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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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gegenseitigem Einvernehmen und geht dich, wie du gerade selbst gesagt hast, überhaupt nichts an!“
    Xylia sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. „Den Zirkel geht es schon etwas an, wenn ihr unser Hohepriester und unsere Hohepriesterin sein wollt.“
    Sie hatte recht. In dieser Rolle hatte ich Sebastian und mich immer gesehen. Hohepriester und -priesterin standen an der Spitze eines jeden magischen Zirkels. Sie leiteten die Rituale und riefen während der Zeremonie Gott und Göttin in ihren Körper. Üblicherweise übernahmen die Zirkelmitglieder mit der größten Erfahrung oder dem höchsten Grad diese Positionen ein. Mit seinem langen Leben schien mir Sebastian der nächstliegende Kandidat zu sein, und ich, nun, ich trug eine Göttin in mir.
    „Darüber hat die Gruppe noch nicht entschieden“, sagte ich.
    Xylia zog die Augenbrauen hoch. „Oh, das entscheiden wir?“
    „Natürlich“, entgegnete ich. Ich hätte Sebastian und mich zwar liebend gern ernannt, ohne jemanden zu fragen, aber das war einfach nicht richtig. Damit die Gruppe vernünftig
funktionierte und die Mitglieder einander vertrauten, mussten sich alle in Bezug auf die Leitung einig sein. Und selbst wenn Sebastian und ich ausgewählt wurden, musste es nicht für immer sein. In manchen Zirkeln wechselten sich die Mitglieder nach dem Rotationsprinzip ab, damit alle einmal in den Genuss kamen, Hohepriester oder -priesterin zu sein.
    Xylia nickte. Anscheinend war sie fürs Erste zufrieden. Ich sah ein Tablett mit kalten Getränken auf einem der Beistelltische und entschuldigte mich, um mir etwas zu trinken zu holen. Ich nahm mir ein Glas eisgekühlten Pfefferminztee - natürlich mit frischen Minzeblättern - und angelte mir einen Cracker von dem Silbertablett, das auf dem Fußkissen danebenstand. Dann besorgte ich mir noch eine Kopie von der Tagesordnung, und als ich mich nach einem freien Platz umschaute, sah ich, dass mir jemand winkte. Ich traute meinen Augen nicht: Ein Indianer mit wölfischen Gesichtszügen und blitzenden Obsidianaugen lächelte mich verschmitzt an. Ich kannte ihn. Es war der Wolf. Beziehungsweise der Mann.
    Der Wolfsmann!
    Er hatte langes, glattes, pechschwarzes Haar und trug ein weißes ärmelloses Shirt, das viel von seiner bronzefarbenen Haut und seinen strammen Muskeln sehen ließ. Auf dem linken Oberarm hatte er ein beeindruckendes Tattoo: eine Krähe im Flug. Die eine Hälfte der Federn war überraschenderweise perlweiß, die andere tiefschwarz. Der Künstler hatte die Farbe so auf dem Rücken des Vogels gestaffelt, dass man den Eindruck hatte, Zeuge einer Verwandlung zu sein.
    Ich riss meinen Blick von ihm los, um mich in der Runde umzusehen. Max und Marge nickten mir Weizenkräcker futternd zu. Nahm denn außer mir niemand Notiz von dem Neuen? Ich wandte mich wieder dem Wolfsmann zu und lächelte ihn höflich an. „Cooles Tattoo!“
    „Danke.“ Er klopfte neben sich auf die Couch und sagte mit rauer Stimme: „Ich habe dir einen Platz freigehalten.“
    Ich hätte das Angebot wahrscheinlich ablehnen sollen, denn aus dem Stand konnte man viel besser weglaufen, aber seine funkelnden Augen und sein Grinsen waren so bezwingend, dass ich mich neben ihn setzte. Mir seiner körperlichen Nähe äußerst bewusst, kauerte ich beklommen auf der Polsterkante und trank von meinem süßen, kalten Tee. Ich versuchte immer wieder, Augenkontakt zu William herzustellen, doch er war gerade mitten in einer heftigen Diskussion mit Griffin. Niemand schien es zu kümmern, dass direkt neben mir auf der lindgrünen Couch ein Eindringling saß - ein regelrechter Wolf im Schafspelz.
    „Du heißt Garnet, nicht wahr?“ Ich wäre fast vor Schreck von der Couch gefallen, als seine Bassstimme plötzlich an mein Ohr drang.
    „Äh, ja“, sagte ich und tupfte mit dem Ärmel den Tee von meinem Rock, den ich verschüttet hatte, als ich zusammengezuckt war.
    „Du bist ein bisschen schreckhaft, was?“ Sein Lächeln war so freundlich, dass ich mich unmöglich beleidigt fühlen konnte. „Ich bin Micah Cloud.“
    Er gab mir die Hand.
    In dem Augenblick, als wir einander berührten, spürte ich ... wie es buchstäblich zwischen uns knisterte. Mir wurde schlagartig heiß, von Kopf bis Fuß, als hätte ich auf einmal präklimakterische Hitzewallungen. Lilith spürte es offenbar auch, denn SIE erwachte aus dem Schlaf und richtete sich argwöhnisch auf. Von IHRER plötzlichen Wachsamkeit bekam ich eine Gänsehaut auf den Armen, und ich hatte das

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