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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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Dann gab ich seufzend auf und setzte mich in Sebastians Lieblingssessel, der vor dem Kamin stand.
    Ich betrachtete Mátyás’ Martini mit einem Anflug von Neid. Er hatte mir auch einen angeboten, mehrmals sogar, aber ich legte keinen Wert darauf, am nächsten Tag noch mal mit einem dicken Kopf arbeiten zu gehen. Doch das würzige Wacholderaroma erinnerte mich an Weihnachtsbäume, und die erinnerten mich wiederum an die Eiche, die meine Wohnung verwüstet hatte ... und plötzlich hatte ich Lust, mich zu betrinken, bis ich nicht mehr geradeaus gucken konnte. Genau das war offenbar Mátyás’ Plan, wenn mich sein friedlicher, glasiger Blick nicht täuschte.
    „Jemand mit magischen Kräften will deinen Tod“, stellte er fest und drehte den Stiel seines Glases zwischen den Fingern. „Da du gesagt hast, er hat dir Lilith gestohlen, schätze ich, es war dein Freund Kojote.“
    „Als meinen Freund würde ich ihn wohl kaum bezeichnen“, erwiderte ich. „Und Micah hat doch schon bekommen, was er wollte.“
    Ich konnte kaum glauben, dass Micah mich getäuscht hatte, um mir Lilith wegzunehmen. Er hatte mir zwar angeboten, mich von IHR zu befreien, aber dass er SIE mir einfach stehlen würde, weil er SIE so unbedingt haben wollte, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich legte die Arme um meinen Bauch. Ich fühlte mich ganz klein und leer. Immer wieder versuchte ich, Lilith in meinem Inneren zu erspüren, doch jedes Mal fand ich dort nichts als Leere.
    „Aber er ist die einzige Gottheit, die im Moment hinter dir her ist, nicht wahr?“, fragte Mátyás, zog eine Augenbraue hoch und zeigte mit seinem Martiniglas in meine Richtung. „Es ist nämlich verdammt viel Magie nötig, um einen Baum zu entwurzeln und mit einer solchen Wucht auf ein Haus stürzen zu lassen“, fuhr er fort. „Wenn dein Feind also kein Gott ist, dann ist er ein ziemlich mächtiger Magier.“
    Auf der Fahrt hatten wir nicht über den Vorfall mit dem Baum gesprochen. Mátyás hatte geschwiegen, während ich unentwegt auf Barney eingeredet und ihr erzählt hatte, dass bald wieder alles in Ordnung war und wir wieder in die Wohnung ziehen konnten, sobald der Vermieter alles renoviert hatte, und so weiter und so fort. Obwohl mir klar war, dass die Instandsetzung Monate dauern konnte, hatte ich mich unaufhörlich wiederholt, weil ich selbst noch nicht verdaut hatte, dass meine Wohnung völlig ruiniert und unbewohnbar war.
    „Naja, so gut ist der Feind auch wieder nicht“, entgegnete ich. „Er hat sein Ziel verfehlt.“
    Mátyás grunzte zustimmend. „Aber du vermutest offenbar, dass er deinen Tod will. Und wie du zugeben musst, hat er schon einiges erreicht.“ Er stellte sein Glas hin und zählte an den Fingern ab: „Erstens hat er Papa entführt, zweitens deine Göttin gestohlen und drittens dein Haus zerstört. Du bist zwar noch am Leben ... doch ich bin mir nicht sicher, ob du diesmal gewinnst, Garnet. Vor allem, wenn ich mir deinen Hals so ansehe!“
    „Na toll!“ war das Einzige, was mir als Antwort einfiel. Als ich den Kopf gegen die Rückenlehne sinken ließ, zuckte ich zusammen, denn die Striemen an meinem Hals zwickten
wieder.
    Unbewusst versuchte ich noch einmal, Lilith zu erspüren. Als ich merkte, was ich tat, hielt ich inne. SIE war nicht mehr da. Wie oft ich auch nach IHR suchte, ich würde SIE nicht finden. SIE war weg. Möglicherweise für immer.
    „Du wirst ja immer kleiner“, bemerkte Mátyás.
    „Was?“
    Er wies mit seinem Glas auf mich. „Du siehst aus, als wolltest du dich in dir selbst verkriechen.“
    Ich hatte meine Beine angezogen und umklammerte meine Knie so fest, dass mir die Hände wehtaten. Und obwohl Mátyás sich über meine Körpersprache lustig machte, fiel es mir schwer, die Fötusstellung aufzugeben. Ohne Lilith fühlte ich mich so schutzlos und angreifbar. „Sorry“, sagte ich leise. Ich setzte mich etwas bequemer hin und gab mich entspannter, als ich war.
    Mátyás zupfte an seiner Unterlippe. „Jetzt sollte ich wohl irgendetwas Tröstliches sagen: ,Das wird schon wieder’ oder so etwas. Ich meine, deine Wohnung wird renoviert. Ich weiß, es war ein Schock. Aber das kommt wirklich wieder alles in Ordnung.“ Er trank sein Glas bis auf den letzten Tropfen aus und starrte es einen Augenblick lang an, bevor er es auf den kleinen Tisch zwischen uns stellte. „Bist du sicher, dass du keinen willst? Betäubung ist die einzige Bewältigungsstrategie, mit der ich mich wirklich auskenne.“
    Ich grinste matt. Es

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