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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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plötzlich, was es war: Sirenen.
    Tornadoalarm!
    Ich stürzte zum Hintereingang und rutschte mehrmals auf dem glitschigen, aufgeweichten Rasen aus. Als ich die Tür mit dem Fliegengitter davor öffnete, strömte Wasser über die Schwelle. Der Wind riss mir den Aluminiumrahmen aus der Hand und schlug ihn gegen die Hauswand. Nur mit größter Anstrengung gelang es mir, die Gittertür zu schließen, als ich im Flur war. Nachdem ich sie festgehakt hatte und auch die stabilere Holztür geschlossen hatte, wurde der Himmel be-
drohlich dunkel.
    Ich drückte mehrmals auf den Lichtschalter, bis ich merkte, dass der Strom ausgefallen war. Vorsichtig tastete ich mich zwei Schritte vor. Abermals erschütterte ein Donnerschlag das Haus, und diesmal glaubte ich, ein leises, klagendes Miauen zu hören.
    Ach du liebe Göttin - Barney!
    Ich hastete die Hintertreppe hoch. Die Kleider klebten mir auf der Haut, und das Wasser rann von meinen Schuhen auf die Holzstufen. Der Wind pfiff ums Dach. In meinen Ohren knackte es heftig.
    Das konnte nichts Gutes bedeuten.
    Ich zerrte an dem Knauf der rückwärtigen Tür zu meiner Wohnung und kugelte mir fast den Arm aus, bevor mir bewusst wurde, dass sie abgeschlossen war und ich den Schlüssel in meiner Tasche gelassen hatte. Ich hätte ums Haus laufen und den Vordereingang nehmen können, doch der Tornado stand unmittelbar bevor. Ich rüttelte frustriert an der Tür. „Barney!“, schrie ich. „Herrgott noch mal, Barney!“
    Ich wusste, dass ich nur dann auf Flüche aus der Zeit zurückgriff, als ich noch keine Hexe war, wenn ich große Angst hatte. Mein Versprecher riss mich augenblicklich aus meiner Panik. Mir blieb keine Zeit, um nach vorn zu laufen. Ich musste die Tür irgendwie aufbrechen. Lilith hatte mir schon öfter geholfen, Schlösser zu knacken. Es würde IHR auch diesmal gelingen.
    Ich versuchte, nicht auf die splitternden Geräusche zu achten, mit denen draußen die Äste der Bäume brachen, und schloss die Augen, um mich auf die vertraute Kraft zu konzentrieren, die mir innewohnte.
    Doch da war nichts.
    Ich fuhr mit der Hand über meinen Bauch. „Komm schon“, sagte ich leise. „Ich weiß, dass du da drin bist.“ Aber mit einem Mal war ich mir gar nicht mehr so sicher. Da, wo ich SIE sonst
immer in meinem Bauch spürte, war nur kalte Angst.
    Plötzlich prasselte es aufs Dach, als hätte jemand ein riesiges Kugellager darüber entleert. Hagelkörner schlugen so fest gegen das Fenster am Treppenabsatz, dass ich glaubte, es würde jeden Moment zerbersten. Irgendwo hinter der Tür schrie Barney ganz herzerweichend.
    Scheiß auf Lilith! Ich stemmte mich mit dem Rücken gegen die Treppenhausbalustrade und verpasste der Tür einen kräftigen Tritt in der Nähe des Knaufs. Es war dem Zufall und dem billigen Schloss zu verdanken, dass mir ausnahmsweise mal etwas gelang und die Tür mit einem lauten Knall aufflog.
    „Barney!“, rief ich sofort, aber was erwartete ich eigentlich? Meine Katze war noch nie gekommen, wenn ich nach ihr gerufen hatte. Und trotz aller Gefahr tat sie es auch diesmal nicht. Ich rannte durch die Wohnung und sah in ihren Lieblingsverstecken nach. War sie unter dem Bett? Nein. Vielleicht hinter der Couch? Nein, verflucht!
    „Wo bist du?“, rief ich, während bedrohlich dicke Hagelkörner gegen die Fenster trommelten. Ich schaute hinter dem Kühlschrank nach, aber zu meiner Erleichterung hatte Barney sich nicht in die schmale Lücke gezwängt. Einen Berg hatte ich ihretwegen schon versetzt, doch für einen zweiten hatte ich nicht mehr genug Kraft. Als ich schon befürchtete, sie zurücklassen zu müssen, fiel mir der Wandschrank in meinem Schlafzimmer ein. Dort fand ich sie schließlich auch; ganz oben auf den Kartons mit meinen Wintersachen. Ich schnappte sie mir, obwohl sie sich nach Leibeskräften wehrte, und lief mit ihr die Treppe hinunter.
    Im Keller kauerten drei verlotterte Typen um ein flackerndes Teelicht. Der erste hatte eine schmutzige Wollmütze auf seinen fettigen Haaren und hielt eine Tüte Doritos im Arm wie einen Teddy. Der zweite, auf dessen kahl rasiertem Schädel abstrakte Tattoos prangten, trank in großen Zügen eine bernsteinfarbene Flüssigkeit aus einem Einmachglas. Der dritte hatte einen blonden Afro und ein Unterlippenbärtchen. „Ah, die Frau auf der Flucht“, sagte er und winkte mir.
    Ich ließ Barney herunter, und sie verschwand sofort im Dunkeln, um Jagd auf Spinnen zu machen. „Wie bitte?“
    „Das bist du: die Frau auf der

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