Vampirblut (German Edition)
Wangen.
„Du hast geschrien“, wiederholte sie sich.
„Oh, ich hab nur schlecht geträumt. Nichts von Bedeutung“, versicherte ich ihr, noch immer etwas benommen.
„Wie nichts von Bedeutung klang das für mich nicht. Eher als hätte jemand versucht, dich zu töten.“ Ihr Blick wirkte besorgt.
„Es war wirklich nichts. Alles in Ordnung“, beschwichtigte ich sie mit etwas schärferem Ton. Mir war es unangenehm, sie plötzlich als besorgte Mutter zu erleben. Eigentlich war ich der Part in unserer Beziehung, der tröstete und Mut machte. „Was machst du hier?“, fragte ich mürrisch.
„Ich wollte mir ein Glas Wasser holen, da hab ich dich gehört, mehr nicht“, antwortete sie mir jetzt säuerlich. „Dann geh ich eben wieder.“ Ihre Haare fielen im warmen Wellen bis auf ihre Schultern hinunter. Selbst frisch aus dem Bett gekommen, war sie noch immer schön, stellte ich mürrisch fest. Einmal möchte ich aufstehen, ohne, dass meine kastanienbraunen Locken sich in einen Afrolook verwandelt hatten.
Als sie wieder gegangen war, nahm ich mein Kissen, wendete es auf die andere Seite – mein kleines Ritual, wenn ich schlecht geträumt hatte – und schlief bis zum Morgen ohne weitere Zwischenfälle.
Früh morgens fuhr ich mit Dakota nach Mariposa auf Shoppingtour. Mariposa war die einzige größere Stadt in der Nähe, und schon wegen der Boutiquen den weiten Weg von über einer Stunde wert. Ich war dankbar für einen Tag weit weg von meiner Mutter, die wohl aus dem schlechten Gewissen heraus, weil sie mich nach Vallington verschleppt hatte, beschlossen hatte, endlich ihren Job als Mutter ernst zu nehmen. Für meinen Geschmack kam diese mütterliche Fürsorge reichlich spät.
Da die Fahrt etwas dauerte, hatte Dakota die Chance mich ausgiebig zu meinem nicht vorhandenen Liebesleben zu befragen. Nachdem ich ihr glaubhaft erklärt hatte, dass sie da nichts verpasst hatte, wechselte sie das Thema auf Tucker, wofür ich ihr dankbar war.
Ich gab mir Mühe ihr zu folgen, meine Gedanken schweiften aber des Öfteren zu William ab, der in meinem Kopf eine größere Rolle spielte, als es mir lieb war. Er weckte in mir Gefühle, die mir völlig fremd waren. Dabei kannte ich ihn gar nicht. Aber er hatte etwas an sich, was mich magisch anzog. An seinem überirdisch guten Aussehen allein konnte das nicht liegen, aber ich kam nicht darauf, was es war. Diese Gefühle verwirrten mich zutiefst, wusste ich es doch besser, dass Liebe nur schmerzlich ist.
Mariposa ist eine Siebzehntausend Einwohnerstadt, und damit die Größte im näheren Umkreis von Vallington. Zum Shoppen also genau das Richtige. Der Himmel war blau und es war warm. Unglaublich warm. Aber das sollte uns nicht stören. Zum Glück waren die meisten Boutiquen auf der Shoppingmeile mit Klimaanlagen ausgestattet. Eigentlich hatten wir nicht wirklich vor etwas zu kaufen. Wir wollten uns nur die Zeit vertreiben.
Dakota hatte sichtlich Spaß am ausprobieren von sämtlichen Make-up Artikeln, die unseren Weg kreuzten. Sie führte mir an die fünfzig Kleider vor und unzählige Hosen, in denen sie durchweg eine tolle Figur machte.
Ich wartete geduldig, bis sie ein Kleid gefunden hatte, welches ihr perfekt erschien. Am Ende hatten wir jede ein passendes Kleid für den nächsten Herbstball - auch wenn dieser noch etwas hin war und wir uns bis dahin wahrscheinlich doch noch umentscheiden würden.
Unsere Kleider waren sehr ähnlich aber doch nicht die gleichen. Obwohl wir es als Kinder liebten, die gleichen Sachen zu tragen, waren wir jetzt langsam aus dem Alter heraus uns wie Zwillinge zu kleiden. Witzig war, viele hielten uns tatsächlich für Zwillinge. Genau genommen sahen wir uns sehr ähnlich. Die Figur, die Größe, dieselben langen Haare – ihre nur Nuancen heller –, fast das gleiche Gesicht.
Manchmal nutzten wir diesen Umstand sogar aus und stellten uns auch als Zwillinge vor. Es war eine Art Spielerei von uns. Der Effekt war noch überzeugender, wenn wir unsere Sachen getauscht hatten. So hatte sogar mein Großvater Dakota schon für mich gehalten.
Zu neuen Kleidern gehören natürlich auch noch neue Schuhe. Unser nächster Weg führte uns also in einen Schuhladen. Auch hier traf Dakota die Auswahl für mich mit. Am Ende des Tages waren wir beide für das Fest ausgestattet und ich hegte den heimlichen Wunsch mich wieder in der Mine zu vergraben, nur um endlich wieder nach Hause zu kommen.
Auf dem Heimweg machten wir noch mal Ha lt bei McDonalds. Dakota
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