Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
Vom Netzwerk:
tun können, wenn irgendeins seiner Autos neu genug gewesen wäre, um serienmäßig über eine Klimaanlage zu verfügen.
    Nicht dass ich etwas gegen frische Luft beim Autofahren gehabt hätte. Ganz und gar nicht. Ich hatte mich inzwischen sogar so daran gewöhnt, dass ich den Fahrtwind - wie warm er auch war - der extremen Kühle vorzog. Außerdem war so der Schock beim Aussteigen nicht so groß.
    Obwohl der Jeep eine ganze Weile in der Tiefgarage gestanden hatte, roch es im Inneren immer noch nach überhitztem Leder. Ich suchte nach dem Schalter und öffnete das Fenster noch ein bisschen weiter. Weil ich wusste, dass wir über den Highway fahren würden, verzichtete ich darauf, die Scheibe ganz herunterzulassen und die Hand hinauszustre cken. Genau wie Hunde liebte ich es nämlich, den Fahrtwind im Gesicht zu spüren, und wenn es gesellschaftlich akzeptabel gewesen wäre, hätte ich den Kopf wohl die ganze Zeit nach draußen gehalten, um meine Ohren im Wind flattern zu lassen.
    „Wenn du kein Cherokee bist“, sagte ich, obwohl mir schwante, dass es ein heikles Thema war, „was bist du dann?“
    Micah sah mich aus dem Augenwinkel an, während er rückwärts aus der Parklücke fuhr. „Weißt du was, Garnet? Sag mir, aus welchem Stall du kommst, und ich sage dir, aus welchem ich komme.“
    Ich überlegte zwar, ob er mir damit zu verstehen geben wollte, dass er nicht über Rassenzugehörigkeit sprechen wollte, aber ich machte fröhlich weiter. „Schottisch-irisch, englisch, deutsch und lettisch.“
    „Lettisch?“
    Ich nickte. „Meine Großmutter Apsitis.“
    „Ich auch“, sagte er. „Also, ich meine, ich bin auch so eine bunte Mischung. Aber was du vermutlich hören willst, ist Ojibwa.“
    Da ich nicht aus dieser Region stammte, wusste ich nicht, ob in Wisconsin Ojibwa lebten, doch da, wo ich herkam, gab es auf jeden Fall ziemlich viele. „Bist du aus Minnesota?“
    „Ja, und du?“
    In den nächsten zehn Minuten tauschten wir uns begeistert über norwegische Junggesellen aus, über die sprichwörtliche minnesotaer Höflichkeit, arschkalte Winter, die Seen „da oben“ und darüber, wie sehr wir beide den Film Fargo hassten.
    „Oh ja.“ Micah lachte. „Aber einmal, als ich gerade jemandem erklärte, dass die meisten Leute in Minnesota gar nicht so reden, kommt so ein Typ ins Café, und dann passiert Folgendes: ,Warm genug für dich?', fragt er mich. Ja, ja“, antworte ich, ,so gibt’s wenigstens weniger Moskitos.'“
    Ich musste furchtbar lachen. Solche Dialoge kannte ich nur zu gut. „Ist doch peinlich, oder? Ich habe mal gehört, wie mein Großvater sagte, als er meinem Vater beim Zaunbauen zugeguckt hat: 'Jemand anders hätte das vielleicht zweimal ausgemessen.'“
    „Jemand anders hätte vielleicht ..." Micah schnaubte. „Mann, das habe ich auch schon tausendmal gehört.“
    Wir hielten vor dem Haus an, in dem ich wohnte. Die Pflanzen in meinem Vorgarten - ein wildes Durcheinander aus lila blühendem Oregano, Fingerhut und gelben Löwenmäulchen - sahen in der nachmittäglichen Hitze ein wenig schlapp aus.
    „Das blendet ja richtig, wenn die Sonne draufscheint“, bemerkte Micah und tat so, als müsste er die Augen vor dem schrecklichen Knallpink abschirmen, mit dem mein Vermieter die Hausfassade in seinem erfolglosen Bemühen um historische Korrektheit gestrichen hatte.
    Ich verzog das Gesicht. Ich hatte sogar Blumen ums Haus gepflanzt, von denen ich dachte, sie könnten die rosa Fassade erträglicher machen - lila Veilchen, Violen und blaue Glockenblumen - , aber es hatte alles nichts genützt. „Drinnen ist es schöner, großes Ehrenwort!“
    Micah folgte mir ins Haus und bestaunte die alte, ausladende Treppe und die Bleiglasfenster. Im Treppenhaus fuhr er ehrfürchtig mit der Hand die Wand entlang, als hätte er großen Respekt vor dem alten Gemäuer.
    Als ich meinen Schlüssel aus der Tasche holte, hörte ich Barney jaulen. Es klang wie damals, als die Nachbarskatze sich über die Feuerleiter in die Wohnung geschlichen und Barney in die Enge getrieben hatte. „Barney? Alles in Ordnung?“
    Ich öffnete die Tür vorsichtig einen Spalt, um sie nicht zu erschrecken, und wurde mit grollendem Geknurre und Fauchen begrüßt.
    „Du hast eine Kampfkatze?“, fragte Micah belustigt und schaute über meine Schulter.
    „Eigentlich ist sie ganz friedlich“, sagte ich. Was war nur in meiner Wohnung los? „Es klingt, als wäre da etwas, das sie nicht leiden kann.“
    „Vielleicht liegt es ja an

Weitere Kostenlose Bücher