Vampirblut (German Edition)
und zog mich hoch, ohne auf eine Antwort zu warten. Er nahm mich an der Hand und ging die drei Schritte auf eine alte Jukebox zu, die in einer Ecke stand und irgendwie trostlos wirkte. Er warf eine Münze in die Box, tippte flink eine Zahl ein und zog mich an seine Brust. „Summer Wine, ich mag die Version mit Nancy Sinatra.“ Er legte seine Arme um meine Taille und ich meinen Kopf auf seine Brust, so tanzten wir schweigend.
Ich hätte die ganze Nacht so an ihn geschmiegt tanzen können, doch William schlug vor, dass wir alle noch einmal zu Hause bei unseren Familien vorbeigehen sollten. Nicht um zu sagen, was wir vorhatten, nur um uns das Gefühl zu geben, Abschied zu nehmen, falls doch etwas schief gehen sollte. Wahrscheinlich würde keiner von uns an Schlaf denken können, aber wir stimmten bereitwillig zu. Etwas Ruhe würde uns allen gut tun. William verbrachte die Nacht bei mir, er hielt mich im Arm und mit dem Kopf auf seiner Brust, fielen mir doch irgendwann die Augen zu.
Mein Traum führte mich in die Höhle. Dorthin, wo sich das Tor befand. Echnaton stand vor dem Tor – der silbernen Scheibe, mit der alles begann. Ich ließ meinen Blick durch die Mine streifen. An den Wänden waren flackernde Fackeln angebracht, die zuckend ihr Licht in den Raum um das Tor abgaben. Der Berg aus Geröll war verschwunden. Ein Tisch stand an einer der steinernen Wände. Darauf verteilt Waffen, Dokumente und die gestohlenen Bücher aus Williams Bibliothek.
Echnaton stand in der Mitte eines Pentagramms, das mit weißer Farbe auf den Boden der Mine gemalt wurde. Auf jeder Spitze, des Pentagramms lagen blutige Klumpen Fleisch. Herzen. Menschliche Herzen. Da war ich mir sicher. Daneben standen Kerzen. Schwarze Kerzen, die ihre Flammen hochwarfen, bis fast an die Decke der Höhle. Fast wie Flammenwerfer. Er murmelte Worte in einer Sprache, die ich nicht kannte. Mit einem Dolch ritzte Echnaton sich in die Handfläche. Dann spritzte er Blut in Richtung einer jeden Spitze des Pentagramms.
Ein Strudel aus tiefem Schwarz entstand in der Mitte des Pentagramms. Ähnlich dem aus meinem Traum. Dann schien sich mein Traum zu wiederholen. Erst konnte ich die riesigen Augen sehen, dann das Maul mit den mächtigen Zähnen und dann die ganze groteske Fratze, die mir die nackte Angst in die Knochen trieb. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Pure Panik erfasste mich. Ich wollte wegrennen, konnte es aber nicht.
„Aton!“, rief Echnaton.
Die Fratze, durchscheinend wie ein Geist, flackerte kurz auf. Ein Grollen ertönte von überall her. Ich erschauderte. Der Mund der Fratze begann sich zu bewegen, als spräche er, doch die Worte drangen aus allen Richtungen auf mich ein.
„Nicht genug Opfer!“, rief das Monster laut.
Echnaton senkte demütig den Kopf. „Ich weiß Herr. Aber sie macht es uns schwer. In den Wald kommen kaum noch Touristen. Alle haben Angst. Nicht nur wegen der Verschwundenen, auch weil sie instinktiv fernbleiben.“
„Dann aus den umliegenden Gemeinden. Oder willst du behaupten, da gibt es keinen Abschaum mehr. Ohne sie kann ich nicht freikommen.“
Wieder senkte Echnaton seinen Kopf. „Das Mädchen ... Sie ist stärker als angenommen. Sie vernichtet unsere Krieger.“
„Dann bring es endlich zu Ende!“
Der Schwarze Strudel vermischte sich mit der Fratze des Grauens und verschwand. Sofort wurde ich zurück katapultiert in meinen eigenen Körper.
Wir standen vor dem Eingang der Höhle. Mitten im Yosemite Nationalpark. Dort wo unser gemeinsames Schicksal seinen Anfang genommen hatte.
Dakota hatten wir völlig aufgelöst in der Zentrale zurückgelassen. Schon unsere Vorbereitungen zu beobachten, hatte sie schwer mitgenommen. Immer wieder musste Tucker beruhigend auf sie einwirken. Erst als William ihr versprochen hatte, nicht von Tuckers Seite zu weichen, konnte sie sich etwas beruhigen. Ich wollte jetzt ungern in ihrem Körper stecken. Einfach so dazusitzen, nix zu tun zu haben, das musste schlimmer sein, als in den Kampf zu ziehen. Der Kampf würde uns Ablenkung bieten, aber sie? Sie hatte nichts als darauf zu warten, dass wir wiederkommen würden.
Wir hatten uns hinter einer Gruppe alter Mammutbäume versteckt und lauschten jetzt Williams letzten Anweisungen. Tuckers Aufgabe waren die Wachposten vor dem Eingang – zwei Vampire. Danach sollte er verhindern, dass jemand in die Höhle oder aus ihr herauskam.
Meine Aufgabe war es, das Pentagramm inklusive der Herzen zu zerstören – brrr -, während
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