Vampir-Legende
Ihnen doch.« Clayton wirkte erleichtert. Er hatte die Sicherheit zurückgewonnen.
»Aber da ist noch eine Tür«, sagte Suko. Er deutete an Clayton vorbei.
»Richtig.«
»Sie haben dort auch nachgeschaut?«
»Der Raum ist leer. Die Möbel werden erst später eintreffen, nehme ich an.«
Mir waren dunkle Flecken aufgefallen. Teer war es nicht, Schmutz auch nicht, und mir war ein bestimmter Verdacht gekommen, denn diese Hecken konnten Blut sein.
Ich ging hin, bückte mich, streckte die Hand aus, um einen Finger einzutauchen.
In diesem Augenblick drehte Clayton durch. Bevor wir etwas unternehmen konnten – und wir hatten auch mit einer derartigen Situation nicht gerechnet –, zog er seine Waffe, drehte sich damit im Kreis, so daß er auf jeden von uns anlegen konnte. »Okay, Kollegen!« schrie er. »Es ist euer Pech, aber ich lasse mir von euch nichts kaputtmachen…« Dann schoß er!
***
Es war der reine Wahnsinn, was er tat. Aber Clayton konnte nicht mehr als normal angesehen werden. Er war in diesem Augenblick ein von der Leine gelassener und gefährlicher Psychopath, der nichts anderes im Sinn hatte, als zu vernichten oder diejenigen aus dem Weg zu schaffen, die ihn behinderten.
Er befand sich zwar nicht direkt im Nachteil, aber er konnte uns nicht auf einmal erwischen. Er mußte sich zunächst ein Ziel aussuchen, auf das er sich konzentrierte, und dies wiederum kostete ihn etwas Zeit.
Das Ziel war Abe Douglas.
Der bekam dies auch mit, griff selbst zur Waffe, war aber nicht schnell genug. Dafür Suko.
Manche behaupten, daß er sich wie der berühmte Blitz bewegen konnte.
Was er in diesem Augenblick auch demonstrierte. Er riß seinen Fuß hoch, und plötzlich flog der G-man zur Seite, als die Spitze gegen seine Schulter und auch gegen seinen Hals rammte.
Frank Clayton flog zurück. Er brüllte wütend auf. Dann prallte er gegen die Wand, an der er nach unten sackte. Aber er war nicht ausgeschaltet, er schoß trotzdem.
Die Kugel jagte schräg in die Decke, was Clayton nicht sah. Er wollte einfach nicht aufgeben, rollte sich herum, feuerte wieder, und schließlich waren es Abe und Suko, die ihn trafen, denn sie hatten zurückschießen müssen.
Das Risiko, von seinen Kugeln erwischt zu werden, war einfach zu groß.
Eine normale und eine Silberkugel bohrten sich in seine rechte Schulter und rissen dort Wunden. Plötzlich war die Waffe für den G-man wertlos geworden. Er hatte auch keine Kraft mehr, sie noch halten zu können.
Sie rutschte ihm aus den Fingern und blieb ein Stück entfernt auf dem Boden liegen.
Vorbei…
Ich eilte zu ihm, weil ich ihm am nächsten stand. Er lag da, konnte nicht sprechen, starrte mich an, und in seinen Augen las ich kein Gefühl mehr.
Der Schock hielt ihn in seinem Griff.
Er brauchte bald einen Arzt, doch ihn zu alarmieren, blieb uns keine Zeit mehr.
Nicht, weil wir es nicht wollten, sondern aus einem anderen Grund.
Die Tür, von der wir vorhin gesprochen hatten, bewegte sich. Sie wurde in die Halle hinein aufgedrückt, schwang dabei nur sehr langsam, und sie ließ die Spannung in uns ansteigen.
Jemand kam.
Die Brüder?
Nein, wir sahen plötzlich einen Uniformierten, der sich über die Schwelle schob.
Es war der Sheriff, mit dem wir uns hatten treffen wollen. Unser Aufatmen dauerte nicht mal drei Sekunden, denn sehr bald sahen wir, was mit ihm geschehen war.
Aus den beiden Halswunden rann noch Blut. Dieses Zeichen reichte uns aus.
Sheriff Ducesse war zu einem Vampir geworden!
***
Mit einer hastigen Bewegung, der ein Knall folgte, wuchtete er die Tür wieder zu. Abe Douglas hielt meine Beretta in der Hand. Sie zielte auf den Sheriff. Er wollte es mit einer geweihten Silberkugel versuchen, doch ich war dagegen, vorläufig zumindest.
»Laß es, Abe!«
»Warum?«
»Bitte.«
Er senkte die Waffe. Auch Suko behielt Ducesse im Auge. Wir verfolgten ihn genau, sahen auch, wie er sich mit einer mühsamen Bewegung drehte und dorthin ging, wo die Tür noch zur Hälfte offenstand. Er mußte dabei durch das Licht, und ich war gespannt, wie es auf ihn wirken würde. Daß er zu einem Vampir geworden war, daran gab es nichts mehr zu rütteln, aber er befand sich noch in einem Anfangsstadium und war dabei, sich zu orientieren.
Bleiche Haut und rotes Blut. So konnte er beschrieben werden. Seine Augen glichen Glaskugeln, der Mund stand offen, aber wir sahen noch keine spitzen Zähne. Mit dem rechten Fuß trat er heftig auf. Das linke Bein zog er nach, ging dann weiter,
Weitere Kostenlose Bücher