar Leute eingeladen«, erwiderte sie ausweichend und zog ihn mit sich ins Haus.
»Und wen?«, hakte er nach, während sie ihm aus seiner Winterkleidung half, als hätte sie ein kleines Kind vor sich.
»Oh, Julius ist natürlich hier«, sagte sie und hängte seinen Mantel auf.
»Ja, natürlich«, gab er zurück und lächelte flüchtig. Das einzige Mal, dass er Marguerite ohne Julius gesehen hatte, war am ersten Abend in Alex’ Lokal gewesen, als sie ihm in der Küche geholfen hatte. Ansonsten waren die beiden in New York und auch hier immer
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