Vampiralarm (German Edition)
einmal so besonders. Es war etwas anderes, das ihre Nerven klingen ließ wie ein zum Zerreißen gespanntes Stahlseil. Denn es war nicht länger nur ein Bild, das an eine Wand projiziert wurde. Nein, es war vollkommen dreidimensional – als wäre die Leinwand ein Tor, das den Übergang in die Welt gestattete, die hinter ihr lag.
Und dann erschien jemand im Inneren des Tores. Zuerst dachte Colleen, es sei Damian. Gekommen, um sie aufzuhalten.
Doch eine Sekunde später erkannte sie ihren Irrtum.
Dennoch war dieser Mann kein Unbekannter für sie. Es war jemand, dem sie von Anfang an misstraut hatte.
Es war …
"Kopek!"
Er hielt etwas in der Hand, das wie eine straff gespannte Hundeleine aussah. Irritiert runzelte Colleen die Stirn. Was zur Hölle hatte das zu bedeuten?
Da zerrte Kopek auch schon mit einem diabolischen Grinsen brutal an der Leine – und ein Junge tauchte hinter ihm auf, taumelnd und keuchend. Mühsam nach Atem ringend, brach er vor Kopeks Füßen zusammen.
"Jake!"
Der Anblick ließ Colleen das Blut in den Adern gefrieren. Sie spürte, wie sämtliche Kraft aus ihrem Körper wich. Alles um sie herum begann sich vor ihren Augen zu drehen wie ein Jahrmarktskarussell, bis sie nur noch verschwommene Schemen wahrnahm.
Nein!
Und dann spürte sie, wie in ihrem Inneren alle Dämme brachen und ein Schrei, unaufhaltsam wie eine Flutwelle, ihre Kehle hinaufkroch.
"NEEEIIN!"
Colleen dachte nicht weiter nach, sondern stürmte aus dem Projektorraum. Sie rannte, so schnell sie konnte, Lara hinter ihr her, und als sie endlich den Kinosaal erreichten, ertönte gackerndes Gelächter. So hämisch und bösartig, wie kein menschliches Wesen es jemals ausstoßen konnte.
"Der Meister schickt mich, kleines Fräulein", sagte Tristan. In seinen toten Augen glomm ein triumphierendes Funkeln. "Er lässt dir ausrichten, dass er dich, für den Fall, dass du deinen jungen Freund hier und alle anderen jemals wiedersehen möchtest, in einer Stunde in seinem Schloss erwartet. Und denke stets daran: Es ist nicht nur der Herr, dem du Schaden zufügst, wenn du Dummheiten machst. Du triffst im selben Atemzug auch deine Freunde …"
Mit diesen Worten wandte er sich ab und zerrte Jake, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, erbarmungslos hinter sich her. Kurz darauf waren beide verschwunden.
Verschwunden in der Welt von Damian St. Clair.
Colleen fühlte sich wie betäubt. Sie hatte ja geahnt, dass Jake sich in Damians Gewalt befand. Doch mit ansehen zu müssen, wie bestialisch man ihn misshandelte, ließ etwas in ihrem Inneren zerbrechen.
"Colleen?" Sanft legte Lara eine Hand auf ihren Arm. Ihre Stimme schien wie aus weiter Ferne an Colleens Ohr zu dringen. "Immerhin sind sie noch am Leben, hörst du?"
Colleen schloss die Augen. Und als sie sie wieder öffnete, spürte sie, wie die Lebensgeister in sie zurückkehrten. Nein, so einfach würde sie sich nicht geschlagen geben. Sie würde kämpfen, zur Not bis zum letzten Atemzug!
Dann erhob sie sich und straffte die Schultern. "Ich geh da rein."
Die anderen Kids starrten sie fassungslos an, schwiegen aber. Wieder einmal war es der kleinen rothaarigen Mae überlassen, das Sprechen für sie alle zu übernehmen. "Überleg dir das gut, Colleen. Wir könnten die Filmrolle hier und jetzt zerstören, und der ganze Spuk wäre vorbei. Ein für alle Mal!"
Entsetzt schüttelte Colleen den Kopf. "Bist du wahnsinnig? Nein, das kommt gar nicht infrage! Das könnte ich nie und nimmer! Ich kann sie nicht einfach alle im Stich lassen. Jake, Pris und all die anderen. Es geht nicht anders. Ich muss da einfach reingehen!"
"Und ich komme mit!" Lara trat neben sie, ihr Blick war fest und unnachgiebig. "Versuch nicht, es mir auszureden. Es ist meine Schwester, die da drin gefangen gehalten wird!"
Mae seufzte. Sie wusste, dass sie geschlagen war – und ein Teil von ihr war froh darüber. Obwohl sie noch ein Kind war, war sie es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen. Ihre Ma und ihr Pa arbeiteten beide, und schon früh hatte sie sich um ihre jüngeren Geschwister kümmern müssen. Doch über Leben oder Tod so vieler Menschen zu entscheiden, war einfach zu viel für sie. Sie hoffte verzweifelt, dass Colleen und Lara einen Weg finden würden, sie zu retten.
"Also gut, ihr habt genau zwei Stunden Zeit. Danach werden wir den Film verbrennen." Leise fügte sie hinzu: "Ganz gleich, ob ihr bis dahin zurück seid oder nicht. Sorry, aber uns bleibt keine andere Wahl, wenn wir noch
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