Vampir à la carte (German Edition)
Wandschrank. Dann warf sie die Tür zu und kehrte mit stampfenden Schritten in die Küche zurück.
Cale sah ihr verwundert nach und fragte sich, ob ihr Gehirn womöglich tatsächlich Schaden genommen hatte. Sie benahm sich jedenfalls wie ein ungezogenes Kind, das seinen Willen nicht hatte durchsetzen können. Fasziniert von dieser Seite, die er an ihr bislang noch nicht erlebt hatte, folgte er ihr in die Küche. Sie stand gegen die Spüle gelehnt da und schaute durch das Fenster nach draußen. Als sie spürte, dass er ins Zimmer gekommen war, drehte sie sich seufzend zu ihm um. »Tut mir leid.«
»Ich kann das schon verstehen«, versicherte Cale ihr.
»Das heißt dann wohl«, meinte sie und rang sich zu einem Lächeln durch, »dass ich den ganzen Tag hier im Haus rumhängen und mich ausruhen werde. Wenn Sie wollen, können Sie gehen. Allerdings weiß ich es zu schätzen, dass Sie über Nacht geblieben sind. Das war sehr nett von Ihnen.«
Cale kniff ein wenig die Augen zu, da ein Verdacht in ihm aufkam. Betont gelassen erwiderte er: »Wenn Sie wollen, gehe ich. Ich muss sowieso Ihre Schlüssel zu Lucian bringen.«
»Meine Schlüssel?«, fragte sie und wurde ernst.
»Ja, er fährt Emile zum Restaurant. Vermutlich etwas früher, als es eigentlich nötig wäre. Aber der Mann soll schließlich etwas Zeit bekommen, um sich mit Ihrer Küche vertraut zu machen«, behauptete er. Niemand hatte bislang ein Wort davon gesagt, wer den Koch ins La Bonne Vie bringen sollte, und er selbst hatte am Morgen für sich entschieden, dass er das übernehmen würde. Aber Alex sollte wissen, dass es ihr nicht gelingen würde, ihn abzuschütteln und sich in ihr Lokal zu schleichen, denn das war mit Sicherheit das, was sie insgeheim vorhatte. »Und den Wagenschlüssel brauche ich natürlich auch, damit ich veranlassen kann, dass jemand Ihren Wagen herbringt. Wir sind letzte Nacht mit meinem hergekommen, und wenn ich gleich unterwegs bin, sitzen Sie hier fest. Andererseits wollen Sie ja sowieso zu Hause bleiben …«
»Mist«, murmelte Alex. Von ihrem Lächeln war jetzt nichts mehr zu sehen, was umso deutlicher machte, dass sie vorgehabt hatte, sich heimlich auf den Weg in ihr Restaurant zu machen.
»Oder …«, begann er und ließ gleich wieder eine Pause folgen, um über die Idee nachzudenken, die ihm soeben durch den Kopf gegangen war. Er machte sich Sorgen, dass Alex ihn nach Hause schicken könnte, weil sie möglicherweise wütend auf ihn war. Aber wenn er sie ablenkte, indem er einen Bummel durch die Antiquitätengeschäfte in der Umgebung vorschlug … Wenn er sie allein ließ, saß sie hier ohne Auto fest, also könnte sie sich von einem solchen Vorschlag in Versuchung führen lassen, und er war dann in der Lage, darauf zu achten, dass sie sich tatsächlich nicht überanstrengte.
»Oder was?«, fragte sie mürrisch.
»Oder wir beide klappern heute die Antiquitätengeschäfte ab«, schlug er vor, schob aber warnend hinterher: »Allerdings müssen wir es ruhig angehen lassen. Wir legen öfter eine Pause ein und trinken einen Kaffee oder essen irgendwo was. Hauptsache, Sie sind nicht zu lange ununterbrochen auf den Beinen.«
Alex musterte ihn eindringlich, dann seufzte sie leise und stieß sich von der Spüle ab. In schmollendem Tonfall sagte sie: »Schätze, das ist immer noch besser, als den ganzen Tag hier rumzuhängen.«
»Sie sind tatsächlich keine gute Patientin, nicht wahr?«, stellte er fest und ging hinter ihr her in den Flur.
»Wer behauptet denn so was?«, wollte sie wissen und warf ihm einen finsteren Blick über die Schulter zu.
»Sam.«
»Das sagt die Richtige«, schnaubte Alex, während sie den Wandschrank öffnete und zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ihren Mantel herausholte. Dann nahm sie Cales Mantel vom Bügel und gab ihn ihm.
»Danke.«
Alex nickte und zog ihren Mantel an. »Außerdem bin ich sehr wohl eine gute Patientin.«
»Ach ja?«, gab Cale amüsiert zurück und packte sich in Schal, Mütze und Handschuhe.
»Ja«, beteuerte sie und fügte verdrießlich hinzu: »Ich setze nur gern meinen Willen durch.«
Cale lachte, als er dieses Eingeständnis vernahm, das ihn so gar nicht überraschte. Sie besaß ihr eigenes Haus, sie war eine selbstständige Unternehmerin, und sie war daran gewöhnt, dass die meisten Dinge so liefen, wie sie es sich vorstellte. Aber er selbst war nicht anders, und er vermutete, wenn es ihm gelingen sollte, sie für sich zu gewinnen, dann würden im ersten gemeinsamen
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