Vampir-Expreß
sofort wieder herum, um auf die Füße zu kommen.
Im selben Augenblick hörte er über sich das Bersten. Dazwischen einen rauhen Schrei. Ausgestoßen hatte ihn der Vampir. Mit voller Wucht war die Fledermaus gelandet, und sie hatte durch den Druck ihres Körpers den gesamten noch festen Dachstuhl eingerissen.
Suko war auf die Füße geschnellt. Mit aufgerissenen Augen schaute er zu, wie die Trümmer und harten Balken auf ihn zufielen und ihn unter sich zu begraben drohten…
***
Marek hatte den Warnruf des Inspektors vernommen, doch er überhörte ihn einfach. Die Gestalt des Mannes schien sich in Stein zu verwandeln, als er brüllte: »Kommt her, ihr verfluchten Blutsauger! Kommt her! Ich warte auf euch, ich will euch pfählen!« Er war nicht mehr zu halten. Alles kam wieder in ihm hoch. Die Ereignisse der Vergangenheit wurden wieder in die Höhe gespült, und er dachte daran, was mit seiner Frau und seinem Freund geschehen war.
Beide hatte er durch die verdammte Vampirbrut verloren, und er wollte die Blutsauger vernichten, wo er sie sah. Stoßbereit hielt er den alten Eichenpfahl, das Erbe der Mareks.
»Kommt doch!« schrie er wieder. »Kommt doch her, verdammt noch mal, ihr Blutsauger!«
Der erste Vampir rauschte heran. Riesengroß wuchs er vor Marek auf, der plötzlich das Gefühl hatte, immer kleiner zu werden, wenn er sich mit der Bestie verglich. Sie hatte noch ihre Schwingen ausgebreitet. Es sah so aus, als wollte die den Mann damit umfassen.
Der Pfähler beherrschte seine Eichenwaffe wie ein Killer den Revolver. Mit der rechten Hand umklammerte er sie an seinem Ende, die Augen leuchteten wild, und plötzlich sprang er in die Höhe, um gleichzeitig seinen rechten Arm vorzurammen.
»Da!« Der Schrei löste sich aus seinem Mund. Er hatte dicht unter das hässliche Gesicht des Blutsaugers gezielt, denn nur dort war der Vampir tödlich zu treffen.
Aber die Fledermaus wischte an ihm vorbei. Bevor ihn die Spitze auch nur anritzen konnte, schwang sie ihren schwarzen Körper in die Höhe, legte die Schwingen an und stieg in den graudunklen Himmel, wobei noch krächzende Laute aus ihrem Maul drangen, die dem Pfähler wie Hohngelächter vorkamen. Dann war er weg.
Der zweite kam von hinten. Marek hatte ihn nicht gehört, weil er sich zu sehr auf den ersten konzentrierte. Als der erste dich vor ihm unverletzt in die Luft stieg, bekam der Pfähler den Schlag in den Rücken. Es war ein Hieb wie mit dem Hammer.
Obwohl Marek einige Pfunde auf die Waage brachte, konnte er ihn nicht ausgleichen, wurde nach vorn gestoßen und prallte zu Boden. Er schlug dumpf auf die Planken und vernahm ein grässliches Fauchen, ausgestoßen von der Fledermaus, die hinter ihm hockte und sich an seiner Kleidung festgekrallt hatte.
Sofort folgte ein Hieb in den Nacken. Harte Zähne schlugen zu, doch zum Glück besaß die Lederjacke den hochgestellten Kragen, und so hieben die Zähne nicht in das Fleisch, sondern in das Leder. Marek hatte Glück gehabt. Er wusste auch, dass er diesen Zustand nicht zu sehr strapazieren durfte, denn die Jacke bildete letztlich kein Hindernis.
Der Pfähler wälzte sich herum. Auf den Rücken kam er nicht, dazu war der Druck zu stark, es gelang ihm jedoch, sich auf die linke Seite zu drehen. Den rechten Arm hatte er jetzt frei. Er rammte ihn vor. Ein Triumphgeschrei drang aus seiner Kehle, als er Widerstand spürte. Er hatte getroffen. Er hatte den verdammten Blutsauger erwischt. Vielleicht sogar voll.
Die Krallen der Fledermaus lösten sich aus seinem Rücken. Das Untier flatterte in die Höhe.
Marek wuchtete sich auf die Beine, lief ein paar Schritte vor, stolperte über ein Loch in den Bohlen und fiel wieder hin.
Das Jaulen klang schrill und grauenhaft in seinen Ohren. Er kannte solche Geräusche und wusste genau, dass der Vampir nicht mehr lange existieren würde.
Marek drehte den Kopf.
Die beiden anderen Blutsauger waren in die Höhe gestiegen. Sie verschwanden fast in der Schwärze der Nacht. Nur noch dieser eine befand sich in seiner Nähe, und er verging.
Von seinem Gesicht war kaum etwas zu sehen. Der Pfahl hatte es zerstört. Zwischen den Schwingen klebten weiße Knochen, vermischt mit einer geleeartigen Masse, und Marek sah, wie die Flügel allmählich zusammensanken. Hatten sie vorhin noch wie dehnbares Leder gewirkt, so erinnerten sie nun an porösen Stoff, der immer mehr zusammenfiel und allmählich zu Staub wurde.
Wolken regneten zu Boden. Vampirstaub…
Vermischt mit Knochen,
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