Vampir à la carte (German Edition)
nur gemeinsam in Erscheinung getreten, als wären sie siamesische Zwillinge. »Und wer noch?«
»Komm mit, dann wirst du’s sehen«, sagte sie fröhlich und hakte sich bei ihm ein, um ihn in Richtung Wohnzimmer zu führen.
Als er an der Tür ankam und die anderen Gäste sah, blieb er abrupt stehen. Julius kam Marguerite entgegengeeilt, als hätte er bereits seit Stunden auf ihre Rückkehr gewartet. Er legte einen Arm um sie, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und stellte sich dann neben sie, während Cale längst seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. Er sah Lucian, Leigh, Mortimer, Sam und Bricker, die ihn alle aufmerksam ansahen. Die Szene erinnerte ihn verdächtig an den Tag seiner Ankunft, als er auf Marguerites Bitte hin hier einen Zwischenstopp eingelegt hatte und von ihr, Lucian, Leigh und Julius empfangen worden war. Damals war es ihm wie ein Hinterhalt vorgekommen, und jetzt erging es ihm nicht anders.
»Oh nein, mein Lieber, das soll kein Hinterhalt sein«, sagte sie sofort, was ihm klarmachte, dass sie seine Gedanken gelesen hatte. Er fühlte sich nicht behaglicher, als sie fortfuhr: »Genau genommen lese ich deine Gedanken überhaupt nicht, sondern du brüllst sie förmlich hinaus. Das hat damit zu tun, dass du deine Lebensgefährtin gefunden hast. Dadurch fällt es dir nicht nur schwer, deine Gedanken für dich zu behalten, es verstärkt sie sogar noch. Das haben wir alle auch schon mitgemacht«, ergänzte sie mitfühlend und dirigierte ihn zu einem Sessel dem Sofa gegenüber, auf dem Lucian, Leigh und Bricker saßen. Mortimer und Sam hatten es sich auf einem Zweisitzer rechts von ihm bequem gemacht, während sich Marguerite und Julius auf den anderen Zweisitzer zu seiner Linken setzten.
Cale rutschte unbehaglich auf seinem Platz hin und her, dabei sah er die Anwesenden an, die ihn alle mit starrem Blick musterten. Mit einer Hand fuhr er sich durchs Haar. »Und was soll das hier sein, wenn es kein Hinterhalt ist?«
Sekundenlang herrschte Schweigen, die anderen tauschten unergründliche Blicke aus, bis Marguerite schließlich erklärte: »Wir wollen dir nur mit Alex behilflich sein.«
»Ich brauche keine Hilfe«, gab er abweisend zurück.
»Nicht? Dann läuft es also gut zwischen euch beiden?«, fragte sie behutsam.
Cale kniff unwillkürlich die Lippen zusammen. Dass es gut lief, konnte er nicht gerade behaupten, immerhin bekam er die Frau kaum mal zu Gesicht. Er arbeitete im neuen, sie im alten Restaurant. Sie hatte montags und dienstags frei, er samstags und sonntags. Wenn er schon mal im alten Lokal vorbeischaute oder wenn sie dem neuen Ladenlokal einen Besuch abstattete, um sich ein Bild davon zu machen, wie die Arbeiten dort vorankamen, unterhielt sie sich mit ihm nur über geschäftliche Dinge. Ein paarmal hatte Cale versucht, die Unterhaltung auf Privates zu lenken, aber Alex war nie darauf eingegangen. Es war unglaublich frustrierend, zumal er keine Ahnung hatte, wie er das ändern konnte. Allerdings war er nicht bereit, mit den anderen darüber zu reden.
Er vergaß völlig, dass sie alle in der Lage waren, seine Gedanken zu lesen, und längst wussten, was ihm soeben durch den Kopf gegangen war, und behauptete fast trotzig: »Es läuft sehr gut.«
»Hast du schon mit ihr geschlafen?«, fragte Lucian geradeheraus.
»Luc!«, ermahnte Leigh ihn und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. »Du bringst Cale in Verlegenheit.«
»Wohl kaum«, konterte der. »Cale ist über zweitausend Jahre alt, ihn sollte eigentlich nichts mehr in Verlegenheit bringen.«
»Bist du wirklich so alt?«, fragte Sam erstaunt.
»Er wurde 280 vor Christus geboren«, ließ Lucian sie wissen, woraufhin sie bleich wurde. Cale bekam das Gefühl, dass sie ihn als Partner für ihre Schwester neu beurteilte, da sie nun wusste, wie alt er war. Wie es schien, fiel dieses neue Urteil unverändert positiv aus.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, warf Lucian ein und lenkte Cales Aufmerksamkeit wieder auf sich.
»Nein, ich habe noch nicht mit ihr geschlafen.«
»Und das wirst du auch nicht«, erklärte Lucian in einem Tonfall, als sei das bereits beschlossene Sache.
Cale stutzte. »Woher willst du wi…«
»Sie schläft nicht mit Angestellten.«
Beim letzten Wort zog Cale finster die Brauen zusammen. Daheim in Frankreich war er als Unternehmer tätig, der ein kleines Imperium unter sich hatte. Die Vorstellung, dass sie in ihm einen Angestellten sah, aber keinen gleichwertigen Kollegen, der ihr in einer Notlage
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