Vampirblut (German Edition)
öffnete. Meine Mutter stand im Flur, vor meinem Zimmer. „Ich wollte nur kurz nach dir sehen, bevor ich auf Arbeit gehe. Wie geht es dir heute?“, fragte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
„Gut“, antwortete ich knapp.
„Wie verlief denn der gestrige Abend?“, hakte sie immer noch grinsend nach.
„Ruhig.“
„Wann triffst du dich wieder mit William?“
„Großmutter hat es mir verboten“, stieß ich geknickt hervor. Nicht, dass ich vorhatte, mich an das Verbot zu halten, aber ich konnte ja wenigstens so tun als ob.
„Hab ich mir fast gedacht. Wenn ich nur wüsste, warum sie William nicht mag. Ich finde ihn ganz nett.“
„Ja, mir sagt sie auch nichts. Nur dass er gefährlich wäre.“
Meine Mutter riss erstaunt die Augenbrauen hoch. „Gefährlich?“
„Ja, sie denkt er hätte was mit den verschwundenen Wanderern zu tun. Völlig absurd, schließlich war ich die letzten zwei Tage ja ständig mit ihm zusammen und die letzten drei Wanderer verschwanden erst gestern Nachmittag“, gab ich entschlossen zurück.
„Sicher hast du recht.“ Meine Mutter schien darüber nachzugrübeln. „Von mir bekommst du die Erlaubnis dich weiter mit William zu treffen“, sagte sie einen Augenblick später. „Ich sehe doch, dass er dir wichtig ist.“
Ich wunderte mich, dass sie überhaupt darüber nachgedacht hatte, aber mit einer anderen Antwort als dieser, hatte ich eigentlich nicht gerechnet.
Ich musterte sie zufrieden und irgendwie, war ich auch ein bisschen stolz auf sie. Sie versuchte wirklich, ihre Rolle als Mutter wahrzunehmen.
Sie küsste mich auf die Wange und ging.
Ich verschloss die Türe wieder, als es hinter mir klopfte. Erschrocken wirbelte ich herum. Am Fenster stand William.
„Man sollte dir ein Glöckchen umbinden, damit man hört, wenn du kommst“, sagte ich schnippisch.
„Du solltest deine Kräfte besser kontrollieren, was wenn ich ein Mensch gewesen wäre“, gab er grinsend zurück.
Durch den Schreck hatte ich mich zu schnell umgedreht.
„Als ob ein Mensch zum Fenster herein kommen würde.“ Gespielt vorwurfsvoll runzelte ich die Stirn.
William lachte, als er sah, wie rot ich wurde.
Schmetterlinge flatterten durch meinen Bauch. Ob sich das jemals geben würde, wenn ich in Williams Nähe war?
„Ich habe deinen Brief gefunden. Hat er dir was getan?“ Er glitt auf mich zu und untersuchte prüfend meinen Hals.
Automatisch ging ich ein paar Schritte rückwärts. „Nein, alles in Ordnung.“ Ihm so nah zu sein, kostete meinem Körper eine Menge Anstrengung. Es war so ein verwirrendes Auf und Ab der Gefühle, wie ich es noch nie in meinem Leben verspürt hatte.
William ignorierte meinen Fluchtversuch, griff nach meiner Hand und zog mich mit sich auf den Rand meines Bettes.
Er hatte seine Finger mit meinen verschränkt, und ich fühlte die Kälte seiner Haut. Irgendwie roch er heute anders als noch gestern. Ich schnupperte und überlegte. „Du riechst anders“, stellte ich fest.
„Ich war jagen. Heute gab es Bär“, lachte er.
Aha, das wird es sein, dachte ich. Nervös spielte ich mit den Fingern meiner freien Hand. „Was hast du herausbekommen?“
„Nichts, kein Ratev. Auch nicht in den alten Indianerlegenden der Gegend hier.“
„Ich hab auch nichts gefunden. Nur immer wieder mehrere Hinweise auf die Sonne. Echnaton bedeutet, der dem Aton nützt. Aton ist ein ägyptischer Sonnengott. Eine Sonne ist auch auf dem Tor. Und Echnaton will das Ritual wohl an Samhain durchziehen.“
„Ja, Samhain ist der Abschied von der Sonne“, dachte William laut nach. Unbewusst zog er meine Hand an seine Lippen und hauchte mir einen zarten Kuss auf die Knöchel meiner Finger. Meine Haut kribbelte und mein Magen schien in Flammen zu stehen. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, dann strich er mir zärtlich über das Gesicht. Wieder kribbeln auf der Haut, Flammen im Bauch. „Interessante Reaktion“, sagte William grinsend.
Schneller als bei einer Explosion stieg mir die Hitze ins Gesicht und ich schnappte nach Luft.
Er legte mir seine kalten Finger unter das Kinn und hob meinen Kopf an, sodass ich ihn anblicken musste. Mit dem Daumen strich er mir zärtlich über die Wange. „Ich sehe dich heute Nachmittag zum Training.“ Noch bevor ich etwas entgegnen konnte, war William zum Fenster heraus verschwunden und meine Hand brannte leer. Ich seufzte, freute mich aber schon auf den Nachmittag.
Unser Training verlief wie schon beim letzten Mal. William unterrichtete
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