Vampirblut (German Edition)
verwandelt. Ich fühlte mich so hilflos wie in einem meiner Albträume.
Echnaton stand noch immer vor mir. Auch er schien erstarrt. Sein Körper schien in dem Moment erstarrt zu sein, in dem ihn das Licht getroffen hatte. Nur seine Augen zuckten wild umher. Sie waren das Einzige, was mir zeigte, dass er noch immer lebte.
Plötzlich flog Tucker mit gerade ausgestreckten Beinen an mir vorbei. Mit den Füßen traf er Echnaton im Bauch und stieß ihn so in das schwarze Loch. Mein Magen begann zu rebellieren. Ich konnte spüren, wie die Magensäure sich nach oben arbeitete.
Das Letzte, was ich sehen konnte, bevor ich ohnmächtig wurde, waren die roten Augen, die aus dem Strudel auf mich zu kamen. Mit einem lauten „Wusch“ schloss sich das Loch und ich schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf.
Ich erwachte mit hämmernden Kopfschmerzen, die noch um einiges stärker wurden, weil mir jemand mit der Hand ins Gesicht schlug. „Dakota, schon gut. Ich bin wach“, flüsterte ich tonlos.
„Das wird ja auch Zeit. Ich dachte schon, du wärst in ein Koma gefallen“, schimpfte sie.
„Wie geht es dir“, krächzte ich und rieb mir eine schmerzende Stelle am Hinterkopf.
„Gut. Tucker ist auch Okay. Er steht hinten bei William. Um den mache ich mir mehr Sorgen.“
„Wieso?“, fragte ich plötzlich hellwach.
„Er steht da. Er steht einfach nur da und sagt nichts.“
Mühsam erhob ich mich vom Boden und sah mich nach William um, der immer noch an der Wand stand, an die er durch den Lichtstrahl des Kreuzes geschleudert wurde. William wirkte wie eine Statue. Weder sein Körper noch sein Gesicht regte sich. Er starrte einfach nur ins Leere. Konnte es sein, dass er einen Schock erlitten hatte. Konnten Vampire überhaupt einen Schock bekommen?
Langsam stolperte ich auf ihn zu. In meinem Kopf schwirrte alles. Jeder Schritt bewirkte, dass sich der Schmerz noch einmal verstärkte. Ich hob die Hand, legte sie an Williams Wange und streichelte ihn sanft.
William zuckte zurück, warf mir einen wirren Blick zu und löste sich von der Wand. Er ging an mir vorbei, ohne mich weiter zu beachten, blickte sich im Raum um und blieb hinter mir stehen. Seine Hände legten sich um meinen Hals und drückten zu.
Erschrocken röchelte ich, nach Luft ringend. Ich schob meine Finger zwischen seine Hände und die Haut meines Halses. Dann löste ich seinen eisernen Griff und drückte seine Arme nach unten.
Wieder starrte William ins Leere.
„Sammelt die Bücher ein. Wir verschwinden hier“, befahl ich Dakota und Tucker.
„Aber was ist mit William?“, fragte Dakota.
„Der wird schon wieder. Ich denke, er steht nur unter Schock. Vielleicht braucht er nur Blut“, sagte ich unsicher.
Dakota und Tucker klaubten die Bücher zusammen, die genau wie in meinem Traum, auf einem Tisch an einer der Wände des Ganges lagen. Danach sammelten sie noch unsere Waffen vom Boden der Mine auf.
Ich musterte das Tor. Es sah aus, wie beim ersten Mal, als wir hier unten gewesen waren. Nichts wies darauf hin, dass dahinter Tausende Monster darauf warteten, die Menschheit zu vernichten. Für einen kurzen Moment wollte ich darauf zugehen und es berühren, mich vergewissern, dass es wirklich verschlossen war. Aber, bei der Vorstellung meine Hände auf dieses Ding zu legen, durchlief mich ein Schauer. Ich schloss die Augen, dann wandte ich der Scheibe den Rücken zu. Morgen konnte ich immer noch darüber nachdenken, was wir mit diesem Ding machen würden.
Zu meinen Füßen lag die Athame mit der Echnaton mir die Hand aufgeschnitten hatte. Der Schnitt brannte noch immer in meiner Hand. Genau, wie der Dämon es gesagt hatte, hatte die Wunde sich nicht verschlossen. Zumindest blutete sie nicht mehr. Also hatte ich Hoffnung, dass sie irgendwann auch wieder heilen würde. Ich bückte mich, hob sie auf, warf ihr einen wütenden Blick zu und steckte sie in die Gesäßtasche meiner Hose. Dann griff ich nach Williams Hand und zog ihn hinter mir aus der Mine.
Auf dem ganzen Weg aus der Mine und durch den Nationalpark trafen wir nicht einen Vampir oder Dämon. Sie alle schienen, wie vom Erdboden verschluckt. Wahrscheinlich hatten sie das Weite gesucht, nachdem Echnaton besiegt worden war. Ohne einen Anführer, der ihnen sagte, was sie zu tun und zu lassen hatten, schienen sie wohl keine Lust mehr zu haben, länger hier zu bleiben.
William lief schweigend neben mir her. Auch Dakota und Tucker fanden keine Worte. Doch mit jedem Schritt weg von der Mine, wuchs in uns
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