Vampir à la carte (German Edition)
ja eben erst hingelegt, und es war schlicht unmöglich, dass er so schnell eingeschlafen sein sollte. Offenbar war sie aufgewacht, als er die Tür zu ihrem Zimmer wieder geschlossen hatte. »Ja?«, rief er.
»Ah, ich dachte mir doch, dass ich Sie gehört habe«, rief sie oben von der Treppe. »Ich dusche nur schnell, dann komme ich runter.«
Enttäuscht verzog Cale den Mund. Wie es schien, würde es im Augenblick für ihn keinen gemeinsamen Traum mit ihr geben. Verdammt! Und dabei hatte er sich so darauf gefreut. Seufzend stand er auf und ging wieder in die Küche. Essen und Kaffeebecher standen da auf dem Tresen, wo er alles abgestellt hatte. Er begann für zwei Personen zu decken, und gerade hatte er den Kaffee in Tassen umgefüllt und das Essen ausgepackt und auf den Tellern verteilt, da kam Alex in die Küche. Ihr Haar war noch feucht und glatt nach hinten gekämmt, sie trug Jeans und einen blauen Pullover. Umgeben wurde sie von einer nach Orangen und Gewürzen duftenden Wolke.
»Wow, das ist ja noch warm«, freute sie sich, als sie einen Finger auf ihr Sandwich drückte.
» Oui. Ich hab’s aus dem Coffeeshop gleich um die Ecke mitgebracht«, antwortete Cale, während er Platz nahm. »Außerdem waren Sie schnell mit dem Duschen fertig.«
Sie nickte und setzte sich ihm gegenüber hin. Beide waren sie ungewöhnlich schweigsam, während sie aßen. Der Grund dafür war Cale klar, denn sobald sich ihre Blicke trafen, musste er an den gemeinsamen Traum denken, den er erlebt hatte. Dabei verschlug es ihm jedes Mal aufs Neue die Sprache. Angesichts der Tatsache, dass Alex einen roten Kopf bekam, wenn sie Cale ansah, musste sie wohl mit dem gleichen Problem zu kämpfen haben wie er. Es war fast eine Erlösung, als sie beide endlich aufgegessen hatten.
Genauso schweigsam spülten sie ihre Tassen und Teller ab, und als Alex ihn einmal ansah, wandte sie sich schnell ab und murmelte: »Ich werde wohl gleich mal zum Restaurant fahren und die defekte Glühbirne an der Hintertür auswechseln. Sonst vergesse ich das, und dann stehe ich in der Dunkelheit schon wieder da.«
»Der Arzt hat gesagt, Sie sollen es etwas ruhiger angehen lassen«, ermahnte Cale sie leise.
»Ich weiß, aber schließlich muss ich heute Abend auch wieder kochen und …«
»Nein, das müssen Sie nicht«, unterbrach Cale sie. »Mein Cousin hat dafür gesorgt, dass Emile mit dem Flieger herkommt und heute Abend für Sie einspringt.«
Zum ersten Mal, seit sie nach unten gekommen war, sah Alex ihn an, und diesmal dachte sie ganz eindeutig nicht an den gemeinsamen Traum. Die Augen waren weit aufgerissen. »Wie bitte? Wen lässt ihr Cousin einfliegen?«
»Emile«, antwortete er und musste lächeln, als er ihren völlig verdutzten Gesichtsausdruck sah. Offenbar war sie ganz im Gegensatz zu ihm mit dem Namen bestens vertraut. »Nach allem, was ich gehört habe, soll das aus geschäftlicher Perspektive ein sehr guter Schachzug sein. Nicht nur, dass er ein genialer Koch zu sein scheint, man erwartet, dass die Journalisten Ihr Restaurant stürmen werden, wenn sie davon erfahren. Und so, wie ich meine Verwandten kenne, haben die bereits in sämtlichen Redaktionen der Stadt angerufen und die Nachricht verbreitet. Das bedeutet gute Publicity für Ihr Restaurant, aber auch für die Eröffnung des neuen Lokals nächste Woche.«
»Verdammt«, hauchte Alex und ließ sich gegen den Tresen sinken. »Und ich hatte schon befürchtet, dieser Überfall könnte der Anfang einer neuen Pechsträhne gewesen sein.«
Cale lächelte sie ungläubig an. »Sie finden, es gehört zu Ihrer Glückssträhne, niedergeschlagen worden zu sein?«
Ihr Blick wirkte auf ihn so, als hätte er die dümmste nur denkbare Frage gestellt. »Wenn dadurch Emile in meinem Restaurant kochen kommt und die Medien auf meine beiden Lokale aufmerksam werden, dann gehört das tatsächlich zu meiner Glückssträhne. Für so viel Journalisten, wie da aufkreuzen werden, wären sogar ein paar gebrochene Knochen und genähte Platzwunden ein vertretbarer Preis. Vielleicht sogar ein kleines Koma. Die kleine Beule an meinem Hinterkopf ist da überhaupt nichts gegen.«
Ihre Worte ließen Cale leise auflachen.
»Oh nein!«, keuchte sie im nächsten Moment und legte die Hände ans Gesicht. »Ich muss das Restaurant sauber machen.«
»Ich dachte, das erledigen Sie jeden Abend nach Geschäftsschluss«, wunderte er sich und folgte ihr, da sie die Küche verließ.
»Ja, aber wir reden hier von Emile «, gab sie
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