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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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schneller, aber Liliths Gesicht begann auseinanderzufallen. Je mehr Zeitungsblätter wegflatterten, desto mehr Löcher bekam es. Der Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei, während es immer weiter zerfiel.
    Ich verlor SIE!
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Lilith war so lange die Quelle meiner magischen Energie gewesen. Meine Hände versuchten vergeblich, nach IHR zu greifen, und ich sah die
Enttäuschung in IHREM hohläugigen Blick, als der Wirbelsturm abflaute. Ein Donnerschlag ließ mich zusammenfahren, dann war alles still. Die Zeitungen sanken langsam zu Boden und landeten in einem perfekten Kreis rings um meine Füße.
    Das Licht ging wieder an.
    Barney gab in ihrem Transportkorb Geräusche von sich, als würgte sie einen riesigen Haarballen aus. Dann nieste sie und miaute leise und klagend.
    Mátyás erhob sich ächzend und stützte sich auf das Treppengeländer. „Was, zum Teufel, war das?“
    „Ich“, sagte ich und bemühte mich, forsch zu klingen, „und ich habe versagt.“
    „Aha. Verstehe.“ Mátyás’ Wangenmuskeln zuckten, und er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Genau wie Sebastian, wenn er nervös war.
    Meine Fassade bröckelte, und ich verlor die Fassung. Ich warf mich auf die Couch und vergrub mein Gesicht in den Händen. Heiße Tränen schossen mir in die Augen. Meine Kehle war wie zugeschnürt. „Oh Gott, ich habe nicht genug Kraft, um Lilith zurückzuholen! Ich werde Sebastian nie wiedersehen!“
    „Ich habe mir etwas überlegt“, sagte Mátyás und kam zu mir. Obwohl ich laut vor mich hin schluchzte, ließ er sich neben mich plumpsen, als wollten wir uns ein Basketballspiel im Fernsehen angucken. Er legte einen Arm auf die Rückenlehne der Couch und stützte die Füße auf den Beistelltisch. „Ich habe vielleicht eine Lösung, aber ich habe so was noch nie gemacht und ...“ Er nahm die Hand vor den Mund und räusperte sich. Dann fügte er leise hinzu: „Ich brauche wahrscheinlich deine Hilfe.“
    Ich schüttelte den Kopf und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Du hast es doch gerade selbst gesehen! Eine Katastrophe! Wie könnte ich dir schon helfen?“
    Wenn ich innerlich in Aufruhr bin, muss ich putzen oder aufräumen. Ich stand auf und fing an, die Zeitungen aufzusammeln. Ich begann ganz bewusst im Osten und ging gegen den Uhrzeigersinn durch den Raum; wie beim Öffnen eines Kreises. Der stupide, sich stets wiederholende Bewegungsablauf war genau das Richtige: bücken, Zeitung aufheben, glatt streichen, unter den Arm klemmen, dann wieder bücken ...
    „Willst du dir meinen brillanten Plan denn nicht mal anhören?“, fragte Mátyás und hob die Beine hoch, als ich nach einem Zeitungsbogen angelte, der zwischen Couch und Tisch
gefallen war.
    „Doch, klar“, entgegnete ich. „Erzähl!“
    Die Wahrheit war, ich war völlig niedergeschlagen. Die Tränen wollten nicht aufhören zu fließen, und ich fühlte mich absolut erledigt. Am Ende.
    „Vielleicht kann ich meine Fähigkeiten ja mal sinnvoll einsetzen“, sagte Mátyás.
    Ich hatte inzwischen ein Riesenbündel Zeitungen unter dem Arm und sah mich nach einem Platz um, wo ich sie ablegen konnte.
    Da ich auf den ersten Blick keinen fand, nahm ich den Packen vor den Bauch und umklammerte ihn mit beiden Armen. „Wie meinst du das?“
    „Wenn du herausfindest, wer Papa in seiner Gewalt hat, könnte ich in den Traum der betreffenden Person eindringen. Das Unbewusste ist eine komische Sache. Verbrecher träumen zum Beispiel oft von ihren Übeltaten. Mit einem kleinen magischen Schubs von dir kann ich Papas Kidnapper vielleicht dazu bringen, mir zu zeigen, wo - oder wie - er ihn gefangen hält.“
    Die Idee war eigentlich gar nicht so schlecht. Ich setzte mich schräg gegenüber von Mátyás auf die Couch und packte die Zeitungen zwischen mich und die Armlehne. „Das Problem ist nur, dass ich keine Ahnung habe, wer es sein könnte.“
    „Dann müssen wir eine Verdächtigenliste erstellen. Machen wir es wie die Profis.“ Er trommelte mit dem Fuß auf den Boden und ließ seinen Blick über den Bücherschrank schweifen. „Wir brauchen ein Whiteboard.“
    „Was?“
    „Du weißt schon, so eine große Tafel, wie man sie in jedem Krimi sieht.“
    Ich lächelte. „Ich glaube, wir schaffen das auch ohne.“
    Mátyás verschränkte nachdenklich die Hände und streckte die Zeigefinger aus und tippte sie gegeneinander. Ich hatte den Eindruck, dass ihm die Vorstellung gefiel, Detektiv zu spielen. Er hörte gar nicht

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