Vampir à la carte (German Edition)
mürrisch. »Dann ist er wohl sensibler, als ich es für möglich gehalten hatte.«
»Ich bin nicht sensibel!«, herrschte Cale ihn an, für den dies wohl ein Reizthema war.
»Vermutlich ist es die Schuld seiner Mutter«, überlegte Lucian und ignorierte die Widerrede. »Martine hat ihn nach Calliope benannt, der Muse der Poesie. Wenn man dann noch bedenkt, dass sein Vater starb, als er gerade mal fünfzig war, dann dürfte er von Martine vermutlich gehörig verhätschelt worden sein.«
Als Cale mit einem kehligen Knurren antwortete, meldete sich Marguerite rasch zu Wort, um den Frieden zu wahren: »Vielleicht sollten wir ins Esszimmer umziehen. Das Abendessen dürfte inzwischen fertig sein, und dann können wir beim Essen über eine Lösung nachdenken.«
»Essen ist immer eine gute Idee, Marguerite«, stimmte Lucian zu.
»Ist ja großartig«, murmelte Cale, als die anderen zustimmend murmelten und sich von ihren Plätzen erhoben. Wie es aussah, wurde ihm noch eine kleine Verschnaufpause gegönnt, bevor die Folter weiterging, die von den anderen als »Hilfe« bezeichnet wurde.
8
»Kann ich behilflich sein?«
Alex sah von dem Grill auf, den sie soeben schrubbte, und lächelte Bev an. »Nein danke. Ich bin sowieso fast fertig. Gehen Sie mit den anderen schon mal vor.«
Bev nickte dankbar und lief los, um Mantel und Handtasche zu holen, damit sie so wie ihre Kollegen das Lokal durch die Hintertür verlassen konnte. Alex genoss einen Moment lang die kalte Brise, die durch den Raum wehte, gleich nachdem die Tür geöffnet worden war. Spätestens bei Lokalschluss war es in der Küche immer ausgesprochen heiß, da sich die Kochhitze über Stunden hinweg angesammelt hatte. Dass die Raumtemperatur in diesem Zeitraum um etliche Grad anstieg, konnte auch nicht durch das leistungsfähige Lüftungssystem verhindert werden, das Alex hatte einbauen lassen.
Umso willkommener war jetzt der kühle Windhauch.
Seufzend wandte sie sich wieder ihrem Arbeitsplatz zu, um alles sauber zu machen. Als Chefin des Lokals hätte sie diese Aufgabe einem ihrer Angestellten übertragen können, doch sie hatte etwas durchaus Besitzergreifendes an sich, was ihren Platz in der Küche anging. Es war schrecklich für sie gewesen, Peter genau hier arbeiten zu sehen, wie er die Geräte bediente und die Instrumente berührte. Daher war sie froh darüber, dass das jetzt wieder alles ihr gehörte.
Zufrieden lächelnd beendete sie die Reinigung. Sie legte das Putzzeug zur Seite, dann nahm sie Mütze und Schürze ab und kehrte zurück ins Büro. Es war Samstagabend, der Tag in der Woche, an dem sie später als üblich schlossen. Normalerweise würde sie sogar jetzt noch eine Weile hier sitzen und sich dem Papierkram auf ihrem Schreibtisch widmen, ehe sie sich auf den Heimweg machte. Aber seit Cale sich darum kümmerte, gab es für sie nichts zu tun, und darüber war sie sehr froh. Sie wusste nicht, ob es daran lag, dass sie durch Beaufsichtigung beider Restaurants aus ihrer Routine gekommen war, oder ob sie mit einer Erkältung im Anfangsstadium zu tun hatte, auf jeden Fall fühlte sie sich heute Abend unendlich müde und freute sich darauf, nach Hause zu kommen.
Sie hängte ihre Schürze an den Garderobenständer in ihrem Büro, dann zog sie ihren Mantel an und musste mit einem Mal so heftig gähnen, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie wischte sie mit dem Handrücken weg, griff nach Schlüsselbund und Handtasche und begab sich zur Hintertür. Es war zu hoffen, dass die kalte Nachtluft sie wach genug machen würde, damit sie nach Hause fahren konnte, ohne am Steuer einzuschlafen.
Wie erwartet schlug der kalte Wind ihr so heftig ins Gesicht, dass ihr einen Moment lang der Atem stockte. Blinzelnd schloss sie die Tür ab, als sie plötzlich merkte, wie jemand sie von hinten packte. Über ihre Lippen kam nur noch ein erstickter Schrei, da der Unbekannte ihr den Mund zuhielt. Gleichzeitig legte er den anderen Arm um ihre Taille. Als sie dann so hochgehoben wurde, dass ihre Füße den Boden nicht mehr berührten, und ihr Angreifer sie wegtrug, verwandelte sich ihr Schrecken in Panik. Sie ließ den Schlüssel fallen, krallte sich in den Arm um ihren Hals und trat um sich.
Nichts davon zeigte irgendeine Wirkung, woraufhin sie die Hände hinter ihren Kopf hob und die Fingernägel in das erste weiche Fleisch bohrte, das sie finden konnte. Ein wütender Fluch war die Reaktion darauf, und der Unbekannte zog den Arm zurück, der um ihren Hals lag.
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