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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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mir“, meinte Micah.
    Prompt ließ Barney noch einen territorialen Schrei los, der mich an ihr „Ich-will-nicht-zum-Tierarzt-du-kannst-mich-nicht-dazu-zwingen!“-Geheul erinnerte, das ich einmal im Jahr zu hören bekam.
    Wahrscheinlich hatte Micah recht. Barney mochte keine Magie, und da ich schon fast aus den Latschen gekippt war, als ich mir Micahs Aura angesehen hatte, konnte es gut sein, dass sie wegen der unglaublichen Energie, die ihr entgegenschlug, einen Anfall bekam. Ich schloss die Tür wieder. „Machen wir es im Garten.“
    Micah stutzte. „Du lässt dir von einer Katze was sagen?“
    Aha. Das war vermutlich der zweite Grund für Barneys Koller. Micah verbrachte einen Teil seines Lebens als Hund - oder zumindest als hundeähnliches Wesen, und Barney konnte Hunde nicht ausstehen. Ein magischer Hund war in ihren Augen sicherlich der Gipfel der Unverschämtheit.
    Und abgesehen davon, dass sie das Haus völlig zu Recht zur Hälfte als das ihre betrachtete, war sie mein Schutzgeist, und als solcher wachte sie über mich. Wenn sie so einen Aufstand machte, damit Micah nicht in die Wohnung kam, hatte sie wahrscheinlich einen guten Grund dafür. Und da ich selbst nicht wusste, ob ich ihm vertrauen sollte, war ich bereit, auf sie zu hören. „In diesem Fall schon“, entgegnete ich.
    Micah schüttelte ungläubig den Kopf. „Wenn du meinst.“
    Nachdem ich meine Tasche in der Wohnung abgestellt hatte, zog ich die Tür zu, ohne sie abzuschließen, und führte Micah die Treppe hinunter durch den Flur zur Hintertür. Der Garten war von einem Sichtschutzzaun aus Zedernholz eingefasst. In einer Ecke stand ein mexikanischer Feuerofen – nach Meinung des Brandschutzbeauftragten allerdings ein bisschen zu nah am Haus, aber weil er meinem Vermieter gefiel, taten wir beide so, als benutzten wir ihn zum Kochen - weil
nur mit dieser Begründung die Aufstellung in der Nähe von Wohngebäuden erlaubt war.
    Der Hausbesitzer ließ mir auch freie Hand, was die Gartengestaltung anging. Besonders begeistert war er natürlich davon, dass Sebastian ein wahrer Meistergärtner und Teilzeitdozent für Gartenbau an der Uni war.
    In diesem Jahr war der Kräutergarten am Ende des Grundstücks unser ganzer Stolz. Er war mit duftendem Mariengras und Petersilie eingefasst. Zwischen dem Schnittlauch mit seinen lilafarbenen Blütenkugeln wuchs langstieliger gelber Ziest. Dunkelblättrige Schokominze drängte sich um den Ananassalbei mit seinen kleinen roten, röhrenförmigen Blüten. Das Aroma von Thymian und Basilikum lag in der Luft.
    „Oh!“ Micah sah sich um und atmete tief ein. „Das ist ja wunderschön!“
    „Danke“, sagte ich.
    Wir hatten zwar in unserem Garten keine Bäume, aber der Großteil der Rasenfläche war von der riesigen Eiche des Nachbarn beschattet, deren dicke Äste sich weit über den Zaun reckten und beinahe bis an das spitze Dach meines Turmzimmers heranreichten. So blieb es hinter dem Haus
auch an warmen Tagen relativ kühl. Wenn es richtig heiß war, beschlagnahmte ich das Planschbecken, das die Nachbarn von unten irgendwann gekauft hatten und inzwischen kaum
noch benutzten. Derzeit stand es, mit Brackwasser, Blättern und toten Insekten gefüllt, unter ihrem Küchenfenster.
    „Wo sollen wir ...“, setzte Micah an, dann schaute er auf den Boden. „Alles klar, ich sehe schon. Hier ist es gut.“
    Wir standen in der Mitte eines natürlichen Kreises. Im frühen Frühjahr hatten Sebastian und ich ein ringförmiges Beet mit einem Durchmesser von drei Metern im Rasen angelegt und mit Kriechthymian bepflanzt, der erst aufzufallen begann, als sich die ersten weißen, sternenförmigen Blüten zeigten. Inzwischen hob er sich deutlich von der bläulich grünen Rasenfläche ab.
    „Cool, was?“ Ich musste einfach ein bisschen prahlen, aber weil ich Micah nicht zu Komplimenten nötigen wollte, fuhr ich rasch fort: „Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, ihn zu
benutzen.“
    Micahs Dauergrinsen wurde noch breiter, und er bekam Grübchen. „Noch ganz jungfräulich, hm?“
    Ich verdrehte die Augen, doch bei dem Gedanken, den Kreis zusammen mit jemand anderem als Sebastian einzuweihen, bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ich rief mir jedoch in Erinnerung, dass wir es taten, um ihn zu finden, und wenn Sebastians Energie irgendwo aufzuspüren war, dann sicherlich in dem Garten, den wir gemeinsam angelegt hatten.
    „Wollen wir anfangen?“, fragte ich.
    „Ich hab’s gern natürlich“, sagte Micah, als ginge es nicht um

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