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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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klappte auch mal etwas an diesem Tag! Ich spendierte mir gut gelaunt noch eine Limo zu meinem Sandwich.
    Dann steuerte ich auf einen freien Tisch zu - und sah zwei Meter weiter Micah Cloud sitzen. Er trug ein Wile E. Coyote-T-Shirt, seine Haare waren offen und strubbelig, und er hatte eine Sonnenbrille auf der Nase, als wäre ihm das Neonlicht zu hell. Hätte er nicht entspannt in einem Buch gelesen und ein Frikadellensandwich gegessen, hätte er glatt wie ein flüchtiger Verbrecher ausgesehen.
    Dass ich ihn hier traf, konnte unmöglich Zufall sein. Ich stürzte so schnell auf ihn zu, dass mir meine Limo beinahe vom Tablett kippte. „Verfolgst du mich schon wieder? Was hast du Sebastian angetan? Ich weiß, dass du irgendwie damit zu tun hast!“
    Er sah von seinem Buch auf - Hexenkunst in der Gruppe von Amber K., einer bekannten Wicca-Hohepriesterin – und lächelte mich an. „Garnet! Ich freue mich auch, dich wiederzusehen.“
    Ich umklammerte mein Tablett mit zitternden Händen. „Im Ernst, Micah! Ich habe dich in der Kristallkugel gesehen. Ich weiß, dass du etwas mit Sebastians Verschwinden zu tun hast. Hör auf, mit mir zu spielen!“
    Er setzte seine Sonnenbrille ab und schaute mich prüfend an. Als ich das Funkeln in seinen Augen sah, wurde mir bewusst, dass ich ihm soeben eine Steilvorlage für eine anzügliche Bemerkung geliefert hatte. Und so wurde ich bereits rot, noch bevor er sagte: „Dieses Vergnügen war mir leider noch gar nicht vergönnt.“
    Ich überspielte meine Verlegenheit, indem ich mich auf den Plastikstuhl ihm gegenüber setzte. Er legte sein Buch zur Seite, um Platz für mein Tablett zu machen. „Schweif nicht vom Thema ab!“
    „Und das wäre?“, fragte er.
    „Sebastian“, entgegnete ich.
    „Tut mir leid, da bist du auf dem Holzweg.“ Er kniff zwar die Augen zusammen, weil ihn das helle Licht blendete, aber er sah mir direkt ins Gesicht.
    Trotzdem. Ich nahm es ihm nicht ab. „Du warst da, als ich auf der Astralebene nach ihm gesucht habe, und ich hatte eine Vision von dir, als ich in die Kugel geschaut habe, um herauszufinden, wo Sebastian ist. Kannst du mir das bitte mal erklären?“
    Micah sah mich gerade so lange an, dass ich den Kojoten mit seinem starren, unmenschlichen Blick in seinen Augen erahnen konnte. „Vielleicht will dir die höhere Macht zu verstehen geben, dass du meine Hilfe brauchst, um ihn zu finden.“
    Oh, er war gut. So gut, dass ich diese Möglichkeit tatsächlich in Erwägung zog. Ich hatte sein Grinsen in der Kugel gesehen, im Grunde also nichts Bedrohliches. „Aber da, wo ich dich auf der Astralebene entdeckt habe, hat sich Sebastians Schnur in einzelne Fäden aufgelöst.“
    „Schicksal“, entgegnete er leichthin und nahm einen Bissen von seinem Sandwich. Als er merkte, dass ich nicht wusste, worauf er hinauswollte, kaute er zu Ende und sagte: „Ich symbolisiere offenbar eine Art Kreuzweg der Entscheidung. Du tust dich mit mir zusammen, und Sebastians Schicksal geht in die eine Richtung. Tust du es nicht...“ Er breitete die Hände in Andeutung einer völlig offenen Zukunft aus.
    „Das klingt ja wie eine Drohung.“
    „Ist es aber nicht. Es ist nur eine mögliche Erklärung.“
    Ich runzelte die Stirn. Machte Micah mir etwas vor, oder war er ehrlich? Ich wusste es nicht, und sein entspanntes, gelassenes Verhalten half mir auch nicht weiter. Irgendwie wirkte sein schiefes Grinsen nicht vertrauenswürdig, aber dennoch charmant. Ich packte mein Sandwich aus, und mir lief das Wasser im Mund zusammen, als mir das scharfe Aroma von Wachspaprikas und Zwiebeln in die Nase stieg. Micah musterte mich immer wieder verstohlen, während wir aßen, und ich überlegte mir, ob ich ihm vertrauen konnte.
    „Hast du schon darüber nachgedacht, was du damit machen willst?“, fragte er und wies mit dem Kinn auf meinen Bauch. „Du weißt schon.“
    Mit meinen überflüssigen Pfunden? Ich schaute an mir herunter, bevor mir klar wurde, dass er auf Lilith und sein Angebot, mich von ihr zu befreien, anspielte. „Ich hatte noch nicht viel Zeit, um richtig darüber nachzudenken. Die letzten Tage waren ziemlich verrückt.“
    Er zog die Augenbrauen hoch, steckte aber die Nase wieder in sein Buch. Ich versuchte unterdessen, mich nicht mit Salat zu bekleckern, und grübelte darüber, was Micah im Schilde führte. Wollte das Schicksal wirklich, dass ich mich gemeinsam mit ihm auf die Suche nach Sebastian machte?
    „Du wirst IHR mit jedem Tag ähnlicher“, bemerkte er,

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