Vampirblut (German Edition)
hilfreich sein. „Okay“, sagte ich noch, bevor Mr. Wilson uns einen warnenden Blick zuwarf.
An diesem Abend war unsere Premiere. Tucker war hoffnungslos aufgeregt. Und das nicht im Sinne von ängstlich, panisch. Nein, Tucker freute sich auf seine erste Begegnung mit einem Blutsauger, wie er sie zu nennen pflegte.
Ich war eher ängstlich. Schließlich wusste ich, was alles schief gehen konnte. Bisher hatte ich mich im Kampf gegen Vampire ja nicht gerade als besonders gut erwiesen.
Tucker war von meinem Können trotz meiner Bedenken überzeugt. Er meinte das Kendo-Training hätte bei mir für erheblichen Fortschritt gesorgt. Na ja, sein Vertrauen möchte ich auch haben. Aber eins war sicher, getan werden musste etwas. Und da wir diese Last kaum jemand anderem aufbürden konnten, waren wir nun die Wächter von Vallington. (Tuckers Formulierung)
Aus Dakota war schwer zu lesen. Ich wusste nicht, was sie von der Sache hielt. Bisher hatte sie geschwiegen und machte gute Miene zum bösen Spiel.
Wir liefen also zu dritt durch den abendlichen Park von Vallington. Dakota lief als Köder ein gutes Stück vor uns. Sie sollte die leichte Beute spielen und bei dem Angstgeruch, den sie verströmte, sollte wohl auch jeder Vampir in der Nähe sie ohne Weiteres als genau das erkennen dürfen.
Nervös drehte ich einen Holzpflock in meinen Händen. Da mir das Schwert irgendwie immer noch nicht so geheuer war, hatte ich mich für den Vampirkiller der ersten Wahl entschieden.
Tucker hatte sich für ein Schwert entschieden, das er jetzt ganz wie Blade unter einem langen Mantel versteckte. Bestimmt würde er vor Hitze umkommen, bevor wir auf einen Vampir trafen. Dakota trug auch einen Pflock bei sich und ein Fläschchen Weihwasser.
„Nur für alle Fälle“, hatte ich ihr gesagt.
Sie verzog das Gesicht sarkastisch. „Klar, als ob mir das was nützen würde.“
Wir liefen also gemächlich unsere Runden durch den Park, ohne dass sich auch nur ein Vampir zeigte, als hinter uns jemand panisch schrie. Mit einem Ruck wendete ich mich in die Richtung, aus der der Schrei kam, und rannte los.
Noch konnte ich nichts sehen, aber ich wusste, wenn ich um die nächste Kurve bog, dann würde dort ein Vampir stehen, der gerade versuchte sein Opfer zu beißen. Ich konnte seinen Geruch schon deutlich wahrnehmen.
Der Vampir hielt ein junges Mädchen im Arm und blickte mich knurrend an. „Das hier ist meine. Such dir selber was zum Beißen.“
„Oh. Du verstehst das nicht richtig, das hab ich gar nicht vor“, gab ich so locker wie möglich zurück. Verzweifelt überlegte ich, wie ich jetzt an den Vampir herankommen sollte, da er das Mädchen vor seinem Körper hielt.
Wieder knurrte der Vampir tief aus seiner Brust, dann warf er sein Opfer zur Seite. Dumpf schlug das Mädchen auf den Boden auf und wimmerte.
Na geht doch, dachte ich mir. Hinter mir hörte ich eilige Schritte. Tucker kam keuchend angelaufen. Ich stürmte auf den Vampir zu, der mich immer noch wütend anblickte. Mein erster Tritt landete in seiner Magengrube. Ich wartete nicht auf seine Reaktion, sondern schlug dem Vampir, der sich schockiert den Magen hielt, gleich von unten mit der Faust ins Gesicht.
Wieder knurrte dieser. „Was soll das?“
Er hatte wohl noch immer nicht begriffen, dass ich kein Vampir war. Aber jetzt holte er zum Schlag aus und traf mich am Kinn. Ich ignorierte den Schmerz und zog meinen Pflock aus der Tasche. Als der Vampir diesen sah, riss er schockiert die Augen auf. Ich zuckte die Schultern. „Tja, tut mir leid dir das sagen zu müssen, aber gleich bist du Asche.“
Tucker erreichte uns mit dem Schwert in der Hand. Nervös huschte der Blick des Vampirs zwischen uns hin und her.
Dakota kniete sich neben das Mädchen, das noch immer wimmernd auf dem Boden kauerte. „Gleich ist es vorbei“, sagte sie beruhigend zu ihr, doch in ihren Augen stand die Panik.
Gerade wollte mein Gegner weglaufen, als ich mich in Vampirgeschwindigkeit hinter ihm aufstellte, um ihm den Weg zu versperren. Ich war fest entschlossen, ihn hier nicht wegkommen zu lassen.
Tucker griff unser Opfer von vorne an. Ich versetzte ihm einen Tritt von hinten in die Knie. Seine Beine gaben nach und er stolperte auf Tucker zu und riss ihn mit sich zu Boden. Ich setzte gleich nach und rammte dem Vampir den Pflock von hinten ins Herz.
Sekunden später war Tuckers Mantel mit Staub bedeckt.
Wir mussten beide lachen.
Zugegeben, einen Oskar hätten wir für diese Vorstellung nicht
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