Vampir à la carte (German Edition)
über die Schulter zurück. Seinen Namen sprach sie mit einer Ehrfurcht aus, wie sie sonst nur einem König oder Gott gebührt. »Da muss alles makellos sein!«
»Würden die Kontrolleure vom Gesundheitsamt die Küche als sauber bezeichnen?«, fragte er, obwohl er die Antwort darauf längst kannte. An dem Abend, als er in ihrem Restaurant ausgeholfen hatte, und bei den nachfolgenden Besuchen nach Lokalschluss war ihm immer wieder aufgefallen, welch großen Wert Alex auf Sauberkeit legte. Außerdem hatte sie ihr Personal gut eingearbeitet, sodass jeder von ihnen darauf achtete, dass alles stets blitzblank war.
»Ja, natürlich. In meiner Küche gibt es keinen Dreck«, gab sie fast entrüstet zurück. Am Wandschrank blieb sie stehen und öffnete die Tür.
»Dann ist sie auch gut genug für Emile«, argumentierte er.
»Das ist etwas anderes. Ich will sicher sein, dass nirgendwo auch nur ein Staubkorn zu sehen ist. Er ist …«
»Alex«, stoppte er ihren Redefluss und nahm ihr den Mantel aus der Hand, den sie eben vom Kleiderbügel gezogen hatte.
»Cale, geben Sie mir den Mantel«, forderte sie ihn nachdrücklich auf, als sie sich zu ihm umdrehte. »Ich muss in mein Lokal und sauber machen. Ich will es von oben bis unten putzen und jede Ritze mit der Zahnbürste bearbeiten.« Einen Moment lang hielt sie inne. »Vielleicht sollte ich für ihn eine neue Schürze kaufen.«
Wieder griff sie nach ihrem Mantel, aber er hielt ihn außer Reichweite. Dann fasste er sie am Arm, damit sie stehen blieb. »Eine Küche zu putzen ist keine entspannende Betätigung für den heutigen Tag. Das ist sogar noch … ›unentspannender‹, als wenn Sie heute Abend kochen würden.«
»Ja, aber es geht hier um Emile«, betonte sie frustriert. »Ich muss dafür sorgen, dass alles perfekt ist.«
Cale musterte sie schweigend, schließlich ließ er die Hand sinken, mit der er ihren Mantel von ihr weghielt. »Also gut. Wenn Sie weiter darauf bestehen, dass Emiles Erscheinen für Sie bedeutet, den ganzen Tag Ihre Küche auf Hochglanz polieren zu müssen, werde ich meinen Cousin anrufen und ihm sagen, er soll Emile zurück nach New York schicken, damit er Sie heute Abend nicht vertritt.«
Längst hatte Alex ihm den Mantel weggenommen und zog ihn an, als auf einmal seine Worte zu ihr durchdrangen. »Was?«, flüsterte sie entsetzt.
»Sie haben ganz richtig gehört«, sagte er ruhig. »Der Mann kommt her und springt für Sie nur aus dem einen Grund ein, dass Sie verletzt wurden und sich Ruhe gönnen sollen. Was glauben Sie, wie er sich vorkommen wird, wenn er eintrifft und erfährt, dass ausgerechnet die Frau, die er vertreten soll, bis zur Erschöpfung gearbeitet hat, um für ihn die Küche zu putzen? Ganz abgesehen, dass die Küche gestern Abend in tadellosem Zustand war, als ich von dort wegging«, fügte er mürrisch hinzu.
»Er muss es ja nicht erfahren«, wandte sie ein.
»Er würde sich vorkommen, als wollten Sie bloß aus seiner Popularität Kapital schlagen«, redete er eindringlich auf sie ein. »Und selbst wenn er es nicht herausfindet, würde ich wissen, was da gelaufen ist, und das würde mir nicht behagen. Wenn Sie auf Ihrem Vorhaben bestehen, werde ich Emile lieber absagen und Sie heute Abend kochen lassen, ehe Sie auf Händen und Knien durch Ihre Küche robben und nach übersehenen Staubkörnern suchen. Das wäre wenigstens nur halb so anstrengend. Außerdem hat der Arzt gesagt, Sie sollen sich schonen.«
»Aber …«, begann sie und sah ihn frustriert an, da ihr offenbar kein überzeugendes Argument in den Sinn kommen wollte. Schließlich ließ sie die Schultern sinken und erklärte widerstrebend: »Ja, vermutlich haben Sie recht. Er wäre bestimmt stinksauer, wenn er wüsste, dass ich die ganze Küche auf den Kopf gestellt habe, obwohl ich eigentlich zu krank für so etwas sein sollte.«
»Sie sind ja auch zu krank dafür«, entgegnete Cale mit Nachdruck. Als sie daraufhin missmutig den Mund verzog, fügte er in einem sanfteren Tonfall hinzu: »Alex, ich weiß, Sie fühlen sich im Moment gut, aber Ihr Kopf hat gestern einen heftigen Schlag abbekommen, und Sie haben eine Gehirnerschütterung. Ihr Gehirn könnte dabei einen Schaden erlitten haben, der sich derzeit nicht feststellen lässt, der sich aber bemerkbar machen könnte, sobald Sie sich übernehmen. Hören Sie bitte auf den Arzt und schonen Sie sich, okay? Wenigstens für einen Tag.«
»Ist gut«, gab sie sich geschlagen, zog den Mantel aus und hängte ihn in den
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