Vampiralarm (German Edition)
könne sie sich in den Untiefen von Jakes Augen verlieren. Ihr Mund war trocken, das Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihr ganzer Körper prickelte vor Anspannung. Langsam näherte sich sein Mund ihren Lippen. Die Zeit schien stillzustehen …
Und dann erklangen plötzlich laute Stimmen aus dem Foyer des Palace und zerstörten den Zauber des Augenblicks!
Jake und Colleen fuhren wie vom Blitz getroffen auseinander. Es war seltsam, doch irgendwie kam sich Colleen ertappt vor – obwohl es dafür beim besten Willen keinen Grund gab. Wer sollte schon etwas gegen einen harmlosen, kleinen Kuss einzuwenden haben?
"Ich muss dann mal wieder an die Arbeit", sagte Jake rasch und beeilte sich, wieder durch die Flügeltüren ins Innere des Kinos zu verschwinden.
Colleen seufzte frustriert. Warum hatte sie die Gelegenheit nicht beim Schopf gepackt? Schlechter hätte es nun wirklich kaum laufen können … Und doch, Jake hätte sie um ein Haar geküsst!
Ein angenehmer Schauer durchrieselte sie. Plötzlich fühlte sie sich gar nicht mehr so elend. Jake interessierte sich für sie. Der süßeste Junge von ganz Jaspers Landing, ach was, von ganz Arizona! Ihre Freundinnen drüben in L. A. würden ausflippen vor Begeisterung.
Doch ihre Aufmerksamkeit wurde sehr schnell von den immer lauter werdenden Stimmen abgelenkt, die aus dem Foyer des Palace zu ihr hinausdrangen.
"Tut mir leid, Mister, aber ich habe wirklich kein Interesse an Ihrem Film", hörte sie ihren Grandpa höflich aber bestimmt sagen. "Ein Horrorfilm ist, wie soll ich sagen, nun ja, nicht so ganz der Stil des Palace ."
"Ich will mich ja nicht in ihre Angelegenheiten einmischen, Mr. Stevens. Aber sind Sie wirklich sicher, dass Sie in ihrer Situation noch wählerisch sein dürfen?"
Colleen erstarrte. Sie kannte diese Stimme, diesen seltsamen Akzent. Kein Zweifel, er war es, dieser seltsame Fremde!
"Wie meinen Sie das?" Ihr Großvater klang jetzt eindeutig verärgert. "Hören Sie, Sie sagen, dass Sie sich nicht in meine Angelegenheiten einmischen wollen. Aber genau das tun Sie im Augenblick!"
"Sollte ich Sie beleidigt haben, tut es mir aufrichtig leid", versuchte der Fremde zu beschwichtigen. "Warum glauben Sie mir nicht, dass ich es lediglich gut mit Ihnen meine? Ich biete Ihnen die Gelegenheit, all Ihre Schwierigkeiten mit einem Schlag aus der Welt zu schaffen. Alles, was Sie tun müssen, ist, sie am Schopf zu packen."
"Und warum verstehen Sie nicht, dass ich kein Interesse an ihrem Angebot habe? Das kann doch so schwer nicht sein!"
"Also gut, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als Ihren Entschluss zu akzeptieren, so schwer mir dies auch fällt. Und falls Sie doch noch zur Vernunft kommen sollten, Sie wissen Sie ja, wo Sie mich finden können."
Als der Fremde zur Tür hinaustrat, zog sich Colleen rasch in den Schatten der Marmorsäule zurück. Sie wollte nicht, dass der Unheimliche sie sah. Warum, konnte sie selbst nicht so genau sagen.
Langsam, beinahe bedächtig, ging er die Stufen zur Straße hinunter. Als er etwa auf Colleens Höhe angelangt war, blieb er stehen und blickte sich um. Sie schauderte.
Trotz der lauen Sommernacht war ihr plötzlich eiskalt. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass er sie sehen konnte. Ja, als wäre der Blick seiner kalten Fischaugen in der Lage, die massive Säule zu durchdringen, hinter der sie sich verschanzt hatte. Für einen Moment wagte sie kaum zu atmen. Wie versteinert stand sie da und wartete ab. Dann endlich wandte er sich abrupt ab und ging weiter.
Erleichtert atmete Colleen auf, obwohl sie selbst nicht so recht verstand, warum ihr der mysteriöse Fremde so ein Unbehagen einflößte. Was war bloß los mit ihr? Sicher, der Mann machte nicht gerade einen besonders vertrauenserweckenden Eindruck, aber erklärte das wirklich ihre heftige Reaktion auf ihn? Sie war doch sonst nicht so schreckhaft …
Verwirrt über sich selbst schüttelte Colleen den Kopf. Dann atmete sie noch einmal tief durch und ging wieder zurück ins Foyer des Kinos. Was sollte sie auch hier draußen? Die romantische Stimmung, die die Luft noch vor ein paar Minuten erfüllt hatte, war jedenfalls verflogen.
Da konnte sie ebenso gut versuchen, ihren Grandpa ein wenig über den merkwürdigen Besucher auszuquetschen.
"Was wollte der Mann von dir, Grandpa?"
Jock, der gerade laut scheppernd den Getränkeautomaten des Foyers mit neuen Coladosen befüllte, machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ach, das war bloß irgend so ein Spinner. Sein Name
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