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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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sich unsere Blicke kreuzten, war ich mir dessen absolut sicher. Dennoch richtete ich mich, ermutigt durch die Hand auf meiner Schulter und die Nähe der anderen, zu meiner vollen Größe auf.
    Micah schien zum Angriff bereit zu sein, als plötzlich ein Blitz ins Haus einschlug. Die Luft war so aufgeladen, dass mir sämtliche Haare zu Berge standen, dann gab es eine Lichtexplosion, Jemand schrie. Ein lauter Donnerschlag erschütterte die Wände. Putzbröckchen rieselten von der
Decke. Mehrere Leute duckten sich, auch Micah.
    Das Licht ging aus.
    Zwei Sekunden später flammten ein paar Feuerzeuge auf. William und Mátyás schalteten rasch ihre kleinen Schlüsselbund-Taschenlampen ein. Weder Marge noch Micah hatte die Gelegenheit genutzt, um sich zu verdrücken. Sie wirkten beide ziemlich überrascht. „Warst du das?“, flüsterte Marge Micah erschrocken zu.
    Ich spürte einen kalten Lufthauch an meinem Ohr. „Wir werden angegriffen“, schien er zu sagen. Benjamin.
    Mátyás hatte es entweder auch gehört oder war intuitiv zu demselben Schluss gelangt. „Wir haben den anderen Übeltäter tatsächlich aus der Reserve gelockt“, sagte er.
    Xylia und ein paar andere zündeten mit ihren Feuerzeugen sämtliche Kerzen an. Schon bald war der Raum in gedämpftes, flackerndes Licht getaucht. „Ist komisch“, bemerkte William, nachdem er die Petroleumlampe angezündet hatte, die auf dem Kaminsims stand. „Obwohl es nicht regnet, ist der Himmel irgendwie grün. Aber nur direkt über dem Haus.“
    Ich spähte aus dem Fenster in die Dunkelheit. Ich sah zwar hauptsächlich mein besorgtes Gesicht in der Scheibe, aber William hatte recht; über dem Haus konnte ich ein merkwürdiges, waberndes grünliches Licht erkennen.
    Ich bekam eine Gänsehaut auf den Armen und sah, wie sich die kleinen Härchen kerzengerade aufrichteten. Es passierte schon wieder! Ich ließ den Vorhang fallen und rief den anderen zu: „Das ist ein magischer Angriff! Wir müssen sofort dagegenhalten.“
    Ich streckte meine Arme nach links und rechts aus, um mit den anderen einen Kreis zu bilden. Sie reichten sich rasch die Hände, nur Marge und Micah schlossen sich uns nicht an. Als ich hörte, wie sich die Luft knisternd auflud, wusste ich, der nächste Angriff stand kurz bevor. Wir konnten den Zauber auch ohne die beiden wirken, aber ... Micah war ein Gott. „Komm her“, sagte ich zu ihm, ließ Mátyás los und reichte ihm die Hand.
    Micah stutzte, doch er trat zu uns und schloss den Kreis. „Wer ist der Angreifer?“
    Abermals schlug ein Blitz ein. Der Boden bebte. William, der auf meiner anderen Seite war, zerquetschte mir vor Schreck fast die Hand. Alle reagierten irgendwie nervös, sogar Micah. „Ich weiß es nicht“, antwortete ich. „Aber wir wollen dem Treiben ein Ende machen, bevor es zu gefährlich wird.“
    Plötzlich spürte ich etwas Kühles hinter mir; wie wenn man in einem See an einer kalten Stelle vorbeischwimmt. Ich wusste, es war Benjamin. Anscheinend fand auch er, dass man in der Gruppe sicherer ist.
    Normalerweise brauchte ein Zirkel Monate, bis alle Kräfte reibungslos zusammenarbeiteten - Monate, die wir nicht gehabt hatten -, aber zum Glück war magische Improvisation sozusagen meine Spezialität.
    Der Wind rüttelte an den Fenstern.
    Gespannte Erwartung machte sich im Raum breit. Bei jedem Ausatmen flackerten die Kerzen, sodass das Licht im Takt unserer Atemzüge pulsierte. Als wir alle perfekt miteinander im Einklang waren, fing ich an, den Kreis zu ziehen. Im Osten beginnend, bewegte ich mich im Uhrzeigersinn um die Gruppe herum und achtete darauf, auch Benjamin einzubeziehen. Ich stellte mir vor, wie sich rings um uns eine Kugel aus Licht in einem dunklen Bernsteingelb bildete; in
der Farbe von Sebastians Augen. Bei jeder Himmelsrichtung rief ich eine Wächterin. Eigentlich brachte ich dabei immer unterschiedliche Aspekte von Lilith hervor, doch weil ich spürte, dass Micah mich aufmerksam beobachtete, wählte ich diesmal Hekate, die Königin der Hexen. Im Osten erschien sie als Kriegerin, die lässig an einem Zweihänder lehnte. Als ich den Süden erreichte, traf ich auf eine Hekate mit feuerrotem Haar und glühendem Blick. Im Westen zeigte
sie sich als üppige, schwangere Frauengestalt, die in einem großen Kessel rührte, und im Norden sah ich sie als betagte Hexe, vom Alter gebeugt und auf einen Stock gestützt.
    Ich machte noch eine Runde und spürte, wie die Energie eines jeden Zirkelmitglieds in den Kreis einfloss,

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