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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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stieg mit einem unheilvollen Grinsen im Gesicht ein.
    Ich war zutiefst beunruhigt. Wie war das mit dem Wolf im Schafspelz? Aber Micah war doch nicht so verrückt, dass er mich vor dem versammelten Zirkel zu töten versuchte, oder?
    Während ich auf die Nachzügler wartete, überlegte ich, was ich tun sollte: mich an Mátyás’ Plan halten - obwohl Micah schon so sauer ausgesehen hatte, dass ich ihn vermutlich gar nicht mehr provozieren musste - oder abhauen und mich verstecken. Ehrlich gesagt, tendierte ich zu Letzterem. Aber gab es überhaupt einen Ort, an dem ich sicher vor einem Gott sein würde? Und wenn Mátyás in Bezug auf Marge und Micah recht hatte, dann war einer von den beiden für Sebastians Verschwinden verantwortlich.
    Nachdem ich die letzten Gruppenmitglieder hereingewinkt hatte, ging ich die Einfahrt hoch, in der inzwischen mehrere Autos parkten. Ich fühlte mich ein bisschen wie beim Gang zum Schafott. Nicht zu fassen, dass ich Sebastian dazu überredet hatte, einen Zirkel zu gründen, weil ich gedacht hatte, es würde mich erden und mir helfen, in Madison heimisch zu werden. Ich hätte wissen müssen, dass die Sache ein schlimmes Ende nahm; wegen Sebastians Flirt mit Blythe hatten wir schon so einen schlechten Start gehabt.
    Hey, Blythe war gar nicht aufgetaucht!
    Hatte ich mich in Sebastian getäuscht? War es möglich, dass er an dem Tag, nachdem er mir einen Heiratsantrag gemacht hatte, mit einer anderen Frau durchgebrannt war? Ich schüttelte den Kopf. Nein, das konnte nicht sein! Es musste eine andere Erklärung geben, und ich war fest entschlossen, das Rätsel zu lösen. Ich beschleunigte meine Schritte.
    Im Haus erwartete mich das reinste Chaos. Bücher flogen durch die Luft. Fenster wurden aufgerissen und wieder zugeknallt. Die Lampen gingen an und aus wie Stroboskope.
    Ich drängte an den Leuten vorbei, die schreiend in der Tür standen und ihre Köpfe mit den Händen schützten.
    William und Xylia saßen mitten im Raum im Lotossitz auf dem Boden und intonierten irgendeinen Sprechgesang. Griffin stand ein Stück von ihnen entfernt und brüllte immer wieder: „Was, zum Teufel, soll das?“ Mátyás saß mit Leidensmiene auf der Treppe und hatte seinen Kopf auf die Hände gestützt.
    Micah hingegen hatte es sich auf der Couch bequem gemacht, futterte die Kartoffelchips direkt aus der Tüte und verfolgte das Treiben so gespannt, als hätte er noch nie in seinem Leben eine derart tolle Show geboten bekommen.
    Benjamin war voll im Angriffsmodus. Ich hatte völlig vergessen, ihm wegen unserer Gäste Bescheid zu sagen.
    „Garnet“, rief Max aufgeregt und zupfte mich am Ärmel. „Was ist das? Was passiert hier?“
    Ich hob beschwichtigend die Hand. „Ich kümmere mich darum. Und jetzt beruhigt euch bitte erst mal!“ Mir hörte zwar keiner zu, aber Max begann immerhin, die anderen davon in Kenntnis zu setzen, dass ich eine Lösung für das Problem hatte. Jetzt konnte ich nur hoffen, dass Benjamin
sich wirklich von mir beruhigen lassen würde.
    Ich schloss die Augen und atmete langsam aus, um mich auf die Astralebene zu begeben. Da ich nicht daran gedacht hatte, mich vorher hinzusetzen, musste ich mitansehen, wie mein Körper mit der Nase voran auf den Perserteppich fiel. Die Schmerzen holten mich beinahe wieder in meinen Körper zurück, aber ich machte weiter.
    „Geschickter Zug“, knurrte jemand. Ich öffnete meine magischen Augen und erblickte Kojote. Micahs Gestalt war von dem Bild eines Mannes mit dem Kopf eines Kojoten überlagert. Er trug ein traditionelles perlenverziertes Wildledergewand und hob spöttisch grinsend seine lange Schnauze, sodass seine spitzen gelblichen Eckzähne hervorblitzten. Die Haarbüschel an seinen Ohren waren grau und borstig. Er sah alt aus und wie ein richtiger Gott. Ich wich unwillkürlich
einen Schritt zurück. Vielleicht wäre ich auch noch vor Ehrfurcht auf die Knie gefallen, wenn Benjamin nicht in diesem Moment ein Buch geworfen hätte.
    Er schnappte sich noch einen Stoß Bücher und rief: „Raus hier! Verschwindet aus meinem Haus!“
    Ein paar von den anderen stürzten auf die Stelle zu, wo ich scheinbar ohnmächtig auf dem Boden lag.
    Marge schüttelte mich sachte und rief meinen Namen. Ich ignorierte sie. Ich musste mich erst mal um den Poltergeist kümmern.
    „Benjamin“, sagte ich leise, aber bestimmt.
    Mit einem Buch in der erhobenen Faust hielt er inne. Er ließ die Hand langsam sinken, starrte Williams Schädel jedoch unverwandt an, als

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