Vampirblut (German Edition)
lagen.
Dämonen, stand auf dem ledernen Einband. Ich griff danach und blätterte etwas darin. Das Buch war angelegt wie eine Enzyklopädie der Dämonen. Auf der linken Seite war jeweils eine Skizze eines Dämons, auf der rechten eine Beschreibung mit dem Namen der Rasse, ihren Besonderheiten und zum Schluss waren einige Vertreter der Rasse namentlich aufgelistet.
Meine Hände zitterten aufgeregt, als ich auf eine Seite stieß, auf der eine Zeichnung von Echnaton war. Woral-Dämon stand da. Ein sehr alter, mächtiger Dämon. Der letzte seiner Rasse, vielleicht auch der Einzige, den es jemals gab. Hält sich für einen Gott. Herrscher über die Unterwelt. Vor der Menschheit herrschte er auch über weite Teile der Erde.
Besonderheit: Kann sowohl körperlos als auch körperlich auftreten. Im körperlosen Zustand ist er aber machtlos, deswegen bevorzugt er es von einem Menschen Besitz zu ergreifen. Erst einmal besessen ist es nicht mehr möglich den Menschen zu retten, da Echnaton seinen Körper wandelt. Innerhalb weniger Tage ist die Wandlung abgeschlossen.
Kräfte: Verfügt über übermenschliche Kräfte. Nahezu unverletzbar. Wunden heilen fast sofort wieder. Im körperlosen Zustand unbesiegbar.
Unter dem Bild von Echnaton war ein Satz gekritzelt, auf den ich mir keinen Reim machen konnte. Er sah aus wie nachträglich dazu geschrieben. Nicht so fein säuberlich wie der Rest des Buches: RATEV hat ein Auge darauf.
„Ratev, wer ist das?“, fragte ich William.
„Ratev?“
„Ja, das steht hier unter Echnatons Bild.“
„Zeig mal.“ William griff nach dem Buch und sein kühler Atem strich mir über die Wange, was mein Herz sogleich dazu veranlasste, wieder heftig gegen meinen Brustkorb zu klopfen. William duftete köstlich, was mir früher gar nicht so aufgefallen war. Es schien, als würden meine Vampirkräfte noch immer reifen.
„Hmm, ich weiß nicht. Keine Ahnung was das bedeutet, aber ich denke, dass soll ein Hinweis meines Vaters auf irgendetwas sein. Nur was?“ William rieb sich mit der Hand über das Kinn.
„Vielleicht gibt es in dem Buch einen Ratev?“, schlug ich vor.
William blätterte die Dämonenenzyklopädie durch, während ich mir noch einmal das Buch vom Nachmittag durchnahm, in dem der Hinweis auf das Tor war. Leider ohne Erfolg.
„Vielleicht sollten wir Ratev mal googeln?“, sagte ich.
„Googeln?“
„Ja, im Internet.“
„Ach so, ich hab keine dieser Höllenmaschinen.“ „Höllenmaschinen?“ Ich lachte.
„Ja, ich kann mit den Teilen nicht umgehen. Ich hab ja noch nicht mal einen Fernseher. Verstehe das Interesse der Menschen nicht, die Stunden vor diesen Kästen verbringen.“
„Ja, du kommst eindeutig aus einer anderen Zeit“, sagte ich und grinste. „Ich schau morgen mal zu Hause, was das Internet hergibt. Oder wir bitten Dakota ihr Notebook mitzubringen, am Nachmittag.“
„Ich denke, du solltest jetzt schlafen gehen, nicht, dass deine Mutter noch auf Hintergedanken kommt, wenn du völlig übernächtigt nach Hause kommst, morgen.“ Über Williams Gesicht huschte ein neckisches Lächeln.
William hatte recht. Größere Sorgen als um meine Mutter, machte ich mir aber um meine Großmutter. Mich ließ die Frage nicht los, warum meine Großmutter so heftig darauf reagierte, dass ich hier bei William war. Ich war jetzt aber zu müde, um weiter darüber nachzugrübeln.
Als ich am frühen Morgen in die Küche hinunter kam, um mich von William zu verabschieden, lag da nur ein Zettel auf dem Tisch, auf dem stand, dass William nach Mariposa unterwegs war, um in der Stadtbibliothek einige Nachforschungen zu machen.
Ich war etwas enttäuscht ihn nicht zu sehen, aber verstand natürlich, dass das wichtiger war. Nach Williams Meinung, blieben uns nur noch wenige Wochen bis Echnaton versuchen würde das Tor zu öffnen, wenn man davon ausging, dass er das Ritual und was er dazu benötigte, auch anderswo fand. Immerhin wussten ja noch nicht einmal wir, wo es sich befand. Obwohl Echnaton sich sicher war, dass er es bei William finden würde.
Aus der Bibliothek vernahm ich ein Poltern. Langsam ging ich auf die schwere Eichenholztür zu, die gegenüber der Küche lag. Vielleicht war William ja doch schon zurückgekehrt, oder noch gar nicht abgefahren.
Ob er überhaupt ein Auto besaß, fragte ich mich. Vielleicht brauchte er ja gar kein Auto um sich schnell von einem Ort zum anderen zu bewegen? Wie lange ein Vampir wohl in so hoher Geschwindigkeit rennen konnte, oder besser noch,
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